Begeistertes Publikum: Figurentheater zeigt Balladen von Friedrich Schiller
Die Inszenierung in der Aula der Oberschule in Dinklage durch die Bühne Cipolla ist von gewohnt hoher Qualität – aber bei den Übergängen gibt es noch Potenzial nach oben (Bildergalerie).
Sebastian Kautz läßt zwischen den einzelnen Balladen zwei Moderatoren/Kritiker zu Wort kommen. Sie informieren den Beobachter und äußern leichte Kritik. Und dieses Potenzial hätte man vielleicht noch stärker ausschöpfen können. Foto: Heinzel
Ein heimtückischer Mord, Liebe und Verrat, das Unglück einer jungen Frau, der niemand glaubt, oder die Kraft und die Stärke von Freundschaft – das sind einige der Topoi in Friedrich Schillers (1759 bis 1805) Balladen.
Sechs davon brachte jetzt die Bühne Cipolla in der Aula der Oberschule in Dinklage auf die Bühne. Das Besondere: Es handelt sich hier um Figurentheater mit Live-Musik. Der Titel des Abends: „Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt“. Das Publikum spendete am Ende des vom Kulturring Dinklage organisierten Abends begeistert Beifall und einige der Anwesenden erhoben sich zu Standing Ovations.
Gero John sorgte mit seinem sensiblen Spiel für die passende Atmosphäre während der Inszenierungen und setzte dabei eigene Akzente. Foto: Heinzel
Die einfühlsame Musik von Gero John, die er mittels Violoncello oder Keyboard präsentierte, verstärkte nicht nur das intensive und eindringliche Spiel von Sebastian Kautz, sondern schuf dabei eigene Akzente. Das kongeniale Duo wird in seinem Spiel durch die faszinierenden und visuell eindrücklichen Figuren und Köpfe unterstützt. Ihnen leiht Sebastian Kautz Stimme und Körper.
Zusammen mit der Fantasie der Besucher gelingt ihm die Illusion, und die eigentlich leblosen Objekte fesseln mit ihrem Spiel und Ausdruck die Besucher – wie bereits bei den vorherigen Auftritten mit „Mario und der Zauberer“ und der „Schachnovelle“. Ein optischer Blickfang und starker Einstieg in die einzelnen Balladen sind die kraftvollen und intensiven Bilder von Melanie Kuhl.
Figuren, Darsteller, Musik, Licht und Bilder gingen eine gelungene Kombination ein. Foto: Heinzel
Foto: Heinzel
Foto: Heinzel
Foto: Heinzel
Foto: Heinzel
Foto: Heinzel
Foto: Heinzel
Foto: Heinzel
Foto: Heinzel
Foto: Heinzel
An diesem Abend präsentieren die beiden folgende sechs Balladen des deutschen Dichters: „Die Kraniche des Ibykus“, „Kassandra“, „Der Taucher“, „Der Handschuh“, „Der Ring des Polykrates“ und „Die Bürgschaft“. Und zwar im Original – dabei werden die Eleganz und Wortgewaltigkeit Friedrich Schillers deutlich.
Die Bühne Cipolla entschied sich, die einzelnen Geschichten über ein Moderationspärchen zu verknüpfen. Diese beiden plänkeln ein wenig miteinander und geben ganz kurz Informationen zur jeweils bevorstehenden Ballade.
Sebastian Kautz verschmilzt mit den Figuren, indem er ihnen seinen Körper und seine Stimme leiht. Er schafft zusammen mit den eindrücklichen Masken und Figuren eine gelungene Immersion für den Besucher, der mithilfe seiner Fantasie tief eintauchen kann in die dargebotene Welt von Schiller Balladen. Hier leiht er Kassandra seine Stimme. Foto: Heinzel
Ein Beispiel, als es um „Kassandra“ geht: „Oh, eine Frau in der Hauptrolle“, meint die Dame, und ihr Gesprächspartner meint: „Schiller interessiert sich vor allem für das Unglück von Kassandra.“ Was den sarkastischen Kommentar „Tss, eine typische Opferrolle“ hervorruft. Und nach dem Vortrag der Geschichte meint das Kritikerpärchen: „Da muss man sich schon etwas auskennen mit der griechischen Mythologie.“ Ansprechende Ansätze, um – sprachlich und perspektivisch – einen spannenden Kontrast zu schaffen.
Allerdings hätte dieser noch stärker ausfallen können. Man muss jetzt nicht in die heutige Jugendsprache verfallen und ein „Checkst du“ einbauen, aber um bei Kassandra zu bleiben – welche den meisten aus Homers „Ilias“ bekannt ist – hätte man bissigere, flapsigere und noch kritischere Dialoge für das Moderationsduo schaffen können. Historiker Michael Sommer und Lektor Stefan von der Lahr haben es unlängst einmal versucht und „Die verdammt blutige Geschichte der Antike ohne den ganzen langweiligen Kram“ geschrieben.
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