Hegering blickt auf jahrzehntelange Geschichte zurück
Der Hegring Ramsloh feiert in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich viel geändert. Unter anderem retten die Jäger jetzt Rehkitze.
Feiern Geburtstag: ein Teil der knapp 100 Mitglieder zählenden Gruppe des Hegerings Ramsloh bei einer Niederwildjagd im letzten Winter. Foto: Fertig
Dieses Jahr besteht der Hegering Ramsloh seit 70 Jahren. Seine Jagdhornbläsergruppe ist 10 Jahre jünger. Beim Übungstreffen der Bläser im Garten des Bläserobmanns Edmund Eilers sind auch die drei Ehrenmitglieder des Hegerings zugegen: Christian Koch (86) vom Moorgut, der ehemalige Ramsloher Schulleiter Franz Strotmann (87) und Leo Rohde (83) aus Cloppenburg.
Die agilen älteren Herren erinnern sich noch an die Zeiten, als der Hegering Ramsloh eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft tatkräftiger Männer war, die Ramsloh gestaltete, „mit einem Schuss Demokratur“, wie Strotmann augenzwinkernd anmerkt.
Die Jagd war damals in Ramsloh fest in Bauernhand. Es war nicht einfach, dazwischenzukommen. Nur wenigen gelang es – wie dem Cloppenburger Leo Rohde. Der kam 1969 nach Ramsloh, um eine Jagd zu pachten. Dass er habe mitbieten können, lag nur an der Uneinigkeit der damaligen Jagdgenossen, erzählt der Cloppenburger. Die wollten die geforderte Pacht nicht zahlen. Rohde bot 6000 Mark – eine Riesensumme. Zwar war er damit nicht der Höchstbietende, doch er bekam den Zuschlag dennoch. Das lag an der Vermittlung von Heinrich Eilers.
Heinrich Eilers hat viel für Ramsloh getan
Eilers, der 2002 im Alter von 82 Jahren starb, war eine prägende Gestalt, nicht nur für den Hegering, den er von 1964 bis 1990 leitete, sondern für den gesamten Ort Ramsloh. Eilers war Ortsbürgermeister und Mitglied im Kreistag. „Er hat viel für Ramsloh getan“, ist sich die Runde einig. Das wirkt nach bis heute, ist doch Bläserobmann Edmund Eilers sein Sohn.
Dessen Sohn Frank wiederum ist stellvertretender Hegeringleiter. Die Jagd habe sich sehr verändert, schildert der 33-Jährige. Aus einem Männerbund habe sie sich entwickelt hin zur Mitte der Gesellschaft, sich für Frauen geöffnet und für die Jugend.
Die Bläsergruppe hat sich erst 10 Jahre nach der Gründung des Hegerings gegründet. Zu Beginn hätten die Musikinteressierten gefehlt, sagt Eilers. Doch das Wild zu verblasen gehört zum Handwerk. Anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens richtet die Bläsergruppe 2023 das Kreisbläsertreffen aus. Es findet statt am 19. August auf dem Gelände des Reitvereins.
Vor dem Mähtod gerettet: Der stellvertretende Hegeringleiter Frank Eilers bringt ein Rehkitz in Sicherheit. Foto: privat
Mit einer Drohne Rehkitze retten
Hege ist mehr als Jagd. So führt der Hegering Wildtiererfassung durch und kann nachweisen, dass sich die Hasen wieder vermehren, seit sie nicht mehr bejagt werden. Rebhühner jagen die Ramsloher schon seit 20 Jahren nicht mehr. Seit 2 Jahren setzt der Hegering eine Drohne zur Kitzrettung ein.
Noch einmal ein Blick zurück auf alte Zeiten: Früher gab es keine Reviere, erläutert Franz Strotmann. Die Jagd war geregelt, wie es im Moor angemessen war. Er erinnert an das saterfriesische Privileg der freien Jagd, das erst 1934 durch das Reichsjagdgesetz beendet wurde.
Strotmann ist Kenner. Er verfasste 2003 eine Chronik des Hegerings. Als er 1970 dazustieß, habe es in Ramsloh sehr viele Hasen gegeben. Das Rebhuhn war gut vertreten, sogar Birkwild sei vorhanden gewesen sowie Kiebitz, Brachvogel, Uferschnepfe.
Doch dann wurde die Landwirtschaft intensiviert. Es war die Zeit der Tiefpflüge. Das veränderte den Bestand an Wildtieren und damit auch die Jagd. Durch Wiedervernässung der Moore sind heute Tierarten zurückgekehrt, die schon fast verloren geglaubt gewesen waren. Die Rohrweihe gehöre dazu. Sogar Seeadler gebe es hier wieder. Auch der Wolf komme gelegentlich zu Besuch.
Das neue E-Paper ist da: Mit einem deutlich besseren Lesekomfort inkl. Vorlesefunktion, täglichen Rätseln und einer Audiothek. Ab sofort erhältlich unter mein.om-online.de oder im App-Store bzw. Google-Playstore.
Das könnte Sie auch interessieren
Hier klicken und om-online zum Start-Bildschirm hinzufügen