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Nicht jeder Blitz trifft den Richtigen

Kolumne: Wer mit dem Auto zu schnell unterwegs ist, muss irgendwann mit einer Strafe rechnen. Was ist aber eigentlich, wenn man zu langsam ist?

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Wer beim Autofahren geblitzt wird, hat selbst schuld, oder? Aus diesem Grund haben wir im Schnitt auch kein Mitleid mit diesen Verkehrssünderinnen und -sündern. Halt dich eben an die Regeln, raunen wir achselzuckend. Anders sah das bei meiner Schwester, meinem Bruder und mir aus, als wir Zeuginnen und Zeuge davon wurden, wie die Person, die vor uns den Kleintransporter steuerte, vom schicksalhaften Licht erwischt wurde. Ein kollektives „Oh nein!“, ertönte in meinem Kombi. Aber was war passiert?

Wir waren nach einem Familienausflug in den Heide-Park Soltau auf dem Rückweg. Das Handy-Navi lotst einen dabei zunächst übers Land, ehe es auf die Autobahn 1 geht. Man hat es nach dem aufregenden Tag nicht eilig, man möchte nur irgendwann zu Hause ankommen. Doch irgendwann gleicht ein Dorf im Landkreis Rotenburg dem anderen und man beginnt, die Müdigkeit zu bemerken. Eine vielleicht etwas zu abrupte Bremsung meinerseits hinderte meine Geschwister dann auch erst einmal daran, wegzudösen. 

Eine lange Kolonne langsam fahrender Fahrzeuge tat sich plötzlich vor uns auf. „Na toll, da vorne ist bestimmt ein Trecker“, wird nüchtern festgestellt. Das kann jetzt also etwas dauern, bis alle dran vorbei sind. Tatsächlich tuckern wir mit etwa 50 Kilometern pro Stunde über die Landstraße. Das scheint immerhin eine recht flotte Landmaschine zu sein. So viel vorweg: Nein, war es nicht.

„Solche Ereignisse lassen die Debatte um das Fahren im Alter nicht abebben.“

Unendliche lange Minuten später kommen wir dem Hindernis näher. Es ist ein Kleinwagen, der aus für uns unerklärlichen Gründen sehr langsam unterwegs ist. Nur noch der Transporter vor uns und wir können diese Verkehrsbehinderung auch endlich hinter uns lassen, denke ich mir. Auf gerader Strecke blinkt das Fahrzeug vor mir. Kein Gegenverkehr in Sicht. Der Überholvorgang kann problemlos vollzogen werden. Doch der Transporter scheint zu schnell zu sein, den Blitzer auf der linken Straßenseite nicht gesehen zu haben – zu spät, das Foto ist im Kasten. Das allerdings versetzte die Person im Kleinwagen offenbar so in Panik, dass sie bremste. Wie gut, dass die nachfolgenden Fahrzeuge ausreichend Abstand zueinander hatten. Das hätte im Zweifel für mehr Menschen als nur für den Kleintransporterfahrer ärgerlich ausgehen können.


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Kurz darauf konnte ich den Kleinwagen überholen. Eine sehr alte Frau steuerte das Fahrzeug. Man kann jetzt nur mutmaßen, was sie dazu veranlasste, so langsam zu fahren. Doch solche Ereignisse lassen die Debatte um das Fahren im Alter nicht abebben. Auch bei mir im Auto wird danach darüber diskutiert, wie mit Seniorinnen und Senioren und ihrer oft nachlassenden Fahrtüchtigkeit umgegangen werden soll. 

Der Kleintransporterfahrer wird nun mit einem Bußgeld für zu schnelles Fahren bestraft. Das kam mir ungerecht vor, da die Frau in ihrem Kleinwagen definitiv andere Verkehrsteilnehmende mit ihrem Fahrverhalten behindert hatte. Die Frage ist also: Kann man auch zu langsam fahren? Was sagt die Straßenverkehrsordnung? „Ohne triftigen Grund dürfen Kraftfahrzeuge nicht so langsam fahren, dass sie den Verkehrsfluss behindern“, ist zu lesen. Es kann ein Verwarngeld in Höhe von 20 Euro fällig werden. Also ja, man kann auch zu langsam fahren.


Zur Person:

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