Das Nachrichtenportal vonMünsterländische Tageszeitung MT undOldenburgische Volkszeitung OV

Auf Wiederlesen – das Baby ruft!

Kolumne: Das Leben als Ernstfall – Zeit, sich zu verabschieden.

Artikel teilen:

Jetzt ist er da. Der Mutterschutz. Noch wenige Wochen bis zur Geburt meines zweiten Kindes. Und doch tippe ich gerade diese Zeilen für meine vorerst letzte Kolumne. Weil ich mich verabschieden möchte. Zumindest für eine gewisse Zeit. Denn nach dem Mutterschutz klopft unmittelbar die Elternzeit an, und ob ich es in den ersten Monaten mit Baby und Kleinkind schaffe, Geistreiches zu Papier zu bringen, wage ich stark zu bezweifeln.

Auch wenn sich Mutterschutz und Elternzeit erst einmal nach Pause anhören. Weil man ja etwas aufhört. Die Arbeit. Aber spätestens nach meiner ersten Elternzeit vor 4 Jahren weiß ich, dass ich mich zwar von meinem beruflichen Rhythmus verabschieden muss, dafür aber ein ganz anderer auf mich wartet, der nichts mit Pause oder Erholung zu tun hat. Im Gegenteil.

Schon jetzt hält mich der dicke Kugelbauch nachts vom Schlafen ab. Und wenn ich doch mal eine Position gefunden habe, in der ich mehrere Stunden verweilen könnte, melden sich meine Beine. Wadenkrämpfe. Plötzlich kann ich wieder – trotz deutlich mehr Gewicht – wie ein junges Reh aus dem Bett springen, um diese höllischen Schmerzen loszuwerden. Haben sich die Waden wieder beruhigt, wird das Baby wach, kleine Füßchen treten gegen meine Rippen oder die Fäustchen boxen gegen meine Harnblase. Pünktlich zur Europameisterschaft kickt der Mini-Mensch auch gerne „like Beckham“ gegen den Magen. Der Druck auf das Organ lässt die Magensäure in die Speiseröhre aufsteigen. Sodbrennen. Jetzt heißt es, eine neue Position im Bett finden, in der sich der Kugelbauch, Waden, Harnblase und Speiseröhre wohl fühlen. Und mal ehrlich, das würde nicht mal Tom Cruise in „Mission Impossible“ schaffen.

„Man fühlt sich wie in einem wachkomaähnlichen Zustand – man ist schon irgendwie wach, aber auch nicht so richtig.“

Immerhin: Dieses Mal gehe ich nicht so naiv, blauäugig und mit rosaroter Brille an das erste Jahr mit Baby ran. Dieses Mal weiß ich: In der ersten Zeit kommt man zu nichts. Ich meine, man kommt wirklich zu NICHTS. Die einfachsten Dinge mit Baby dauern Stunden. Sowas wie sich selbst anziehen. Duschen. Zähne putzen. Haare kämmen. Essen, Trinken. Die alltäglichen Dinge eben.

Kinderlose Menschen fragen sich ja oft, was Mütter (oder Väter) den ganzen Tag zu Hause machen. Ich verrate es: Man fühlt sich wie in einem wachkomaähnlichen Zustand – man ist schon irgendwie wach, aber auch nicht so richtig. In dieser Zeit sollte man eigentlich sicherheitshalber kein Auto fahren, keine Verträge abschließen dürfen und keine Suppe essen (wegen der Gefahr, mit dem Gesicht im Teller zu ertrinken). Und in diesem wachkomaähnlichen Zustand versucht man zwischen Stillen, Fläschchenzubereiten, Wickeln oder Umziehen einfach nur selbst zu überleben und alle der Familie zugehörigen Mitglieder am Leben zu erhalten.

Hinzu kommt, dass es sich im ersten Babyjahr mehr als schwierig gestaltet, „mal eben“ das Haus zu verlassen. Es gleicht eher einem recht zeitintensiven Unterfangen. Entweder das Baby hat noch mal Hunger, es schläft zu lange oder gar nicht und hat dementsprechend schlechte Laune, es muss noch mindestens dreimal gewickelt werden oder man muss sich selbst umziehen, weil man vollgespuckt wurde. Die Erfolgsformel, um Stress zu vermeiden? Sich zeitlich nicht mehr festzulegen. Also, nichts mehr fest ausmachen, nur noch vage Andeutungen: „So zwischen 15 und 16 Uhr“ oder, noch besser: „Ich sag Bescheid, wenn wir loskommen“. Die anderen Mamis und Papis verstehen das, und der Rest auch, eines Tages.

Und auch, wenn es nicht danach klingt: Ich kann es kaum erwarten, dass diese besondere Zeit, von der ich weiß, dass sie auch irgendwann (viel zu schnell) vorübergeht, ein zweites Mal von vorne losgeht. Auf diesen wunderbaren Babyzauber, das Kuscheln und die magische Kennenlernzeit, in der ein neues Wesen das eigene Leben völlig auf den Kopf stellt.

Gleichwohl freue ich mich auch darauf, irgendwann wieder die nächste Kolumne zu schreiben. Aber da lege ich mich zeitlich nicht fest. So zwischen Oktober und September lesen Sie wieder von mir. Bis bald!


Zur Person:

Gut und kompakt informiert zum Feierabend: Abonnieren Sie jetzt kostenlos unseren neuen WhatsApp-Kanal und erhalten den Newsletter „N'Abend, Oldenburger Münsterland“. Und nicht vergessen, die Benachrichtigungen auf dem Glocken-Symbol zu aktivieren! Hier geht es direkt zum WhatsApp-Kanal

Hier klicken und om-online zum Start-Bildschirm hinzufügen

Auf Wiederlesen – das Baby ruft! - OM online