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Karten, nix als Karten

Kolumne: Notizen aus dem wahren Leben – Bei den ganzen Punkte-Sammel-Karten in seinem Portemonnaie kann man schonmal schnell den Überblick verlieren. Früher war das deutlich einfacher.

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„Haben Sie eine Payback-Karte?“ Diese Frage oder die nach einem ähnlichen Produkt gehört zur Routine an fast allen Kassen. Ab und an antworte ich dann: „Nein, aber ich bin auch so treu!“ Dann gibt es oft ein verschmitztes Lächeln oder einfach nur betretenes Schweigen. Nein, ich hab’s nicht so wirklich mit den kleinen Plastikkärtchen! Ich weiß ja nicht einmal, wo ich sie lassen soll. Mein Portemonnaie ist ohnehin schon chronisch überfüllt. Alle Kartenfächer sind voll mit Personalausweis, Führerschein, Scheckkarten und was man sonst noch dringend braucht.

Für Karten, mit denen man in den Geschäften Punkte sammeln kann, ist da einfach kein Platz mehr. Also Neukauf eines Geldbeutels? Mit meinen Vorstellungen von Nachhaltigkeit einfach nicht vereinbar!
Aber die schöne neue digitale Welt hält Abhilfe bereit: die App! Da hat man dann alles auf dem Smartphone dabei. Aber leider nicht ohne Tücken für jeden.

Vor Kurzem stand ich in einer langen Schlange vor der Supermarktkasse. Es ging einfach nicht mehr weiter. Am Scanner neben der Kasse versuchte jemand mit seiner App zu punkten. Was ihm aber trotz einiger Anläufe nicht gelang. Am Handy konnte es nicht liegen. Das schien nigelnagelneu zu sein. Also wohl eher an der App oder an der Bedienung. Mit jedem gescheiterten Versuch wurde der Punktejäger nervöser. „Sie müssen erst die App aktivieren“, sagte die Kassiererin. Daraufhin ein erneuter Vorstoß. Wieder gescheitert! In der Warteschlange wurde es immer lauter. Der Unmut, sich die Beine in den Bauch zu stehen, führte zu ersten dummen Kommentaren. Irgendwann wurde es der Kassenwartin zu bunt. „Geben Sie mal her“! Mit ein paar Handgriffen war das Problem erledigt und das Konto des Punktejägers etwas größer geworden. Endlich konnten alle wieder aufatmen.

„Die einzige Herausforderung bestand darin, dass die Rabattmarken beim Anlecken nicht an der Zunge kleben blieben.“

Früher lief das alles deutlich stressfreier. Der Rabattmarke sei Dank. Zig Rollen davon habe ich vor einiger Zeit auf dem Dachboden meines Elternhauses gefunden. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Mama die Marken von der Rolle abriss und den Kunden gab, die in unserer Bäckerei eingekauft hatten. Die klebten sie dann in eine Art Sammelheft. Sobald es voll war, wurde es beim nächsten Einkauf verrechnet. Alles ganz entspannt. Die einzige Herausforderung bestand darin, dass die Rabattmarken beim Anlecken nicht an der Zunge kleben blieben.

Diese Zeiten sind vorbei. Aber auch überall? In einigen Apotheken erhält man beim Einkauf wieder goldene Taler. Sicherlich kein Goldstandard, aber sie werden verrechnet oder ausbezahlt. In einer Bäckerei gibt es eine Brotkarte. Darin wird jedes gekaufte Brot mit einem Stempel vermerkt. Ist die Karte voll, gibt es ein Brot umsonst. Diese gegen jeden Blackout des Stromnetzes gefeite Methode ist sicherlich von gestern. Aber wer weiß? Vielleicht ist ja der ewig Gestrige morgen die Spitze einer neuen Avantgarde!


Zur Person:

  • Elisabeth Schlömer wohnt in Cloppenburg.
  • Sie war Leiterin des Ludgerus-Werkes Lohne bis zu ihrem Ruhestand 2019. Momentan ist sie ehrenamtlich tätig bei den „Machern – zu jung, um alt zu sein“.
  • Die Autorin erreichen Sie unter: redaktion@om-medien.de.

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