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Es geht auch ohne Training

Kolumne: Das Leben als Ernstfall – Einigermaßen untrainiert bin ich in eine 500 Kilometer lange Radtour gestartet. Und es ging besser als befürchtet. Auch dank hilfsbereiter Eismacher.

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Der Berg, insbesondere der nach oben führende, ist der natürliche Feind des Radlers. Als „Flachlandtiroler“ hat man damit ja nicht so wahnsinnig viel Erfahrung, und für den zugereisten Franken sind nach 10 Jahren im hohen Norden die Erinnerungen an 11-prozentige Steigungen und die damit verbundenen Qualen irgendwie verblasst. Noch schlimmer allerdings ist, von Regen, Schnee, Kälte und Hitze einmal abgesehen, der Gegenwind. Während nämlich auf einen Anstieg zumeist, eigentlich sogar immer, eine entspannende Abfahrt folgt, muss man beim Gegenwind mit einer Art Dauerbelästigung rechnen. Zumindest wenn man, wie ein Kumpel und ich vor Kurzem, 5 Tage lang von Norden nach Süden fährt.

Von dem Vorhaben habe ich Sie, geneigte Leser, ja vor einiger Zeit in Kenntnis gesetzt. Die Höflichkeit gebietet es, nun auch Vollzug zu melden. Ich bin nicht, wie anfangs befürchtet, schon im südlichen Landkreis Cloppenburg erschöpft im Straßengraben gelandet und an keinem Berg oder gar am Gegenwind gescheitert. Obwohl der, also wie soll ich sagen, puh, also wenn man mit dem E-Bike und in der zweiten von vier Stufen nur mit 15 km/h vorankommt, dann ist das schon irgendwie, naja, Sie wissen schon. Aber egal, es hat geklappt. Am Main haben wir der App ein Schnippchen geschlagen und ihn trockenen Fußes überquert, den im Navi angezeigten Weg quer über eine Wiese haben wir erfolgreich gemeistert und mein Hinterteil hat die Tour ohne Blessuren überstanden. An dieser Stelle wäre jetzt Applaus fällig.

Dankeschön!

„Aber was soll ich sagen: Deutschland ist voll hilfsbereiter Menschen. Ist der Akku leer, geh was trinken.“

Womit wir nicht gerechnet hatten: Der limitierende Faktor auf unserer Kilometerjagd waren weder unsere Kondition noch unser Sitzfleisch. Das schwächste Glied in der Kette waren die Akkus. 130, 140 Kilometer halten die zu Hause ohne Probleme durch, brauchen im Gegenwind vielleicht mal ein bisschen mehr, mit Rückenwind dafür etwas weniger als im Durchschnitt. Da sollten doch 100 Kilometer am Tag kein Problem sein. Und wenn es dann zwei- oder dreimal bergauf geht, dann wird das so viel ja nicht ausmachen.

Hilfsbereite Menschen und funktionierende Steckdosen

Pustekuchen. Erstens haben wir Zahl, Höhe und Steigungen der Mount-Everest-ähnlichen Gebirge auf unserem Weg unter- und zweitens die Leistungsfähigkeit eines handelsüblichen Fahrradakkus überschätzt. Auf dem ersten Gipfel sind aus 90 Kilometern Reichweite schwupps 40 geworden. Am Fuße des Berges waren es wieder 70, aber am nächsten Gipfel schon nur noch 30. Und so weiter.

Aber was soll ich sagen: Deutschland ist voll hilfsbereiter Menschen. Ist der Akku leer, geh was trinken. Oder geh Eis essen. Egal. Wo immer wir hinkamen, fanden wir Lokale und vor allem Eisdielen mit verständnisvollen Kneipiers, Barristas oder Eiskonditoren und funktionierenden Steckdosen. Manchmal auch ungefragt. Als wir wegen eines kleinen technischen Problems bei Rocky Bikes in Hagen am Teutoburger Wald stoppten, waren wir noch nicht aus dem Sattel, da bekamen wir schon Strom angeboten. Und die technische Hilfe erst, Alter, so genial, so freundlich, unfassbar.

Für den Strom, um zum Kern des Themas zurückzukehren, mussten, ja durften wir nirgendwo was bezahlen. Wir haben das dann über das Trinkgeld geregelt, Ehrensache. Und nebenbei noch tolle neue Eissorten entdeckt. Mon-Cherie-Eis etwa. Hab ich dem Eiskonditor meines Vertrauens schon ans Herz gelegt. Wird bestimmt der Renner.


Zur Person:

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