Das Andreaswerk plant in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Wehnen ein Mahnmal in Vechta. Eröffnet werden soll es im Mai 2024, teilt das Andreaswerk mit. Über 200.000 Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen fielen deutschlandweit den sogenannten Krankenmorden der Nationalsozialisten zum Opfer. Das teilt das Andreaswerk in einer Mitteilung mit. Davon starben rund 1500 Patientinnen und Patienten – unter ihnen Dutzende aus dem Landkreis Vechta – in der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen bei Oldenburg, wo sie systematisch zu Tode gehungert wurden.
An das Schicksal der Ermordeten aus Vechta und Umgebung, aber auch an die unantastbare Würde jedes Menschen soll daher künftig ein Mahnmal auf dem ehemaligen Hof Möhring in der Vechtaer Landwehrstraße erinnern. Die „Gedenkstätte für die Menschenwürde“ wird derzeit von Personen mit und ohne Beeinträchtigungen aus dem Andreaswerk sowie externen Mitwirkenden entwickelt, unter anderem aus dem Gedenkkreis Wehnen und der Universität Vechta.
Buch basiert auf Krankenakten der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Wehnen
Begleitend entsteht unter der Federführung von Medizinhistoriker Dr. Ingo Harms aus Oldenburg ein Buch, in dem er die geschichtlichen Ereignisse aufarbeitet und den Opfern aus dem Landkreis Vechta anhand einiger ausgewählter Beispiele ein Gesicht gibt. Die Grundlage hierfür bilden gut 90 Krankenakten, die der Autor und Vorsitzende des Gedenkkreises Wehnen im Archiv der damaligen Heil- und Pflegeanstalt ausfindig gemacht hat.
Unterstützung bekommt er bei seiner Arbeit an dem Buch laut Mitteilung unter anderem von dem Historiker und früheren Leiter des Museums Vechta, Axel Fahl-Dreger, sowie dem Facharzt für Psychiatrie, Axel von Besser. Das Werk soll in Standardsprache sowie in Leichter Sprache erhältlich sein und passend zur Eröffnung der Gedenkstätte im übernächsten Jahr erscheinen.
Veranstaltungen zum Thema Menschenwürde flankieren Gedenktage
Kleinere, inklusive Veranstaltungen zum Thema Menschenwürde könnten laut Projektleiterin Maria Lampe-Bernholt allerdings schon vor diesem Termin stattfinden. Denkbar wären ihr zufolge zum Beispiel Aktionen zu besonderen Gedenktagen, wie dem „Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung“ am 5. Mai. Dabei wollen die Beteiligten möglichst immer auch eine Brücke zu aktuellen Geschehnissen und Debatten schlagen – und hierfür unter anderem mit der Partnerschaft für Demokratie Vechta zusammenarbeiten.
Die Aktion Mensch fördert das auf 3 Jahre ausgelegte Gesamtprojekt und die damit verknüpfte Teilzeitstelle der Projektleitung mit rund 200.000 Euro. Als Schirmherrin für das Vorhaben des Andreaswerks konnte die Niedersächsische Sozialministerin Daniela Behrens gewonnen werden.
Mithilfe der Bevölkerung ist Projektgruppe wichtig
Zusätzliche, inhaltliche Unterstützung erhoffen sich die Projektverantwortlichen nun aus der Bevölkerung. Wer eine Angehörige beziehungsweise einen Angehörigen durch die Krankenmorde verloren und hierzu Informationen hat oder möchte, dass diese Person an der Gedenkstätte namentlich genannt wird, kann sich an Maria Lampe-Bernholt wenden.
- Erreichbar ist die Mitarbeiterin des Andreaswerks unter Telefon 04441/960199 oder per E-Mail an maria.lampe-bernholt@andreaswerk.de.