Neuer Vorschlag: So könnte die St.-Augustinus-Kirche eine Zukunft haben
Die Kirchengemeinde wehrt sich dagegen, dass ihre Kirche abgerissen wird. Jetzt macht sie einen neuen Vorschlag. Wird er umgesetzt, könne die Kirche Cloppenburgs Kunst- und Kulturleben bereichern.
Hat die St.-Augustinus-Kirche eine Zukunft? Die Gemeinde macht neue Vorschläge, um das Gebäude zu retten. Archivfoto: Dickerhoff
Die Kirchengemeinde St. Augustinus wehrt sich weiterhin gegen eine komplette Entweihung und einen möglichen Abriss der St.-Augustinus-Kirche. Große Teile der Gemeinde haben sich deshalb zur Gruppe „Zukunft St. Augustinus“ zusammengeschlossen und gemeinsam beim Vorsitzenden des Kirchenausschusses, Hermann Schröer, nun nach eigenen Angaben einen neuen Vorschlag eingereicht, wie die Kirche in Zukunft weiter genutzt werden könnte. Das teilt der ehemalige Pfarreiratsvorsitzende der Kirchengemeinde, Klaus Deux, mit. Der Vorschlag sieht vor, zumindest Teile der Kirche zu retten. Er liegt der OM-Medien-Redaktion vor.
Was schlägt die Gruppe konkret vor? Der Kern des Konzepts sieht vor, unter dem Dach der heutigen St.-Augustinus-Kirche ein „Paul-Dierkes-Zentrum“ zu gründen. Heißt: In einem Teil der Kirche sollen in Zukunft Werke des bekannten Cloppenburger Bildhauers Paul Dierkes ausgestellt werden. „Wir möchten das Gesamtwerk des großen Cloppenburger Künstlers in seiner ganzen Breite an seiner Geburtsstätte als einen idealen Ort hier in Cloppenburg präsentieren“, schreibt die Gruppe. Das Kirchengebäude biete sich als adäquater Ausstellungsort an. Zudem könne eine aktive Kunst- und Kulturachse geschaffen werden, zwischen Museumsdorf, Paul-Dierkes-Zentrum, Kulturbahnhof und Kunsthalle. Das würde das Kulturleben in der Stadt bereichern.
Außerdem will die Gruppe einen kleinen Kirchenraum für Gottesdienste bewahren. So könnten zum Beispiel Teile des Pfarrheims angepasst werden. „Hier könnte ein kleiner pastoral-liturgischer Kirchenraum, zum Beispiel als kleiner Andachtsraum oder aber für Wortgottesdienste, geschaffen werden.“ Es sei der Gruppe sehr wichtig, dass das Pfarrheim erhalten bleibt.
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Wie könnte ein „Paul-Dierkes-Zentrum“ betrieben werden? Die Gruppe schlägt vor, das Zentrum „in Gänze“ dem Museumsdorf anzugliedern. Das Museumsdorf habe bereits seine Bereitschaft dazu erklärt, die Idee des „Paul-Dierkes-Zentrums“ im Umfeld der Kirche mitzutragen, heißt es in dem Schreiben der Gruppe. Auf Nachfrage von OM-Medien äußert sich das Museumsdorf allerdings zunächst zurückhaltender. Es teilt lediglich mit, dass es angesprochen worden sei. Das Museumsdorf verwahre große Teile des Nachlasses der „Paul Dierkes Stiftung“ in seinem Depot; rund 200 Skulpturen und über 1600 Grafiken. „Sie schlummern vor sich hin“, schreibt die Gruppe. Das Paul-Dierkes-Zentrum könne zu einem weiteren „erlebenswerten, attraktiven Teil des Museumsdorfes werden“.
Das Museumsdorf könne „federführend“ und „mit Manpower“ auftreten und ganzjährige Veranstaltungskonzepte entwickeln. Das könne sich die Gruppe zumindest vorstellen, teilt sie mit. Möglich wären wechselnde Ausstellungen, Schülerprojekte, Vorträge, Seminare, Kunstaktionen, Konzerte mit Bezug zu Handwerk, Skulptur oder regionaler Tradition. Es biete sich zudem an, heimatlos gewordene Kunstwerke aus anderen aufgegebenen Kirchen auszustellen, findet die Gruppe.
Zudem weist sie darauf hin, dass ein Förderverein entstehen könnte. Er könne sich um Spenden und Sponsoren bemühen. Weitere Finanzierungsquellen sehen die Gemeindemitglieder in Erträgen aus Tourismus und Veranstaltungen, Zuwendungen von Stiftungen, Fördermitteln von Stadt und Landkreis sowie Landes- und Bundesmitteln und weiteren Fördermitteln.
Wer war Paul Dierkes? Paul Dierkes wurde 1907 als Sohn des Steinmetzes Clemens Dierkes, der sich in Cloppenburg niedergelassen hatte, in der Kreisstadt geboren. Er wurde zu einem bekannten Bildhauer und Grafiker und machte als Künstler Karriere. Ein Kurzportrait ist im „Biographischen Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg“ zu finden. Einige seiner Kunstwerke stehen noch heute in Cloppenburg, etwa die Statue von Clemens August Graf von Galen im Clemens-August-Gymnasium. Nach einer Lehre zum Steinmetz und einer „Wanderlehrzeit“ entschloss er sich mit Anfang 20, Bildhauerei an der Königsberger Kunsthochschule zu studieren. Dierkes muss großes Talent bewiesen haben, denn er erhielt mehrere Stipendien.
Arbeitete hauptsächlich mit Stein und Holz: der Bildhauer Paul Dierkes (1907 bis 1968). Foto: Archiv Museumsdorf Cloppenburg
1947 wurde er an die Hochschule für Bildende Künste berufen, an der er 1948 zum Professor ernannt wurde und bis zu seinem Tod (1968) unterrichtete. Dierkes erhielt für seine Kunst mehrere Preise, darunter den Berliner Kunstpreis für Bildhauerei und den Oldenburg-Preis. Er schuf unter anderem Kunstwerke für die Berliner Gedächtniskirche, das Bundeskanzleramt in Bonn und die deutsche Botschaft in Stockholm.
Warum soll die St.-Augustinus-Kirche entweiht werden? Die Kirche kämpft auch in Cloppenburg mit sinkenden Mitgliederzahlen. Die Zahl der Gottesdienstbesucher in der katholische Kirchengemeinde St. Andreas geht ebenfalls zurück – gerade in der St.-Augustinus-Kirche. Der Kirchenausschuss und der Pfarreirat waren deshalb zu einer 2-tägigen Klausurtagung zusammengekommen, um konkrete Schritte für die Zukunft ihrer Kirchen in der Stadt zu beschließen. Ein Ergebnis: Die St.-Augustinus-Kirche soll entweiht werden.
Wer gehört zur Gruppe „Zukunft St. Augustinus“? Nach eigenen Angaben vertritt die Gruppe einen Großteil der Kirchengemeindemitglieder in der Teilgemeinde St. Augustinus. Hinter der Gruppe und dem Projektvorschlag stünden die Jugend St. Augustinus, die Messdiener, die Seniorengemeinschaft, der Kirchenchor, der Katholische Frauenbund, die Kolpingsfamilie Cloppenburg und der Förderverein Kindergarten St. Augustinus. Für weitere „zielführende Gespräche“ stehe die Gruppe gerne zur Verfügung.
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