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Immer mehr Katholiken kehren der Kirche den Rücken

Die Zahl der Kirchenaustritte steigt im Bistum Münster auf ein Rekordniveau. Auch im Offizialatsbezirk Oldenburg macht sich das bemerkbar.

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Symboldoto: dpa

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Die Zahl der Kirchenaustritte hat im Bistum Münster im Jahr 2022 einen neuen Höchststand erreicht: 37.907 Katholiken erklärten im vergangenen Jahr ihren Austritt. 2021 waren es noch 15.293 Katholiken. Das geht es aus den Daten hervor, die das Bistum Münster am Mittwoch veröffentlicht hat. 

Auch im Offizialatsbezirk Oldenburg, zu dem der größte Teil des Oldenburger Münsterlandes gehört, ist die Zahl der erklärten Austritte deutlich gestiegen: Im Jahr 2022 kehrten demnach 4490 Katholiken der Kirche den Rücken – im Jahr zuvor waren es 2872. Die aktuelle Katholikenzahl im Bistum Münster lag Ende 2022 bei etwas über 1,7 Millionen, es sind gut 50.000 weniger als ein Jahr zuvor. 

Im Bistum Osnabrück, zu dem Teile der Gemeinde Neuenkirchen-Vörden gehören, wurde ebenfalls ein neuer Höchststand erreicht. Hier erklärten im letzten Jahr 10.490 Menschen ihren Austritt 

Bundesweite Zahl der Kirchenaustritte ist "massiv"  gestiegen

Die Entwicklung ist ein bundesweiter Trend. Das zeigt eine von der Deutschen Bischofskonferenz ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte Statistik. Dr. Beate Gilles, Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, spricht gar von einem "massiven" Anstieg: Bundesweit haben 522.821 Katholiken im letzten Jahr ihren Austritt erklärt (2021: 359.338).

Er glaube nicht, diesen Trend kurzfristig umkehren zu können, erklärte Dr. Felix Genn, Bischof von Münster. Er habe erkannt, dass sich das "Vertrauen, das wir in den vergangenen Jahren verloren haben, sich nur mittel- und langfristig zurückgewinnen" ließe. "Zudem spielen Glaube und Kirche im alltäglichen Leben vieler Menschen keine Rolle mehr. Ich möchte das aber nicht immer aufs Neue beklagen", wird Genn in einer Stellungnahme des Bistums Münster zitiert.

Er schöpfe dennoch bei den "vielen engagierten Christen" Hoffnung und Zuversicht für eine "Umkehr der Kirche". Er sei allen Katholiken im Bistum dankbar, die sagen: "Ich gehe nicht, ich bleibe. In ihrer Haltung, in ihrem Glauben, in ihrem Engagement stecken Hoffnung und Zuversicht für die Kirche im Bistum Münster."

Immerhin: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Teilnehmer an Sonntags-Gottesdiensten gestiegen. Im gesamten Bistum Münster waren es 82.032 Katholiken, das sind 17.066 mehr als im Vorjahr. Die Zahlen für den Offizialatsbezirk Oldenburg:

  • Gottesdienstteilnehmer: 13.893 (Vorjahr: 10.289)
  • Taufen: 2183 (Vorjahr: 2026)
  • Trauungen: 521 (Vorjahr 210)

Der Anstieg bei den Sakramenten bzw. Gottesdiensten ist allerdings auch mit den Einschränkungen und Schutzmaßnahmen während der Pandemie, die 2021 noch galten und 2022 abgelaufen sind, zu erklären.

Befindet sich die katholische Kirche nun im Niedergang? Bischof Genn verneint das. Dies sei eine "verkürzte Sicht" auf die Dinge. "Die Kirche wird in der öffentlichen Wahrnehmung vieler vor allem auf die gottesdienstlichen Feiern, die Sakramente und die Priester reduziert. Dafür haben wir selbst gesorgt", sagt Genn am Mittwoch. Er wolle zwar nichts "schönreden", aber er wolle auch darauf hinweisen, dass in vielen Feldern des kirchlichen Engagements die Nachfrage im letzten Jahr "deutlich gestiegen sei". Der Bischof von Münster verweist dabei auf die katholischen Kindertageseinrichtungen, die Schulen und Beratungsangebote der Caritas. Überdies sei die Katholische Kirche im Bistum Münster einer der größten Arbeitgeber: 2022 waren beim Bistum und in den Kirchengemeinden 23.740 Mitarbeitende beschäftigt, 680 mehr als im Jahr zuvor.

Lesen Sie dazu einen Kommentar von Jan-Christoph Scholz (Reporter Video/Audio).

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