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Aus Fehlern wird man klug, drum ist einer nicht genug!

Kolumne: Notizen aus dem wahren Leben – Wilhelm Busch lieferte eine wunderbare Aufforderung, es nicht bei einem Fehltritt zu belassen. Aber funktioniert so auch das Leben?

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„Aus Fehlern wird man klug, drum ist einer nicht genug“: So lautet ein Zitat von Wilhelm Busch. Eine wunderbare Aufforderung, es nicht nur bei einem Fehltritt zu belassen. Natürlich, um daraus etwas zu lernen. Aber spiegelt diese Aussage auch die Lebenswirklichkeit wider? In der geht es doch wohl eher darum, als Makel empfundene Fehler so gut wie möglich zu vermeiden.

Diese Erfahrung habe ich bereits in meiner Jugend gemacht. In Elternhaus und Schule wurden wir dazu erzogen, nicht ins Fettnäpfchen zu treten. Meine herzensgute Mutter war immer bestrebt, es tunlichst allen recht zu machen. Also bloß kein Fauxpas, der in Streit und Zwist hätte enden können. Dann doch lieber altbewährte Wege gehen, um sicher ans Ziel zu kommen.

Gegen diese Einstellung habe ich früh rebelliert. In Cloppenburg gab es schon damals einen Kindergarten. Und mein Bruder und ich „durften“ ihn besuchen. Für mich allerdings ein „Muss“ und ein großer Fehler meiner Eltern. Hätte ich doch lieber mit den Nachbarskindern die Gegend unsicher gemacht. Als Erziehungsberechtigte brauchten sie aber eine Betreuungsmöglichkeit für uns. Beide waren voll in der Bäckerei eingespannt. Meine Mutter hinter dem Verkaufstresen und mein Vater in der Backstube. Sich da noch den ganzen Tag um den Nachwuchs zu kümmern, war einfach nicht möglich. Ein Kindergarten war damals aber etwas völlig anderes als heute. Für die uns betreuenden Nonnen stand die Einhaltung von Disziplin und Ordnung deutlich höher im Kurs als Spiel, Spaß und Spannung. Letztlich eine Aufbewahrungsanstalt, in der Wasserkakao schon ein gewisses Highlight war. Wohlgefühlt habe ich mich hier eigentlich nie.

„Fehler wegen Missverständnissen kann man oft bereits mit gegenseitigem Zuhören und darüber Reden aus dem Weg räumen.“

Eines Tages war es besonders schlimm. Also nichts wie nach Hause. Dort angekommen, stand meine Tante Gisela im Laden. Auch das noch! Als gefühlt höhere Tochter war rummäkeln eine ihrer Passionen. Vor lauter Frust warf ich meine Kindergartentasche im hohen Bogen über die Theke in die Ecke. „Wie kannst du nur so mit deiner Tasche umgehen, die geht doch kaputt“, fuhr sie mich an. Da stand ich nun mit hochrotem Kopf und wollte was erwidern. Wutentbrannt fiel mir aber nur ein: „Und dich und dich, dich steck ich ins Klo und zieh dich ab!“ Kaum war es raus, wusste ich bereits: Schwerer Fehler!

Jetzt kriegte auch noch meine Mama ihr Fett weg. Ich sei ein unglaublich ungezogenes Kind. Eine solche Unverschämtheit gegenüber einem Erwachsenen habe sie noch nie erlebt. Auch wenn dieses Vorkommnis für mich ohne Folgen blieb, hat es doch viele, viele Jahre zwischen meiner Tante und mir gestanden. Es wäre wahrscheinlich anders gelaufen, wenn sie mir verziehen hätte. Fehler wegen Missverständnissen kann man oft bereits mit gegenseitigem Zuhören und darüber Reden aus dem Weg räumen. Mögliche Affronts werden im Keim erstickt. Und wenn wirklich mal ein Fehler passiert: nicht so schlimm. Nur auf keinen Fall zweimal denselben!


Zur Person:

  • Elisabeth Schlömer wohnt in Cloppenburg.
  • Sie war Leiterin des Ludgerus-Werkes Lohne bis zu ihrem Ruhestand 2019. Momentan ist sie ehrenamtlich tätig bei den „Machern – zu jung um alt zu sein“.
  • Die Autorin erreichen Sie unter: redaktion@om-medien.de.

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