Probleme bei 7-Tagesinzidenz angeblich jetzt behoben
Auf erneute Anfrage von OM online ist jetzt klar: Eine penible Datenerfassung des Cloppenburger Gesundheitsamtes hat in Hannover für ein Missverständnis gesorgt.
Matthias Bänsch | 28.10.2020
Auf erneute Anfrage von OM online ist jetzt klar: Eine penible Datenerfassung des Cloppenburger Gesundheitsamtes hat in Hannover für ein Missverständnis gesorgt.
Matthias Bänsch | 28.10.2020
Die Berechnung der 7-Tagesinzidenz für den Landkreis Cloppenburg hat immer wieder für Verwirrungen gesorgt. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Denn: Offenbar ist nach einer Anfrage von OM online die Ursache für die mehrfachen und teils gravierenden Korrekturen endgültig gefunden worden. Die kurze Antwort: Es gab zwischen Cloppenburg und Hannover ein Verständigungsproblem, das in dieser Woche beseitigt wurde. Die 7-Tagesinzidenz ist ein wichtiger Messwert für das Infektionsgeschehen. Die Berechnung: Es werden die Neuinfektionen der letzten 7 Tage genommen und auf 100.000 Einwohner umgerechnet. Der Wert ist aber längst nicht nur eine wissenschaftliche Erhebung. Durch die überarbeitete Corona-Verordnung des Landes Niedersachsen entscheidet allein diese Zahl darüber, ob es Einschränkungen im alltäglichen Leben geben muss. Denn es gibt Grenzwerte: Übersteigt der Messwert die 35er-Grenze, sollen erste Maßnahmen geprüft und ergriffen werden. Oberhalb von 50 werden diese verschärft und ausgeweitet. Der Landkreis Vechta hat zum Beispiel auch noch den 100er-Grenzwert in seiner Allgemeinverfügung fixiert. Nun ist derzeit der Landkreis weit jenseits all dieser Grenzwerte. Das Landesgesundheitsamt hat am Mittwoch für den Landkreis Cloppenburg eine Inzidenz von 217,4 gemeldet. Und derzeit sieht es auch nicht danach aus, dass die hohen Infektionszahlen sinken werden und die 7-Tagesinzidenz über Corona-Maßnahmen entscheidet. Denn im Landkreis Cloppenburg gilt eine Allgemeinverfügung, die unabhängig von der Höhe des Wertes bis zum 8. November gelten soll - sofern keine neue Verordnung in Kraft treten wird. Nichtsdesto trotz: Die 7-Tagesinzidenz gehört für die Bürger des Landkreises mittlerweile zur täglichen Nachrichtenlage. Eine eigene 7-Tagesinzidenz wollte und will der Landkreis Cloppenburg - im Gegensatz zum Nachbarkreis Vechta - nicht veröffentlichen. Begründung: Allein die aus Hannover gemeldete Zahl sei entscheidend dafür, ob und wenn welche Maßnahmen zur Eindämmung von weiteren Infektionen ergriffen werden müssen. Außerdem würde eine abweichende Zahl für unnötige Verwirrung sorgen - zumal schon das Robert-Koch-Institut eine eigene 7-Tagesinzidenz meldet. Die Abweichungen kommen durch abweichende Berechnungsarten und sogar unterschiedliche Datensätze bei den Einwohnerzahlen der Kreise zustande. Umso verwunderlicher ist, dass zum Beispiel am vergangenen Wochenende die bereits gemeldeten 7-Tagesinzidenzen nachträglich korrigiert wurden - und zwar deutlich nach oben, und deutlich weit in der Vergangenheit. Teilweise erstreckten sich die Korrekturen über drei zurückliegende Wochen. OM online hatte mehrmals beim Landesgesundheitsamt in Hannover angefragt, wie es zu diesen Änderungen kommen konnte - auch aus eigenem Interesse. Denn durch die nachträglichen Korrekturen entsprach der Informationsgehalt der Nachrichten vom Vortag nicht mehr den Tatsachen. Ganz im Gegensatz