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Kaufen Sie keine Kinderwurst außerhalb des Oldenburger Münsterlands

Kolumne: Das Leben als Ernstfall – In meiner letzten Kolumne bin ich auf die sprachlichen Besonderheiten des Oldenburger Münsterland eingegangen. Hier eine Fortsetzung.

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Puh. Seit meiner letzten Kolumne steht fest: Für das Oldenburger Münsterland sollte ein eigenes Wörterbuch in Auftrag gegeben werden, sonst verstehen uns Fremde womöglich nicht. Unsere Worteigenarten sind so herrlich, die dürfen niemals in Vergessenheit geraten oder gar aussterben. 

Nachdem ich nun vor einigen Wochen davon berichtet habe, dass der Großteil der Menschen hier im Oldenburger Münsterland die Vergangenheitsform (Perfekt) des Verbs "anfangen" fälschlicherweise mit sein und nicht mit haben bildet und dass wir hier in der Gegend WOHL grundsätzlich gut ZUFRIEDEN sind, erreichte mich eine Flut von E-Mails mit weiteren sprachlichen Besonderheiten des OM, die ich hier niemandem vorenthalten möchte. Und, so ehrlich muss ich sein, ich kenne sie alle. Weil ich sie tagtäglich nutze. Asche auf mein Haupt. Aber ich bin nun mal von Kopf bis Fuß eine Südoldenburgerin – und stolz darauf.

Mein Sohn ist jetzt knapp 3 Jahre alt. Natürlich ist er schon oft hingefallen – oder wie wir sagen würden: "Er hat sich gefallen." Mein ehemaliger Kollege Johannes Klinker, der mich – wie viele andere auch –  auf diese, nennen wir es sprachliche "Extravaganz" aufmerksam gemacht hat, hat mir auch direkt erklärt, wie sich dieser Grammatik-Fehler bei uns eingeschlichen hat: Natürlich kommt diese "Spreche" aus dem Plattdeutschen, denn dort heißt es beispielsweise: „Häs all hört, den Gerd häv sick fallen“.

Generell benutzen wir oft Reflexivpronomina, die bei Zugezogenen eher für Schnappatmung sorgen. Denn nur im Oldenburger Münsterland fragt man SICH etwas nach. 

Ein weiteres Phänomen: die Stöcker. Wenn Kinder in der Kita für Bastelmaterial auf die Suche nach kleinen Ästen gehen, dann werden sie oft aufgefordert "kleine Stöcker" zu suchen. Eine Plural-Form, die es nur hier bei uns gibt. Das steht selbst im Wörterbuch der Gebrüder Grimm, mit dem sie im 19. Jahrhundert begonnen hatten: „Bemerkenswerth ist noch ein besonders auf niederdeutschem gebiet gebräuchlicher plural stöcker". Lassen wir das doch so stehen. Wir sind mit unserer Sprache "bemerkenswert". 

"Noch bevor sie an der Aufschnittmaschine stehen, haben sie die Polizei angerufen."Sandra Hoff, Reporterin

Abend für Abend sitze ich mit meinem Mann auf dem Sofa und zappe durch das TV-Programm. Regelmäßig fällt dann von einem von uns der Satz: "Im Fernsehen ist nichts dran." Niemals hätte ich daran gezweifelt, dass dieser Satz über die Grenzen des Oldenburger Münsterlands hinaus befremdlich sein könnte. Da frage ich mich doch: Wie formulieren es andere Menschen, wenn das Fernsehprogramm unterirdisch schlecht ist?

Eine weitere schöne Geschichte, die mir per E-Mail zugesandt wurde, zeigt, wie schnell es zu Missverständen kommt, wenn man als Südoldenburger seine Heimatregion verlässt und seine sprachlichen Besonderheiten mit in eine andere Stadt nimmt. Etwa mit nach Peine. Da haben die Fleischereifachverkäuferinnen kein Verständnis dafür, wenn man "Kinderwurst" kaufen möchte. Noch bevor sie an der Aufschnittmaschine stehen, haben sie die Polizei angerufen. Dass Kinderwurst eigentlich Mortadella heißt und kein gängiges Synonym für die Fleischwurst ist, wird uns hier aber auch gar nicht erst beigebracht.   

So, und jetzt, liebe Leserinnen und Leser dieser Kolumne, frage ich Sie:  Wie viele der Fehler, die ich hier aufgelistet habe, gehören zu Ihrer Alltagssprache? Seien Sie ehrlich und schreiben Sie mir. 


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