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Ehrenmale und Kriegsgräber sind Mahner zum Frieden

Am Sonntag ist Volkstrauertag. Dieses Jahr wird aber  alles anders sein als sonst. Doch die Erinnerung muss nach wie vor erhalten werden.

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Soldatenfriedhof für 970 Gefallene des britischen Commonwealth in Sage in der Gemeinde Großenkneten. Foto: Dräger

Soldatenfriedhof für 970 Gefallene des britischen Commonwealth in Sage in der Gemeinde Großenkneten. Foto: Dräger

Zwischen dem häufig als golden bezeichneten Monat Oktober und dem Adventsmonat Dezember mit dem Weg zum Leuchten der Weihnacht liegt der meist als grau und düster bezeichnete Monat November. Er ist mit Feier- und Gedenktagen ausgestattet, die mit Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag, Buß- und Bettag sowie Totensonntag oder Ewigkeitssonntag mahnen sollen zu den Stichworten Vergänglichkeit, Umkehr, Tod und Auferstehung.

Dabei stehen Gedenkstätten und Friedhöfe im Zentrum des Geschehens. In diesen November ist vieles anders. So kann der Volkstrauertag mit seinen gewohnten öffentlichen Kundgebungen in Bauerschaften, Dörfern und Städten so nicht mehr stattfinden. Häufig wird an den Erinnerungs- und Ehrenmalen in diesem Jahr ohne Beteiligung der Öffentlichkeit ein Kranz niedergelegt.

Es ist eine Notwendigkeit, die Erinnerung an die Opfer von Krieg, Terror und Gewalt im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung wach zu halten mit der Mahnung, welch schreckliche Folgen Krieg und Gewaltherrschaft haben. Im Bundestag wird am 15. November um 13.30 Uhr die zentrale Gedenkstunde stattfinden mit der Begrüßungsansprache des Präsidenten des Volksbundes, Wolfgang Schneiderhan, und dem Totengedenken durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier.

Inschrift wurde später geändert

Das Gedenken hat, wie nicht verwunderlich, in den letzten 100 Jahren eine deutliche Wandlung erfahren. Das ist nicht nur in der Terminologie ersichtlich, denn in der NS-Zeit wurde der Gedenktag „Heldengedenktag“ genannt. Auch die Denkmalkultur hat einen drastischen Wandel erfahren. Das lässt sich vor Ort sehr deutlich am Denkmalplatz an der Marienstraße in Lohne erfahren.

Nachdem 1920 das erste Ehrenmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges in Lohne in einer Bauerschaft, nämlich in Südlohne, entstanden ist, wurde 1922 an der Marienstraße ein wuchtiges Denkmal errichtet. Zu sehen ist ein Soldat, der im Begriff ist, eine Handgranate zu werfen. Die erste Inschrift lautete „So starben unsere Helden“, die 1958 verändert wurde in „Euer Opfer sei unvergessen“. Ursprünglich gab es zu Füßen der Denkmalfigur Tafeln mit 299 Namen der Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges. Sie sind mittlerweile im Eingangstor der Friedhofshalle angebracht neben einem Kreuz des Bildhauers Ferdinand Starmann.

Mit der Umgestaltung des Denkmalplatzes durch den Gartenbauarchitekten Josef Hempelmann im Jahre 1958 als Gedenkmal für die Vermissten und Gefallenen beider Weltkriege wurde auf die namentliche Nennung verzichtet. Auf den neu geschaffenen steinernen Kreuzen für die Kriegsjahre 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945 stehen lediglich Zahlen für Vermisste und Gefallene.

Kreuzesgruppe für das Kriegsjahr 1945 mit dem Hinweis auf Vermisste und Gefallene. Foto: DrägerKreuzesgruppe für das Kriegsjahr 1945 mit dem Hinweis auf Vermisste und Gefallene. Foto: Dräger

Alleine die Kreuzanlage für das Jahr 1945 macht mit den Zahlen von 89 Vermissten und 143 Gefallenen das sinnlose Sterben im fanatischen Durchhaltewillen des NS-Regimes drastisch deutlich. In nicht einmal fünf Kriegsmonaten 1945 werden ein Drittel aller Vermissten und Gefallenen des Zweiten Weltkrieges aus Lohne errechnet.

Auf Initiative von Amnesty International und dem Lohner Heimatverein wurde aus privaten Spendenmitteln in Kooperation mit der Stadt Lohne im Jahr 2000 ein neuer Gedenkstein errichtet, vom Lohner Bildhauer Kajo Dierkes geschaffen. Es ging darum, dem martialischen Gedenkstein von 1922 eine zeitgemäße Aussage entgegenzustellen.

Neuer Stein zeigt veränderte Gedenkkultur

Der vom Berliner Bildhauer Hans Dammann 1922 geschaffene Stein, Kriegerdenkmal genannt, spiegelt als Dokument der Zeit den Geist nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg und dem Versailler Vertrag wider. Pfarrer Anton Stegemann sprach „von in Stein gehauenen Kriegshelden“. Man wollte den Kriegstoten und dem verlustreichen Krieg einen Sinn geben. Es wurde ein Stein des Anstoßes. 1968 hieß es in einem Leserbrief in der OV: „Ein grauenhafter Rache- und Vergeltungswahn ist hier Stein geworden.“

Mit dem neuen im Jahre 2000 eingeweihten Gedenkstein wird über die regionale und nationale Grenze und der bisher ausschließlich auf Kriegsgeschehen ausgerichteten Gedenkkultur hinaus gedacht „Den Opfern von Krieg, Gewalt und Terror" und mit der Inschrift aus dem Artikel 3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 „Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person“.

Ehrenmal Marienstraße in Lohne, 2000 errichtet, im Hintergrund das Denkmal von 1922, 1958 umgestaltet. Foto: DrägerEhrenmal Marienstraße in Lohne, 2000 errichtet, im Hintergrund das Denkmal von 1922, 1958 umgestaltet. Foto: Dräger

Die Gräberliste für die öffentlich gepflegten Kriegsgräber aus zwei Weltkriegen enthält in Lohne 33 Namen. Es handelt sich um die drei Friedhöfe an der Marienstraße, der Franziskusstraße und in Kroge/Ehrendorf. Dafür, dass die Kriegsgräber auf Lohner Friedhöfen auch heute noch Mahnmale sind, zeugen stille Zeichen der Aufmerksamkeit wie gelegentliches Niederlegen von Blumen oder anderer Erinnerungszeichen von unbekannten Besuchern des Friedhofes.

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