zu Vechta: Dort waren nachträgliche Korrekturen bislang die absolute Ausnahme. Der Sprecher des Landesgesundheitsamt erklärte die Änderungen damit, dass die digitalen Fallakten gewissen Anforderungen entsprechen müssten, ehe sie in der Berechnung berücksichtigt werden. Für Schlagzeilen sorgte vergangene Woche dann zusätzlich ein Fehler in der Datenübertragung von Cloppenburg nach Hannover. Erst nach einigen Tagen ist aufgefallen, dass 91 Coronafälle in Leitung steckenblieben, weil ein Software-Update des Meldesystems im Verborgenen die Übertragung verhinderte. Doch auch nach dieser Datenpanne blieb es dabei: Weiterhin wurden die gemeldeten Inzidinzwerte nachträglich nach oben korrigiert. Aufgrund einer erneuten Anfrage von OM online sind jetzt Mitarbeiter des Cloppenburger Gesundheitsamtes und des Landesgesundheitsamtes auf Ursachenforschung gegangen und fündig geworden: In das EDV-Programm trägt das Cloppenburger Gesundheitsamt nicht nur die positiven Fälle ein, sondern auch die so genannten K1-Kontakte - also die engen Kontaktpersonen von Infizierten, die unter Quarantäne gestellt werden. Und ausgerechnet diese penible Daten-Erfassung von K1-Kontakten hat zur Unzuverlässigkeit der Inzindenz-Meldungen geführt. Denn: "Dem Landesgesundheitsamt war diese Erfassung nicht klar", erklärt Beumker . Die Folge ist für die Berechnung des Corona-Messwertes allerdings gravierend - es lässt sich am einfachsten mit einem theoretischen Beispiel erklären. Max Mustermann ist am 15. Oktober als enge Kontaktperson unter Quarantäne gestellt worden, weil seine Lebensgefährtin positiv getestet wurde. Das Gesundheitsamt erfasst ihn an diesem Tag im Meldesystem. Während der Quarantänezeit wird Max Mustermann am 22. Oktober positiv getestet. Während das nun ein aktueller neuer Coronafall ist, markiert ihn das Landesgesundheitsamt zwar im System - aber unter dem Datum 15. Oktober, der Tag, an dem er erstmals erfasst wurde. Ab sofort soll diese Art der Daten-Erfassung berücksichtigt werden: "Der Landkreis Cloppenburg und das Landesgesundheitsamt haben sich jetzt über eine einheitliche Vorgehensweise für die Zukunft verständigt, um diese langfristigen Korrekturen nach Möglichkeit abzustellen", erklärte Beumker. "Das System macht uns in letzter Zeit zunehmend Probleme. Es gibt leider keine einheitliche leistungsfähige Software." Davon unabhängig berichtet Beumker aber auch, dass das bisherige Meldesystem nicht einwandfrei funktioniere: " Es macht uns in letzter Zeit zunehmend Probleme. Es gibt leider keine einheitliche leistungsfähige Software für die Gesundheitsämter in Deutschland, die auf ein solches Infektionsgeschehen eingestellt ist." Wie bereits berichtet, gibt es derzeit Pläne, dass sich das ändern soll. Das Robert-Koch-Institut arbeitet bereits an einer neuen Software. Mit dem System "DEMIS" soll laut RKI "der Aufwand für die Meldenden und die zuständigen Behörden reduziert werden und Informationen zu auftretenden Infektionskrankheiten künftig schneller bei den Verantwortlichen in den Gesundheitsämtern, den zuständigen Landesbehörden und am RKI vorliegen.“ Wann das Programm an den Start gehen soll, ist aber noch unklar.Die Zahl ist fester Bestandteil der Nachrichtenlage
Datenpanne rückte die Berechnung in den Fokus
Penible Erfassung sorgte für Missverständnis
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