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Der Kampf der Generationen

Kolumne: Wenn man versucht, das jüngste Mitglied unseres Haushaltes zu verstehen, kann man nur falsch liegen. Währenddessen fechte ich noch einen ganz anderen Kampf aus.

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Vom Generationenkonflikt habe ich schon einmal etwas gehört, und sicherlich denke ich heute über gewisse Dinge anders nach als noch vor 20 Jahren. Heute stehe ich allerdings vor Herausforderungen mit einer ganz jungen Generation.

So versuche ich aktuell, ein 2,5 Jahre altes Mitglied unseres Haushaltes zu verstehen. Schonmal vorweg: Es ist unmöglich. So schwingt in folgendem Satz nicht unbedingt ein klarer Arbeitsauftrag mit: „Ich will Milch, will keine Milch.“ Es ist dann, wie so oft im Leben: Egal, wie man es macht, man macht es falsch.

Schön ist auch: „alleine anziehen“. Dies gilt bis zu dem Moment, bis beide Füße doch nicht durch ein einzelnes Hosenbein passen. Hilfe ist aber auch hier eher unerwünscht. Ein ausgiebiges Gespräch braucht es zudem bei der Auswahl am Kleiderschrank. Während Erwachsene die Wetter-App checken, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, herrscht auf der gegenüberliegenden Seite Chaos. Nur ein kurzer, aber verständlicher Satz fällt immer wieder: „das nicht“. Nach dem sechsten Oberteil, das man aus der Schublade fischt, klingelt es durchaus in den Ohren. Beim Beinkleid und den Socken sind wir da noch gar nicht angekommen.

„Der Körper steht nicht voll im Saft, seit Wochen fehlen Chips und Schokolade.“

Unterwegs gehen die Gespräche weiter. Aber: Wir diskutieren nicht, wir tauschen nur verschiedene Ansätze aus. Wechselweise heißt es: „Arm, auf die Schultern oder selber laufen“. Wobei laufen noch die am wenigsten favorisierte Art der Fortbewegung ist. Zum Leidwesen der Träger. Gerade in der Fastenzeit ist jedoch fraglich, ob die Kraft dafür noch reicht. Schließlich steht der Körper nicht mehr voll im Saft, es fehlt seit Wochen an Chips und Süßigkeiten.

Dabei gibt es auch positive Nebenwirkungen, die ersten Pfunde purzeln. Allerdings an den falschen Stellen. Die Arme und Beine kommen so grazil wie eh und je daher, obwohl das vielleicht etwas zu hoch gegriffen ist. Wie würden Bodybuilder oder Türsteher meine Oberarme wohl beschreiben? Spaghetti mit der Konsistenz eines Joghurts. Das kommt hin.

Neben vielen anderen Gründen hat mich das auch immer vom Besuch eines Fitnessstudios abgehalten. Man kommt nämlich gar nicht so cool rüber, wenn man die 2-Kilo-Hantel mit beiden Armen nach oben hieven muss. Dort spricht alles gegen den gewohnten Lebensraum, der sich eher am Laptop abspielt – mit einem Sofa in Reichweite.

Mir liegt da schon eher der Mannschaftssport wie Fußball. Ob das gesellige Beisammensein samt Kaltgetränk im Anschluss dabei eine Rolle spielt? Das möchte ich hier öffentlich weder bestätigen noch dementieren. Das „11 gegen 11“ hilft wohl für die allgemeine Fitness, weniger aber gegen den kleinen bis mittleren Bauchansatz. Und der hat es sich bequem gemacht.

So erinnert der Körperbau an selbstgebastelte Kastanien-Figuren aus der Kindheit: eine Kugel in der Mitte, mit Streichhölzern als Arme und Beine. Doch sei’s drum, eins ist sicher: Jeder darf seinen ganz eigenen Weg finden, unabhängig von der Generation.


Zur Person:

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