Jahrespressebericht vorgestellt: Ausländeranteil im Landkreis Vechta klettert auf 16 Prozent
Neben dem "Ukraine-Effekt" gibt es auch viele Arbeitsmigranten. Der Landkreis sieht sich hier an der Belastungsgrenze.
Matthias Niehues | 17.05.2023
Neben dem "Ukraine-Effekt" gibt es auch viele Arbeitsmigranten. Der Landkreis sieht sich hier an der Belastungsgrenze.
Matthias Niehues | 17.05.2023
Präsentieren gemeinsam den Jahrespressebericht (von links): Jochen Steinkamp, Holger Böckenstette, Hartmut Heinen, Tobias Gerdesmeyer und Dr. Benedikt Beckermann. Foto: M. Niehues
Für Tobias Gerdesmeyer ist es nicht nur eine Statistik, sondern vielmehr ein gutes Nachschlagewerk, welches die Entwicklung des Landkreises Vechta wiedergibt. Am Dienstag hat der Landrat den Jahrespressebericht des Landkreises Vechta für das Jahr 2022 vorgestellt. "Die Transformation findet sich in Teilen hier wieder", sagte Gerdesmeyer dazu. Für den Landkreis war 2022 vor allem das erste Jahr nach Corona, das aber mit neuen Herausforderungen startete. Kaum, dass die Pandemie auslief, kam der Ukraine-Krieg mit all seinen Herausforderungen, die sofort auch im Kreis Vechta zu spüren waren. Gerdesmeyer empfing die ersten Flüchtlinge, deren Anzahl bis auf über 2.900 anstieg und sich später bis heute bei rund 2.000 einpendelte. Neue Ukrainer kamen, andere gingen, Unterkünfte mussten organisiert werden – für die Behörden in Abstimmung mit dem Land eine große Herausforderung. Hier danken Landrat Gerdesemeyer und der Erste Kreisrat Hartmut Heinen allen haupt- und ehrenamtlichen Kräften. Positiv sei, dass die meisten Menschen privat hätten untergebracht werden können, hieß es. "Das haben wir sehr gut gemeistert", sagte Heinen. Der Landkreis ist zwar mit Mobilheimen für weitere ankommende Flüchtlinge gerüstet, er verzeichnet aber auch viele neue Arbeitsmitgranten. Ebenso kommen unbegleitete Minderjährige in die Region. "Man darf das System nicht überfordern", warnte Heinen. Er berichtete zudem, dass das Gesundheitsamt Nachwirkungen der Corona-Pandemie registriert. Hier seien vor allem viele psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zu verzeichnen. Positiv sei aber, dass die digitale Ausstattung der Schulen sich durch die Pandemie deutlich verbessert habe. Der Erste Kreisrat Holger Böckenstette stellte fest, dass der Ausländeranteil im Landkreis von 22.000 auf 24.000 Personen und damit 16 Prozent angestiegen ist. Er sprach von einem "Ukraine-Effekt". Und wegen der Strom- und Gasversorgung, berichtete er, habe der Stab verschiedene Lagen geübt. Katastrophen- und Bevölkerungsschutz sei wieder ein "großes Thema." Zu spüren bekam der Landkreis auch die steigenden Energiepreise. Firmen werden jetzt mehr Informationsformate angeboten. Laut Gerdesemeyer gibt es Unternehmen, die sich direkt bei Windenergieanbietern eingekauft haben. Die Baukosten sorgten hingegen für einen drastischen Einbruch von Bauwilligen. Im Sommer 2022 wurde beim Neubau der Feuerwehrtechnischen Zentrale mit der Einsatzleitstelle in Vechta begonnen. Die Kosten betragen rund 19,5 Millionen Euro. Außerdem wird bei der Justus-von-Liebig-Schule in Vechta aufgestockt und saniert, die Sporthalle am Gymnasium Damme neu gebaut, ebenso das Oberstufenhaus des Gymnasiums Damme. Darüber hinaus startete der Landkreis viele Sanierungen an Kreisstraßen und bei Radwegen. Zusammenfassend stellte Gerdesmeyer fest, dass die Bauprojekte zukunftsorientiert