Immer, wenn es richtig ballert ...
Kolumne: Wenn ein alter Sack wie ich über das „Jugendwort des Jahres“ schreiben muss.
Alfons Batke | 15.08.2025
Kolumne: Wenn ein alter Sack wie ich über das „Jugendwort des Jahres“ schreiben muss.
Alfons Batke | 15.08.2025
Die Berichterstattung rund um den Stoppelmarkt 2025 wird Ihnen präsentiert von der Volksbank Vechta. Warum muss ein alter Sack wie ich eigentlich immer über das „Jugendwort des Jahres“ schreiben? Es gibt doch in diesem Medium die Kolumnen-Rubriken wie „Die Generation Z zeigt’s Ihnen“ oder „Von der Pike auf“ mit jungen Autoren. Dort habe ich nichts gelesen. Mein Verdacht: Die meisten Wörter und Begriffe, die für das „Jugendwort des Jahres“ vorgeschlagen werden, kennen selbst junge Leute nicht. Vielleicht machen Sie einfach mal die Probe aufs Exempel, zum Beispiel auf dem Stoppelmarkt, wo Sie mit Sicherheit auf Vertreter der Generation Z stoßen werden. Treffen Sie beispielsweise einen Festgast, der sich ein besonders schönes Hals-Tattoo hat stechen lassen, sagen Sie ruhig: „Das ist aber tuff.“ Keine Ahnung, ob das mit u oder a (also „taff“) ausgesprochen wird, aber wir lesen in einer Erklärung des Verlages, der die Jugendwort-Aktion durchführt: „Tuff passt immer, wenn es richtig ballert.“ Und das kann man auf dem Stoppelmarkt bekanntermaßen in Hülle und Fülle auch ohne Tattoo haben. Ein anderes Wort aus dem Katalog der Vorschläge heißt „Sybau“. Das ist kein modisches Getränk, das man an der Charivari-Cocktailbar bestellen kann, sondern steht als Abkürzung für „Shut your bitch ass up“, wobei wir hier auf eine genaue Übersetzung verzichten und vielmehr anmerken, dass eine milde Variante „Halt die Fresse“ wäre. Eine Redewendung, die man während der turbulenten Markttage sicher häufiger hören wird – aber „Sybau“ sicherlich nicht. „Völlig unbekannt ist mir beim Blick in die Vorschlagsliste auch der Begriff Lowkey, der wohl ausdrücken soll, dass etwas wenig dramatisch ist – auf den Stoppelmarkt übertragen passt das gar nicht.“ Allenfalls dann, wenn man den Stoppelmarkt als „Kirmes“ oder „Rummel“ bezeichnet, was für den Homo Vechtensis den Tatbestand einer schlimmen Beleidigung erfüllt und strafrechtlich verfolgt werden sollte. Völlig unbekannt ist mir beim Blick in die Vorschlagsliste auch der Begriff „Lowkey“, der wohl ausdrücken soll, dass etwas wenig dramatisch ist – auf den Stoppelmarkt übertragen passt das gar nicht. Eher schon mit „Checkst du?“ ein weiterer Vorschlag, der angesichts von Lautstärke und Promille auf dem Markt durchaus von Relevanz ist. Wie auch „Das crazy“: Dieser Ausdruck wird als Allzweckwaffe der Sprachlosigkeit genutzt. Nun gut, lassen wir der Jugend ihren Lauf. Wir waren ja auch mal jung, fanden die „Mucke“ von Stones und Doors „dufte“, schnorrten uns gelegentlich eine „Fluppe“, hatten im Bekanntenkreis den einen oder anderen „Freak“, mit dem sich im Gulfhauszelt gut „abhotten“ ließ. Manch einer, der in froher Erwartung zum Stoppelfest ging, war „spitz wie Nachbars Lumpi“, hatte „Brand wie’n Pony“, kam „breit wie ’ne Natter“ nach Hause, hatte am anderen Tag einen „Schädel bis Bagdad“ und stellte fest: „Mein lieber Herr Gesangsverein!“ Und wir schauten belustigt, wenn sich eines der Zelte zum Seniorenkaffee mit „Grufties“ füllte. Und heute? Siehe oben. Alter Sack!Zur Person:
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