„Das Kreuz gab uns Schutz für die Seele“
Heute: Audra Brinkhus-Saltys aus Bakum. Südoldenburger und ihre Gedanken zu Kreuz und Christentum: Das ist der Stoff der Serie „Mut zum Kreuz“.
Giorgio Tzimurtas, Matthias Niehues | 07.09.2016
Heute: Audra Brinkhus-Saltys aus Bakum. Südoldenburger und ihre Gedanken zu Kreuz und Christentum: Das ist der Stoff der Serie „Mut zum Kreuz“.
Giorgio Tzimurtas, Matthias Niehues | 07.09.2016
Audra Brinkhus-Saltys, 64 Jahre, ist Lehrerin. Der 23. Mai 2015 ist ihr ein wichtiges Datum. An jenem Tag wurde das Kreuz-Denkmal in Wehnen eingeweiht, für das sie sechs Jahre lang gegen viele Widerstände gekämpft hatte. Es erinnert an ein Lager, in dem nach dem Krieg Osteuropäer lebten, vor allem Litauer. Auch Audra Brinkhus-Saltys gehörte zu den Bewohnern. „Ich bin 1951 in einem Ausländerlager in Wehnen geboren. Dort lebten vor allem Litauer, die nach dem Zweiten Weltkrieg vor der Sowjetarmee geflüchtet waren. Im Lager waren wir bis 1959 untergebracht. Ich stellte später fest, dass es gar keine Spuren mehr von dem Ort gab. Deshalb wollte ich mit fünf Gleichgesinnten einen Markierungspunkt setzen. Es sollte nicht vergessen werden, wo das Lager stand und dass wir dort ein entbehrungsreiches Leben hatten. Wir waren eine Parallelgesellschaft in einem Ghetto. Die Bewohner hatten keine Arbeitsgenehmigung, wir litten oft Hunger. Daran sollte ein Kreuz erinnern. Denn wir Litauer haben eine tiefe Verbundenheit mit dem Symbol des Leidens Jesu. Es gibt uns Trost, weil wir sehen: Wir stehen nicht allein mit dem Leid in der Welt. Es gibt jemanden, der das Kreuz mitträgt. Das Kreuz hielt uns als Volk immer zusammen. Das war in Wehnen genauso. Das Kreuz gab uns Geborgenheit, Schutz für die Seele. Erst nach sechs Jahren konnte das Denkmal aufgestellt werden. Wir mussten lange nach einem Platz dafür suchen, führten sehr viele Gespräche mit Privatleuten und der Gemeinde Bad Zwischenahn. Es gab stets neue Schwierigkeiten, neue Rückschläge. Das Denkmal war dort nicht erwünscht. Erst als der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil durch den litauischen Honorarkonsul Professor Dr. Jürgen Gramke von den Schwierigkeiten erfuhr, ging es vorwärts. Die Staatskanzlei hatte sich beim Bürgermeister gemeldet und das Vorhaben unterstützt. Die Einweihung war am 23. Mai 2015. Das Denkmal haben wir hauptsächlich mit Spendengeldern finanziert, ein Drittel der Kosten übernahm die Gemeinde Bad Zwischenahn. Das Kreuz ist aus einer speziellen Metall-Legierung und wurde von einem litauischen Schmied namens Darius Vilius angefertigt. Der Ort ist eingerahmt von einer Kette Zeichen der Verbundenheit der Menschen im Lager. Das Kreuz steht auf einem Stück Litauen, einem Findling aus der Heimat. Das Gebäude, das auf dem Stein abgebildet ist, stellt eine der zehn Baracken dar. Im Lager lebten bis zu 800 Menschen, sie kamen und gingen. Es war für längere Zeit Durchgangsstation für etwa 12000 Menschen. Die vielen Zacken des Kreuzes symbolisieren ihr Leid durch Krieg und Verlust der Heimat.“Fakten
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