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Bänder, die die Welt verbinden

Kommentar – Hilfe aus Kairo, Bananenkiste aus Berlin, Armband aus Thailand: Wie ein kaputter Drucker zur globalen Episode wurde.

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Der neue Drucker streikte, ein japanisches Produkt. Und das nur 4 Monate, nachdem ihn der Paketbote, offenbar ein Syrer, gebracht hatte. Das Papier wurde nicht mehr eingezogen, das Display meldete „Papierstau“. Doch da steckte nichts zwischen den Walzen. Also Anruf bei der Hotline in Düsseldorf. Eine freundliche Stimme fragte erst meine Daten ab und ging dann mit mir die Problembehandlung durch. Doch es war nichts zu machen. Das sei nun ein Garantiefall, das Gerät müsse eingeschickt werden, sagte der Kundenberater. Er werde mir eine Bestätigungsmail und ein Retourenlabel schicken.

Die Mail kam noch während des Gesprächs. Frage: Er habe da in seinem perfekten Deutsch doch so einen kleinen Akzent, sei er etwa Franzose oder Belgier? Nein, nein, antwortete der Mann, er sei Ägypter und arbeite im Homeoffice aus Kairo. Einen schönen Tag noch.

„Eines Tages hatte ich dieses Bändchen nach einem Babysitting-Dienst in meiner Jacke gefunden und dann auf den Drucker gelegt, um es beim nächsten Mal zurückzugeben. Es war offenbar in den Papierschacht gefallen. Alles mein Fehler.“

Als das Retourenlabel dann da war, galt es einen Karton zu finden, denn der alte war schon entsorgt. In der Drogerie war die Verkäuferin, wohl aus der Ukraine, anfangs sogar bereit, im Lager nachzuschauen, doch dann hielt sie plötzlich inne: „Und wenn der nicht passt?“, fragte sie. „Naja, dann brauche ich ihn nicht“, lautete meine Antwort. „Tut mir leid, dafür habe ich keine Zeit“, sagte die Frau und wandte sich wieder ihrem Warenstapel zu. Im Supermarkt nebenan war der Verkäufer relaxter. Er stieg in den Keller und kam mit einer Bananenkiste aus Costa Rica wieder. „Die is' stabil, da ham se wat für Ihr‘n Drucker.“ Offenbar ein Ur-Berliner.

Das kaputte Gerät ging nun an eine Adresse im Bergischen Land und kam schon nach einer Woche in Folie verpackt zurück. Wieder derselbe Paketbote. Es funktionierte nun tadellos; die Tintenbehälter waren sogar alle gratis aufgefüllt worden. „Durchgeführte Arbeiten: Fremdkörper entfernt“ stand auf dem Lieferschein. Auf der Abdeckplatte klebte eine kleine Plastikhülle. Sie enthielt ein buntes „Freundschaftsband“. Es gehört meiner Großnichte, 2,5 Jahre alt. Sie hatte es in Thailand am Strand bekommen, als sie dort kürzlich mit ihren Eltern war. Ich erinnerte mich: Eines Tages hatte ich dieses Bändchen nach einem Babysitting-Dienst in meiner Jacke gefunden und dann auf den Drucker gelegt, um es beim nächsten Mal zurückzugeben. Es war offenbar in den Papierschacht gefallen. Alles mein Fehler. „Bitte achten Sie darauf, dass keine Gegenstände im Papiereinzug liegen“, stand noch auf dem Lieferschein. Das war’s, keine Rechnung. Das Kindchen hat sich auch sehr gefreut.


Zur Person

  • Der Lohner Werner Kolhoff hat für den Berliner Tagesspiegel und die Berliner Zeitung gearbeitet, war Sprecher des Senats und leitete ein Korrespondentenbüro.
  • Heute ist Werner Kolhoff in Berlin als politischer Kolumnist tätig.

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