Für Diskussionen sorgt ein Leserbrief von Otto Höffmann zur Zusammenarbeit zwischen den Landkreisen Cloppenburg und Vechta. "In Wirklichkeit waren die beiden Teile des Oldenburger Münsterlandes noch nie weiter voneinander entfernt als heute. Die Einheit war stets eine Fiktion und sie war nie wirklich da", erklärte der Rechtsanwalt und Notar aus Cloppenburg unter anderem darin.
Cloppenburg habe seit der OM-Markengründung vor 50 Jahren nie richtig dazugehört und werde heute immer weiter abgehängt. Laut Höffmann habe man es zum Beispiel über Jahrzehnte nicht geschafft, eine vernünftige Verkehrsverbindung zwischen den beiden Kreisstädten zu schaffen. "Und der Radschnellweg zwischen Cloppenburg und Vechta steht auch da, wo man ihn hinhaben will: "in den Sternen", so der Jurist weiter.
Kritik an der Cloppenburger Stadtverwaltung
Deutliche Kritik übt er auch an der Stadtverwaltung: "Beneidet haben unsere OM-Freunde aus Vechta uns stets um die Fußgängerzone. Das hatte Vechta nicht zu bieten, und so strömte an den 'langen' Donnerstagen Groß und Klein von nebenan in Cloppenburgs gute Stube. Doch wo ist sie gelandet? Eine ignorante Cloppenburger Stadtverwaltung hat dem Schmuckstück konsequent die Urbanität ausgetrieben."
Ein Gleichgewicht zwischen den Landkreisen sieht der Rechtsanwalt jedenfalls nicht. "Man wundert sich, wie der andere Teil des Oldenburger Münsterlandes den Cloppenburgern den Schneid abkauft und wie viel wir selbst dazu tun. Statt sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und zu kämpfen. Dann sollten wir doch wenigstens so ehrlich sein und das angebliche 'Oldenburger Münsterland' gleich 'Vechtaer Münsterland' nennen mit seinen Dependancen in Cloppenburg, Friesoythe und Löningen. Wir haben uns ergeben", so Höffmann abschließend.
Kreienborg: "Jeder hat seine Sicht der Dinge"
Der Leserbrief wurde auch beim Verbund Oldenburger Münsterland registriert. "Jeder hat seine Sicht der Dinge. Es ist aber immer eine Frage der Perspektive und Positionierung", erklärte Geschäftsführer Jan Kreienborg dazu gestern auf Anfrage von OM online. Er sehe die Region als Ganzes und keinen Wettstreit zwischen den Kreisen. Jede der 23 Kommunen habe Alleinstellungsmerkmale, die herausgestellt werden müssen. "Und die Vielfalt bereichert doch alle", so Kreienborg weiter.
Seiner Meinung nach müsse man Kirchturmdenken und Neid anderen gegenüber hinter sich lassen. "Wir wollen die Städte und Gemeinden enger zusammenbringen", sagt der Geschäftsführer. Dabei dürfe man auch nicht nur den Blick auf die beiden Kreisstädte lenken.
Dennoch stelle man sich selbstverständlich der Kritik und gehe diese offen an. "Es gibt viele Herausforderungen, aber auch viel Potenzial". Ein Baustein sei dabei unter anderem der weitere Ausbau von Radstrecken.
Völlig anderer Meinung als Höffmann ist Prof. Dr. Lucien Olivier (CDU). "Ich bin seit 20 Jahren hier und ich liebe Cloppenburg", erklärt der Kreistags- und Stadtratsabgeordnete in einem persönlichen Video. Man könne ja vieles kritisieren, aber das sei in dieser Form unpassend und zu pessimistisch. Die Stadt und der Landkreis würden wachsen und sich gut entwickeln. Zudem würden sich die Menschen, die vor Ort politische Verantwortung tragen, bemühen und viel Positives tun. "Sicher ist nicht immer alles richtig, aber die grobe Linie stimmt. Und darauf kommt es an", so Olivier weiter.
Jan Bernd Almes vermisst dabei jedoch die inhaltliche Auseinandersetzung. "Es kommen faktische Probleme auf den Tisch wie zum Beispiel die mangelnde Verkehrsverbindung. Die Antwort der CDU: das Leben hier ist schön", so der Facebook-Nutzer bei OM-Online. Eine Stellungnahme zu den genannten Punkten gebe es aber nicht.
Ebenfalls bei Facebook äußert sich Nutzer Markus Wrede-Meyer: "Ich denke, dass Herr Höffmann mit seinem Leserbrief einen Reiz setzen wollte. Vechta und Cloppenburg lassen sich allerdings nur bedingt vergleichen." Sicherlich laufe es in Vechta wirtschaftlich besser, aber klare Frequenzbringer wie das City-Fest und die Aktionen der Cloppenburger Kaufmannschaft abzuqualifizieren, sei übertrieben.
Auch habe der Absturz des BV Cloppenburg, den Höffmann in seinem Leserbrief thematisiert, nichts mit der Arbeit der Politik zu tun. Genauso wenig sei die Politik für die Erfolge von Rasta Vechta verantwortlich. "Das ist Sache von Einzelpersonen. Und alle BVC-Verantwortliche über einen Kamm zu scheren, halte ich für unfair und schlichtweg undifferenziert", so Wrede-Meyer weiter.
Von der CDU erwarte er hingegen Argumente: "Süffisante Videos von einzelnen Politikern sind hier nicht zielführend." Unter dem Strich müssten die berechtigten Kritikpunkte sachlich reflektiert und im zweiten Schritt angepackt werden. "Von allen Parteien und für die Bürger einer sicherlich lebenswerten Stadt", schreibt der Facebook-Nutzer.
Potenzial für Veränderungen sieht unterdessen Rainer Kuhlmann. "Eine bessere Zusammenarbeit wäre durchaus sinnbringend", so sein Kommentar bei OM-Online.