Im Kreis Vechta wird der Zustand der Landschaft überprüft
Die Verwaltung hat einen neuen Rahmenplan in Auftrag gegeben. Auf eine Datensammlung folgt eine Bewertung. Auch Maßnahmen zur Entwicklung der Schutzgüter gehören dazu. Im Fokus steht der Klimaschutz.
Wichtig für den Klimaschutz vor Ort: Vernässungsfläche im Dreiecksmoor mit ausgedehntem Torfmoosrasen. Foto: Landkreis Vechta/Untere Naturschutzbehörde
Moor und Wald, Geest und Gewässer – diese und andere Landschaftsteile weist der Landkreis Vechta auf. Doch: Wo genau liegen sie in welchem Ausmaß? In welchem Zustand sind sie? Wie hängen sie als Ökosystem zusammen? Welche Bedeutung haben sie für bestimmte schutzwürdige Tier- und Pflanzenarten? Was muss getan werden, um diese Gebiete zu erhalten und zu entwickeln?
Antworten auf diese und weitere wichtige Fragen liefert ein gutachterliches Werk, das sich im Verwaltungsdeutsch „Landschaftsrahmenplan“ (LRP) nennt. Die Landkreise sind per Bundes- und Landesgesetz verpflichtet, einen entsprechenden Naturschutz-Fachplan samt vieler Karten für ihr Gebiet zu erstellen – und (nach jüngster Rechtslage) alle 10 Jahre auf den neuesten Stand zu bringen.
Solch eine Fortschreibung des bestehenden Landschaftsrahmenplans hat nun für den Landkreis Vechta begonnen, was offenbar höchste Zeit war. Denn die Vorgängerversion ist auf das Jahr 2005 datiert – mit Daten aus den Jahren 1994 und 1995.
Neuer Landschaftsrahmenplan liegt 2025 vor
Dieser Fachplan sei „überaltert“, sagt Helmut Schlarmann, Sachgebietsleiter für Natur und Umweltschutz beim Landkreis Vechta. Es hätten sich veränderte Ansprüche der Nutzung des Raumes im Laufe der Jahre ergeben, auch das Umwelt- und Planungsrecht hat sich weiterentwickelt.
Kurios ist: Während ein Landschaftsrahmenplan üblicherweise eine der Grundlagen ist, um ein Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) zu erstellen, in dem es um Möglichkeiten der Gewerbeansiedlung, der Wohnbebauung und der Naturentwicklung geht, war es beim Landkreis Vechta andersherum. Das neue RROP wurde im Oktober 2021 beschlossen. Der neue Landschaftsrahmenplan aber wird erst 2025 vorliegen.
Biotope und ihre Verbindung untereinander spielen eine zentrale Rolle
Schlarmann erklärt allerdings, dass neuere Erkenntnisse durchaus in das RROP eingegangen seien, etwa weil es eine Biotoperfassung gegeben habe. Auch eine Vernetzung wurde entwickelt. Das war per Landesgesetzgebung vorgegeben.
Biotope und ihre Verbindung untereinander spielen mithin auch eine zentrale Rolle bei der Erstellung des neuen Landschaftsrahmenplans, den das Fachbüro „Planungsgruppe Umwelt“ (Hannover) im Auftrag der Kreisverwaltung erarbeitet. Es erhielt den Zuschlag nach einer EU-weiten Ausschreibung, war zuvor auch bei der Erfassung der Biotope im Einsatz. Vorausgegangen war ein Kreistagsbeschluss vom September 2019.
Daten sammeln, Bestände erfassen, Ziele definieren, Maßnahmen formulieren – all das gehört zum Landschaftsrahmenplan mit Blick auf Arten und Biotope, das Landschaftsbild, Boden und Wasser, sowie Klima und Luft. Schlarmann berichtet, der Landkreis setze eigene Schwerpunkte – zusätzlich zu den Standards.
Natur, Umwelt und Klima im Blick: (von links): Helmut Schlarmann (Sachgebietsleiter Natur und Umweltschutz), Dr. Matthias Galle (Klimaschutzmanager), Irmgard Peters und Anja Prochnow (beide Planungsgruppe Umwelt). Foto: Tzimurtas
Zu den selbst bestimmten Schwerpunkten zählt neben den Biotopverbünden der Bereich Klimaschutz und Klimafolgenanpassung. Dabei gehe es darum herauszufinden, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Schutzgüter von Natur und Umwelt vor Ort hat – und wie sie geschützt werden können, wie sie „lebensfähig“ bleiben, erklärt Dr. Matthias Galle, der Klimaschutzmanager des Landkreises Vechta.
Zugleich sei herauszuarbeiten, welche Funktion die Schutzgüter selbst beim Klimaschutz oder bei der Anpassung an den Wandel des Klimas haben, führt Klimaschutzexperte Galle aus. Ein konkretes Beispiel nennt Irmgard Peters vom Fachbüro „Planungsgruppe Umwelt“: Die Wiedervernässung von Mooren sei eine wichtige Maßnahme.
Fachplan zeigt, wo noch besonders mächtige Moore existieren
Der Landschaftsrahmenplan würde aufzeigen. „Wo noch besonders mächtige Moore vorhanden sind, wo eine Wiedervernässung auch noch ziemlich viel bringen würde, wo es viel organische Substanz zur CO₂-Speicherung gibt.“
Biotopverbünde wiederum sind laut Peters für die Ausbreitung und somit für den Erhalt von Arten von Bedeutung. Es habe sich gezeigt, dass konventionelle Maßnahmen in Schutzgebieten hierfür nicht ausreichend seien – „weil die Ausbreitung nicht gegeben ist“.
Schlarmann erwähnt bereits eingeleitete Projekte vor Ort zur Verbesserung von Biotopen, die dem Kammmolch, dem Laubfrosch und der Kreuzkröte helfen sollen. Diese Maßnahmen könnten im künftigen Biotopnetz berücksichtigt werden.
Fließgeschwindigkeit des Wassers reduzieren und kostbares Nass sammeln
Von zentraler Bedeutung ist auch das Wasser. In Zeiten des Klimawandels und der Wetterextreme gibt es Starkregenereignisse mit Überschwemmungsgefahr und Dürreperioden zugleich. Die Fließgeschwindigkeit des Wassers zu verringern und das kostbare Nass zu sammeln, ist also das Gebot der Stunde. Hier sollen Auen helfen. Auch sie sind von Bedeutung bei der Erstellung des Landschaftsrahmenplans, sagt Peters.
Galle hebt hervor, dass es in der Entstehungsphase eine Information dazu geben werde, etwa auf Foren. Eine Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange erfolgt derweil nur beim Umweltbericht, der Teil des Landschaftsrahmenplans ist.
Wertigkeit von Kompensation wird deutlich
Er ist auch ein Leitfaden für die Raumnutzung – allerdings ohne Verbindlichkeit. Denn: Soll ein Siedlungsgebiet unbedingt dort entstehen, wo es Schutzgüter gibt, dann bleibt das möglich. Aber der Landschaftsrahmenplan zeigt auch auf, welche Kompensation dafür zu leisten ist.
Und fest steht: Wird alles erfüllt, was im Landschaftsrahmenplan steht, ist es der bestmögliche Zustand der Natur und Umwelt vor Ort.