Essener müssen mit dem Spinner leben
Im vergangenen Jahr war die Gemeinde von der Insekteninvasion überrascht worden. Anders als damals sollen die Tiere jetzt nicht mehr flächendeckend entfernt werden.
Georg Meyer | 10.06.2020
Im vergangenen Jahr war die Gemeinde von der Insekteninvasion überrascht worden. Anders als damals sollen die Tiere jetzt nicht mehr flächendeckend entfernt werden.
Georg Meyer | 10.06.2020

Passanten aufgepasst: Mit Schildern warnt die Gemeinde Essen wie hier an der Ahauser Straße vor dem Eichenprozessionsspinner. Foto: Meyer
Er ist wieder da: Der Eichenprozessionsspinner hat sich in zahlreichen Bäumen in Essen eingenistet. "Die Situation ist ähnlich wie im vergangenen Jahr", bestätigt Christine Strübbe vom Ordnungsamt der Gemeinde. Seit einigen Wochen schon machen sich die Raupen der Schmetterlingsart in den Bäumen breit. Passanten müssen aufpassen, denn die Tiere können bei Berührung Hautreizungen, in manchen Fällen auch schwerere Erkrankungen, auslösen. "Wir können nicht jeden Radweg säubern, das ist einfach nicht leistbar." An der Ahauser Straße, der Löninger Straße und der Lastruper Straße warnen Schilder vor den Pflanzenschädlingen. Und dabei wird es dort voraussichtlich auch bleiben, denn an ein großflächiges Absaugen denkt die Verwaltung nicht mehr. Im vergangenen Jahr hatte die Kommune dafür rund 40.000 Euro hingeblättert. Um Kosten zu sparen, aber auch wegen mangelnder Kapazitäten müsse die Gemeinde bei der Bekämpfung andere Wege gehen und sie auf die Kindergärten, Schulen und Spiel- und Sportplätze einschränken, erklärt Bürgermeister Heiner Kreßmann. "Wir können nicht jeden Radweg säubern, das ist einfach nicht leistbar." Rund um den Regenbogenkindergarten war eine Fachfirma kürzlich im Einsatz. Der Schutz von Kindern hat Vorrang. Ansonsten müsse jeder, der sich in der Nähe der befallenen Bäume aufhalte, vorsichtig sein, rät Christine Strübbe. Sie geht nach Gesprächen mit Experten davon aus, dass die Tiere bereits seit mehreren Jahren durch die Baumwipfel kriechen. 2019 fielen ihre Nester erstmals auf. Die Population hatte schlagartig zugenommen, woran auch der vorausgegangene trockene Sommer seinen Anteil gehabt haben dürfte. "Wir wurden praktisch überrollt", sagt Strübbe. Die Verantwortlichen hofften zunächst, den Schädlingen mit großem Gerät den Garaus machen zu können. Es sei aber kaum möglich, jedes Nest zu finden, erklärt die Verwaltungsmitarbeiterin. Sie glaubt nicht, dass sich Essen der Plage auf absehbare Zeit entledigen wird. Zwar komme der Eichenprozessionsspinner auch anderswo vor. "Ich habe aber den Eindruck, dass er bei uns besonders stark verbreitet ist." Bislang nicht gefruchtet hat außerdem der Versuch, die Raupen mit biologischen Waffen zu schlagen. Im Herbst hatten Schüler der Oberschule zahlreiche Meisenkästen gebaut. Die Singvögel sollten zur Reduzierung der Schädlinge beitragen. Der Plan ging aber nicht auf. „Die Nistkästen wurden noch nicht ausreichend angenommen“, bedauert Christine Strübbe. Woran es liegt, ist nicht ganz klar. Möglicherweise, so die Vermutung, seien die Kästen falsch angebracht.

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