Nein, es macht mir keine Freude, es ist vielmehr ein mühseliges Geschäft. Ich versuche seit geraumer Zeit, mich eines Teils meiner doch recht umfangreichen Büchersammlung zu entledigen. Und da es in fast allen Fällen Bände oder sogar Buchserien sind, die mir in irgendeiner Form nahe stehen – nicht nur räumlich – kommt eine Entsorgung in Richtung Altpapier nicht in Frage.
Verschenken oder verkaufen? Nun, das eine kommt dem anderen recht nahe, denn der von mir gestartete Versuch, Bücher über ein Portal im Internet selbst zu sehr gemäßigten Preisen loszuwerden, ist – wie gesagt – mühselig. Hin und wieder beißt ein Interessent an, wenn die ausgelegte Beute sich in der Preisgestaltung so nach und nach den reinen Portokosten nähert. Immerhin – auch das ist schon ein Erfolg.
„Nein, nein, mir ist jetzt eine Lösung eingefallen: Ich scanne alle Bücher ein und stopfe sie ins www – so lange, bis es überquillt. Die Rache des kleinen Mannes!“
Viele Bände, sagt mir mein Buchverkaufsportal, werden aber kaum angesehen und kümmern in der Warteschleife so vor sich hin. Gut, dass ich sie in dieser Schleife weder füttern noch entstauben muss. Zugegeben, es sind auch keine gängigen Kriminalromane oder Schmonzetten darunter, die leicht zu konsumieren wären. Fachliteratur eben, Geschichte, Nachschlagewerke, Naturkunde, hin und wieder etwas Theologisches. Das liegt schwer, selbst im federleichten Internet.
Offensichtlich ist mit dem zwischen zwei Pappdeckeln in Form gedruckter Buchstaben versammelten Gehirnschmalz heute nur noch wenig Staat zu machen. Gefragt sind eher Google, ChatGPT und Co. mit ihren schnellen Antworten; vielleicht noch Portale wie Wikipedia, deren umfangreichere Aussagen ja immerhin – zumindest teilweise – auf diesem Pappdeckel-Gehirnschmalz beruhen.
Wo führt diese Entwicklung hin? Zunächst auf jeden Fall zu frustrierten Bücherwürmern, die sich nach Ablauf ihrer Restlebenszeit nicht einmal mit einer Platz fressenden, tonnenschweren Bibliothek zusammen einäschern lassen dürfen – aus Umweltschutzgründen! Na gut, auch die Größe der Urne wäre ein Hindernis.
Aber mal ernsthaft nachgedacht: Ist eine in Buchform vorliegende Bündelung und damit zugleich auch Bewertung des aktuellen Wissensstandes zu einem Thema von uns Menschenkindern nicht viel besser zu überschauen und zu erfassen? Müssen wir uns künftig aus unzähligen Internetquellen zusammenklauben, was falsch, was richtig ist? Welcher Instanz vertrauen wir dann in diesem Zusammenhang? Und: Wer bringt uns möglichst früh den richtigen Umgang mit diesen Quellen bei – die Schulen?
„Na, du Pessimist, nörgelst du wieder am Internet rum, weil sich keiner für deine Bücherberge interessiert?“, frotzelt die beste Ehefrau von allen. „Nein, nein, mir ist jetzt eine Lösung eingefallen: Ich scanne alle Bücher ein und stopfe sie ins www – so lange, bis es überquillt. Die Rache des kleinen Mannes!“
Zur Person:
- Der Journalist Andreas Kathe lebt in Dinklage. Lange Jahre war er Redakteur und Redaktionsleiter der OV.