Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz
Kolumne: Wer Urlaub auf einer ostfriesischen Insel macht, sucht womöglich nicht den besonderen Kick – bekommt ihn aber trotzdem. Eindrücke aus dem deutschen Alltag.
Max Meyer | 30.09.2024
Kolumne: Wer Urlaub auf einer ostfriesischen Insel macht, sucht womöglich nicht den besonderen Kick – bekommt ihn aber trotzdem. Eindrücke aus dem deutschen Alltag.
Max Meyer | 30.09.2024
Besser in der weiten Welt, als im engen Bauch, muss das Landei auf dem Eiland nach Verlassen der Fähre gedacht haben – und ließ prompt Taten folgen, die der Wind nicht mehr zu kaschieren vermochte. „Is dei lut wechgon?“ Ach, iwo. Den holt dir auf jeden Fall keiner wieder. Solche Urlauber haben die Ruhe weg. Ostfriesische Insel ist eben nur einmal im Jahr. Winde wehen, Schiffe gehen. Schön ist es dann, wenn der stehen gelassene Koffer zumindest keinem verzagten Hintern entweicht. Denn was das bedeutet, weiß fast jeder, der schon einmal von Emden, Norddeich und den zahlreichen „Sielen“ das Festland verlassen hat. „Mein Gott. Theodor-Storm-Straße. Wie oft noch? Womit hab' ich das verdient?“ Angefangen in der Wartehalle zur Langeoog II. „In welcher Straße wohnen wir nochmal gleich?“, fragte die rüstige Rentnerin. „Mein Gott. Theodor-Storm-Straße. Wie oft noch? Womit hab' ich das verdient?“ Schön, wenn das Feuer der Ehe auch nach 40 Jahren noch lodert. Kurze Zeit später bimmelt es. Neudeutsch: „onboarding“. Soll sowas sein. Na ja, ab aufs Schiff. Kann für einige nicht schnell genug gehen. Sie nehmen lieber in Kauf, die Hafenwand gen Wasser zu purzeln, statt beim Warten die Hafenluft zu genießen. Wer früher auf dem Schiff ist, hat offenbar länger Urlaub. Obelix würd' sagen: Die spinnen, die Landeier. Wer die Schifffahrt (,die auf Langeoog die Schiffahrt bleibt,) ohne Reiseübelkeit meistert, der kann – ganz getreu dem deutschen Alltag – auch auf der Insel sich und andere noch zum Brechen bringen. Beispielsweise dann, wenn die Bimmelbahn mit den süßen bunten Waggons schon sehnsüchtig auf Ankömmlinge wartet, aber erstmal Abkömmlinge loswerden muss. Denkste! Wer früher im Zug ist, hat länger Urlaub. Wer das als Kunde der Deutschen Bahn glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen. Die spinnen eben, die Landeier. „Schade, wenn mit dem Tag der Rückfahrt jegliche Erholung schlagartig im Winde verweht.“ Natürlich ist es damit nicht getan. Weiter geht's mit dem Kampf um die Gepäckausgabe. Schließlich könnte durch längeres Warten nicht nur der Urlaub kürzer ausfallen, sondern (falls noch nicht am Anleger abgestellte Koffer) die Reisetasche gestohlen werden. Vielleicht wiederhole ich mich, aber: Die spinnen, die Landeier. Auf der Insel herrscht dann komischerweise Ruhe. Möglicherweise holen Urlauber Luft, obwohl sie „zu kurze Intervalle“ zwischen ihren 5-Gänge-Menüs hatten. Vielleicht lassen sie auch Luft ab, wie am Anleger. Schön. Bloß schade, wenn mit dem Tag der Rückfahrt jegliche Erholung schlagartig im Winde verweht. Zum Beispiel, wenn die Bahn wegen eines technischen Defekts erst 15 Minuten später losfahren kann. Da kommt nicht nur bei den Mitarbeitern Freude auf, wenn die Augen der Passagiere rollen, aber die Waggons stillstehen bleiben. Nach 15 Minuten war das ungeduldige Schnaufen einiger vorbei. Dann: Déjà-vu. Wir erinnern uns: Erst Leute aus dem Zug lassen, dann einsteigen. Gilt genauso fürs Schiff und das Gedränge an den Schaltern. Nachdem ein entnervter Mann mit seinem lauten „JAAAA“ die Warteschlange ähnlich schnell verkürzte wie ein Autofahrer, der im Stau hupt, bewegte sich die vom Urlaub gezeichnete Masse an Deck, wo sie bis zum Erblicken der Kaimauern ausharrte, um dann – vorschriftsgemäß – am Ausgang zu drängeln, obwohl die Langeoog I noch nicht mal angelegt hatte. Schnell vom Parkplatz kommen. Zeit ist Geld. Sie wissen schon. Wie all den vorangegangenen Mitmenschen sowie der Dame, die in einer 30 Meter langen Parkbucht laut fluchen musste, weil sie neben der Gepäckannahme (Sie wissen schon) nicht direkt bis nach vorne fahren durfte, sei folgender Hinweis gegeben: Auch wenn Ihnen mal unbeabsichtigt ein laues Windchen aus der Hose kriechen sollte, denken Sie an Martin Luthers Worte: Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.Schnell vom Parkplatz kommen: Zeit ist schließlich Geld
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