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Die Angst frisst mich auf, spuckt mich aus und beißt nochmal zu

Kolumne: Das Leben als Ernstfall – Die Angst ist der ständige Begleiter einer ganzen Generation. Dabei kennt sie keine Grenzen. Tanken ist da nur das geringste Problem.

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Manchmal gibt es einfach Zeiten, die von einem unschönen Gefühl dominiert werden. Manchmal gibt es einfach Zeiten, in denen man einfach nichts als eine grundlegende, tief sitzende Angst fühlt. In denen man sich am liebsten verkriechen möchte. Bis diese Zeiten vorüber sind.

Irgendwie beobachte ich das in meiner Generation ziemlich oft. Eine lähmende Unfähigkeit, zu handeln, verursacht von Angst. In sämtlichen Bereichen gibt es einfach eine über alles stehende Angst. Angst vor der Zukunft – klar, wir leben in unsicheren Zeiten. Klima, Kriege, Inflation, Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt. Hinzu kommen psychische Belastungen und soziale Ängste – wer hat die nicht? Es gehört fast schon zum guten Ton, erschöpft zu sein.

Aber die Gen Z hört da nicht auf. Sie hat vor allem und jedem Angst. Laut einer aktuellen Studie eines britischen Gebrauchtwagenhändlers haben 62 Prozent der 18- bis 24-jährigen Befragten Angst vor dem Tanken. Das klingt erstmal irgendwie drollig, ist aber durchaus ernstzunehmen. Daraus lässt sich nämlich ableiten: Die Angst ist längst zum alltäglichen Begleiter geworden. Angst ist Normalität, ein Grundrauschen, mit dem viele von uns leben.

„Die Angst nagt an einem. Beißt hier und da mal ein bisschen doller zu. Reißt vielleicht mal ein Stück raus. Mal ein kleineres, mal ein größeres.“

Und ja, auch ich hege mit der Angst phasenweise ein doch ziemlich enges Verhältnis. Sie ist kein seltener Gast, eher eine gute Bekannte, die nicht klingelt, sondern den Schlüssel unter der Fußmatte nimmt, die Füße auf den Tisch legt und sich erst einmal in der Wohnung ausbreitet. Manchmal kündigt sie sich wenigstens vorher an. Meistens poltert sie aber einfach so um die Ecke. Was genau sie will, sagt sie meistens nicht. In der Regel hat es aber etwas mit Unsicherheiten, Zweifel, Entscheidungen und Gedanken zu tun. Diese verdammten Gedanken.

Ein Stück weit ist Angst ja auch sinnvoll. Sie warnt uns, schützt uns, lenkt uns von Dummheiten ab. Aber wenn sie überhandnimmt, lähmt sie. Dann verwandelt sie sich von einer hilfreichen Instanz in einen Gefängniswärter. Aber leider in keinen korrupten Wärter, den man bestechen kann, um ein paar Goodies zu bekommen. Eher in einen, der seinen Job sehr ernst nimmt – und ein bisschen Spaß daran hat, die Gefangenen zu quälen. Das widerspricht übrigens massiv dem Strafvollzugsgesetz. Und die Regierung schaut nur zu.

Die Angst nagt an einem. Beißt hier und da mal ein bisschen doller zu. Reißt vielleicht mal ein Stück raus. Mal ein kleineres, mal ein größeres. Sie frisst so viel sie möchte, schlägt sich den Magen so voll, wie sie nur kann. Zehrt so lange, bis sie satt ist. Dann zieht sie sich erst einmal zurück. Atmet durch, legt vielleicht noch einen kleinen Verdauungsspaziergang ein oder macht ein kurzes Nickerchen. Ist erst einmal glücklich und zufrieden. Bis sie ein Grummeln in ihrem Bauch bemerkt. Bis sie wieder Hunger hat.


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