Drei Wolfsrudel streifen durchs OM
Im Moor zwischen Goldenstedt und Barnstorf wurden mindestens vier Welpen geboren. Auch bei den Wölfen im Raum Herzlake/Löningen und Werlte gibt es Nachwuchs.
Matthias Niehues | 12.08.2020
Im Moor zwischen Goldenstedt und Barnstorf wurden mindestens vier Welpen geboren. Auch bei den Wölfen im Raum Herzlake/Löningen und Werlte gibt es Nachwuchs.
Matthias Niehues | 12.08.2020
Vier Welpen spielen mit Folienfetzen im moorigen Wald bei Goldenstedt. Foto: Hans Hasper
Immer wieder schnappen sie mit ihren Zähnen nach der Plastikplane, reißen daran herum oder jagen die Folie den Geschwistern ab. Jetzt sind zahlreichen Foto- und Videoaufnahmen gelungen, die den Wolfsnachwuchs im Goldenstedter und Barnstorfer Moor zeigen. Der niederländische Naturschützer Hans Hasper hat die Szenen mit einer automatisch auslösenden Wildtierkamera aufgenommen. "Ich bin begeistert von den Aufnahmen", sagt dazu Ulrich Heitmann aus Dinklage. Er erkennt darauf vier junge, gesunde und kräftig gebaute Wölfe mit typischer Fellzeichnung. Der Wolfsberater für den Landkreis Vechta begrüßt, dass Hasper mit den Bildern "einen wertvollen Beitrag für das Wolfsmonitoring leistet". Auch aus anderen Teilen des Oldenburger Münsterlandes ist Wolfsnachwuchs zu vermelden. So soll es im Raum Löningen/Herzlake einem Jäger ebenfalls mit einer Wildtierkamera gelungen sein, einen Welpen des dortigen Rudels im Bild festzuhalten. Das Wolfspaar, das sich im Raum Werlte an der Kreisgrenze zu Cloppenburg aufhält, soll ebenfalls Nachwuchs haben. Hier fehlt zwar noch der bildliche Nachweis. Aber nach Angaben von Raoul Reding von der Landesjägerschaft (LJN) in Hannover gibt es hier Sichtungen. Damit gibt es aktuell drei Wolfsrudel mit Welpen, die sich nachweislich im Gebiet des Oldenburger Münsterlandes aufhalten. Reding ist für das Wolfsmonitoring im Land Niedersachsen zuständig. Bei ihm laufen alle Sichtungen und Hinweise zusammen, die auch die Öffentlichkeit per App, online über die Webseite www.wolfsmonitoring.com oder per Mail melden kann. Wolfswelpen werden in der Regel Anfang Mai geboren. Für das laufende Monitoring-Jahr 2020/21 hat Raoul Reding jetzt den aktuellen Status bekanntgegeben. Demnach kann er bis jetzt für 18 der 27 bestätigten Wolfsrudel Reproduktion nachweisen. In 16 Fällen gibt es entsprechende Foto- oder Filmaufnahmen. Mit den neuen Fotos aus dem Goldenstedter/Barnstorfer Moor muss er jetzt 54 Welpen nachweisen können. Insgesamt gibt es in Niedersachsen jetzt 33 Wolfsterritorien. Denn neben den 24 Rudeln können vier Wolfspaare und zwei standortfeste Einzelwölfe im Land nachgewiesen werden. Die Zahl der Welpen ist also ein Mindestwert. Mit Verlauf des Wolfsjahres werden weitere Nachweise diese entsprechend ansteigen lassen. Im Fall der Wölfe im Bereich des Kreises Cloppenburg sind die Elterntiere des Wolfsnachwuchses bekannt. Im Bereich des Goldenstedter Moores fehlt noch der genetische Nachweis. Vieles spricht aber dafür, dass sich der wenig scheue junge Rüde, der sich im vergangenen Jahr häufig zeigte, mit der Goldenstedter Wölfin gepaart hat. Erst vor wenigen Tagen zeigte sich offensichtlich der Rüde bei Erntearbeiten im Raum Goldenstedt, wie ein Video belegt. Auch beim Torfabbau taucht das männliche Tier mitunter auf. Ein Raupenfahrer berichtet, dass der Rüde öfter hinter dem Fahrzeug her läuft, um aufgescheuchte Hasen zu erbeuten. Seit Dezember letzten Jahres wird das Tier durch das Wolfsbüro beobachtet, als Vorstufe für eine mögliche Besenderung. Umweltminister Lies hatte ursprünglich angekündigt, ein Tier von jedem Rudel im Land mit einem Sender bestücken zu wollen, um das Verhalten der Wölfe zu erforschen. "Lies soll endlich die Hände aus den Taschen nehmen und tätig werden." Passiert ist dies bis heute offensichtlich nicht. Gunars Reichenbachs, Sprecher des Ministeriums, konnte am Dienstag dazu keine Angaben machen. Allerdings verweist er darauf, dass die Situation in Löningen "aktuell intensiv beobachtet wird". "Soweit es zu wiederholten Überwindungen zumutbarer Herdenschutzmaßnahmen durch Wölfe kommt, wird grundsätzlich immer auch eine Entnahme als letztes Mittel geprüft", teilt er mit. Wolfsberater Ulrich Heitmann aus Dinklage geht vor allem die Besenderung des Goldenstedter Rüden nicht schnell genug. "Lies soll endlich die Hände aus den Taschen nehmen und tätig werden", fordert er. Er hält die jetzige Situation dafür für sehr günstig. Die Fotoaufnahmen der vier Welpen sind nämlich am sogenannten Rendezvous-Platz der Wölfe entstanden. Wenn die Elterntiere jagen, warten hier die Jungen auf deren Rückkehr. "Das ist der beste Zeitpunkt, um an die Elterntiere zu kommen", weiß Heitmann. Den gelte es jetzt zu nutzen. Während das Wolfsbüro sich seit vielen Monaten bemüht, ist es dem niederländischen Naturschützer und Wolfsexperten Hans Hasper in nur einem Tag gelungen, die Kameras am richtigen Standort aufzustellen, um so den fotografischen Nachweis für das Monitoring zu erbringen. Der Erfolg wird im aber offensichtlich nicht gegönnt. Der Verein Naturfreunde Goldenstedt, der massiv gegen die Wölfe im Moor agiert und die Tiere als Hybriden bezeichnet, wetterte vergangenes Wochenende via Facebook über den Niederländer. Die Naturfreunde fotografierten das abgestellte Auto des Naturschützers von allen Seiten und behaupteten, er sei verbotenerweise ins Moor gefahren, das geparkte Auto stelle ein Brandgefahr dar. Hasper unterstellten sie außerdem gegen das Bundesnaturschutzgesetz zu verstoßen. "Das ist eine Hetzjagd, die die Naturfreunde hier veranstalten", kritisiert Ulrich Heitmann. Es gehöre sich nicht, den Niederländer, der ihn als Wolfsberater bei seiner Arbeit ehrenamtlich unterstütze, mit falschen Vorwürfen an den Internet-Pranger zu stellen. Hasper sei kein Vorwurf zu machen. Die Straße sei frei zugänglich, er habe zulässig auf einer geschotterten Fläche geparkt. Die Naturfreunde sollten akzeptieren, dass sich ein Niederländer in Europa frei bewegen dürfe, auch im hiesigen Moor.18 von 27 Wolfsrudeln haben sich vermehrt
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