sind. Die Straße würden oft aus den 60er-Jahren stammen. Bei künftigen Sanierungen sei vor dem Hintergrund der Zinsentwicklung Augenmaß nötig. In Sachen Naturschutz konnte der Landkreis alle Natura 2000-Gebiete im eigenen Verantwortungsbereich bereits bis 2018 sichern, nur das Vogelschutzgebiet V39 Dümmer noch nicht abschließend. Zur Überwachung der Wasserstände im Burgwald Dinklage wurden im Frühjahr 2022 Messpegel eingerichtet. Im Laufe des Jahres 2022 fanden verschiedene Workshops zum Klimafolgenanpassungskonzept statt. Alle 23 Kommunen des Oldenburger Münsterlandes nahmen zudem erstmalig gemeinsam an der Kampagne Stadtradeln teil. Ein sehr positives Echo bei den Unternehmen hat demnach die Praktikumswoche Oldenburger Münsterland hervorgerufen, die erstmals beide Landkreise zur Fachkräftssicherung 2022 durchgeführt haben. Hier konnten an fünf Tagen fünf Berufe kennengelernt werden. Das soll wiederholt werden. Am 25. Mai 2022 trat nach vier Jahren Arbeit das neue Raumordnungsprogramm in Kraft. Zum Thema Windenergie soll es jetzt aber noch Anpassungen geben. Beim Thema Nahverkehr mit moobil+ war der Start coronabedingt noch etwas verhalten. Das 9-Euro-Ticket ab Juni sorgte aber für 70 Prozent mehr Ticketverkäufe gegenüber dem Vorjahr. Im Herbst konnte dann der millionste Fahrgast seit dem Start begrüßt werden. Von der Aktion "Fahrschein gegen Führerschein" haben bisher 20 Personen Gebrauch gemacht. Bei der Tourismusförderung hat der Landkreis im September 22 mit der "Räuberroute" die erste Wanderroute des neuen "Masterplans Wandern" eröffnet. Weitere Routen folgen in diesem Jahr. Der Jakobsweg wird in den Masterplan integriert. Bei der Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft im Oldenburger Münsterland gab es 2022 insgesamt 98 Beratungen. 35 Frauen davon stammten aus dem Ausland. Mit Unterstützung der Stelle konnten 69 Frauen eine neue Arbeitsstelle antreten oder eine Ausbildung beginnen. Bei der Breitbandinitiative des Landkreises stand 2022 die bauliche Umsetzung der Planung im Mittelpunkt. Bei allen zehn Baulosen konnte in dem Jahr mit dem Netzausbau begonnen werden. Das Projekt soll zwar auch Schwierigkeiten machen. Der Eigenbetrieb Breitbandinitiative des Landkreises geht aber davon aus, dass ein Großteil des Gesamtnetzes Ende 2023 fertiggestellt werden kann. Auch die Mobilfunkabdeckung soll kreisweit verbessert werden. Um bestehende Funklöcher zu schließen, hat der Landkreis hier in 2022 eigene Frequenzmessungen veranlasst. Auch das Leader-Regionalmanagement machte 2022 Fortschritte. Die lokale Aktionsgruppe (LAG) konnte bis Ende 2022 insgesamt 60 Projekte mit einem Fördervolumen in Höhe von etwas über 2,2 Millionen Euro bewilligen. Durch diese Förderung konnten Projekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 7,9 Millionen Euro ermöglicht werden. Dazu gehören beispielsweise das Projekt Schanko, das Radwegeknotenprojekt und die Arkeburg. Im Dezember 2022 erhielt die Region Vechta auch die Anerkennung für die neue Förderperiode mit Mitteln in Höhe von 3,6 Millionen Euro. Nach Corona zeigen viele Kinder psychische Auffälligkeiten
Raumordnungsprogramm soll bei Windkraft nachgebessert werden
Auch Mobilfunkabdeckung soll verbessert werden
So verpassen sie nichts mehr. Mit unseren kostenlosen Newslettern informieren wir Sie über das Wichtigste aus dem Oldenburger Münsterland. Jetzt einfach für einen Newsletter anmelden!