„Kinder nehmen wahr, aber sie werten nicht“
Heute: Thomas Bahlmann aus Emstek. Südoldenburger und ihre Gedanken zu Kreuz und Christentum: Das ist der Stoff der Serie „Mut zum Kreuz“.
Matthias Niehues, Marie Chantal Tajdel | 29.08.2016
Heute: Thomas Bahlmann aus Emstek. Südoldenburger und ihre Gedanken zu Kreuz und Christentum: Das ist der Stoff der Serie „Mut zum Kreuz“.
Matthias Niehues, Marie Chantal Tajdel | 29.08.2016
Thomas Bahlmann leitet mit Kinderpflegerin Elisabeth Lübbe die Regenbogengruppe im Kindergarten St. Maria Goretti. Der 33-Jährige erzählt die ungewöhnliche Geschichte eines Kreuzes, das Kinder aus seiner Gruppe schon vor einigen Jahren bauten. „Eines Morgens während der Osterzeit höre ich aus dem Werkbereich ein Klopfen und Hämmern. Als ich nachschaue, haben Julian und Michel sich soeben einige Hölzer, Nägel und einen Hammer geschnappt und basteln etwas. Als ich nachfrage, was das wird, antworten sie: ,Das wird ein Kreuz für Jesus!' Meine Kollegin Elisabeth Lübbe hat den Kindern in der Frühstückspause die Ostergeschichte vorgelesen. Zu jeden Abschnitt der Geschichte gibt es eine Bildkarte. Die Kinder hat die Ostergeschichte beschäftigt und sie wollten ihre Fragen umsetzen. Wir arbeiten hier im Kindergarten St. Maria Goretti mit einer kindzentrierten Pädagogik. Das heißt, wir begleiten die Kinder in ihrem Tun. Die Hölzer und Nägel, die Julian und Michel sich genommen haben, finden sich bei uns in der Werkecke und sind schon oft genutzt worden. Dementsprechend „gebraucht“ sieht das Kreuz auch aus: es hat Stellen, an denen Leim zu sehen ist, es gibt Schnitte von der Säge, es wurde angeschliffen und es wurden Nägel ins untere Ende gehämmert. Aber die gebrauchten Dinge haben hier bei uns einen hohen Stellenwert. Die beiden Jungs haben also das Kreuz gebastelt. Aber sie haben gesagt, dass sie Jesus nicht ans Kreuz hängen wollen, weil sie ihn nicht töten möchten. Da kam Shiva auf die beiden zu und sagte: „Das ist doch nicht schlimm. Jesus ist doch wieder auferstanden!“ Sie hat sich also an den Tisch gesetzt, hat sich die Bildkarte aus der Ostergeschichte geholt und hat Jesus gemalt. Sie hat die Jesusfigur ganz liebevoll und mit viel Gefühl fürs Detail gestaltet: Sie hat ihm einen traurigen Gesichtsausdruck gemalt, eine Dornenkrone und einen Bart, Brustwarzen und ein Leinentuch um die Hüften. Shiva hat eine ganze Weile gemalt und ausgeschnitten und geklebt. Zum Schluss kam Elija noch dazu und hat mir geholfen, das Kreuz in unserem Gruppenraum aufzuhängen – auf Augenhöhe der Kinder. Nicht so hoch wie die Kreuze früher in den Räumen hingen, sondern so hoch, dass die Kinder es anfassen und ansehen können. So entstehen seit nun schon drei Jahren immer wieder Gespräche mit den Kindern. Und es kommen Fragen. Aber nie danach, warum unser Kreuz anders aussieht als die Kreuze in den anderen Gruppenräumen. Kinder nehmen wahr, aber sie werten nicht.“Fakten
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