Georg Varelmann und Gerrit Ellinghausen wissen ziemlich genau, was Wertschöpfung ist, denn sie haben sie von Kindheit an selbst erlebt. Beide kommen aus kleinen Dörfern, genau gesagt aus Bokel bei Cappeln und aus Döhlen bei Großenkneten. Landwirtschaft, Zucht und Mast waren allgegenwärtig, und oft konnten sie direkt vor Ort verfolgen, was aus den Erzeugnissen der Urproduktion hergestellt wurde: Futtermittel, Obst- und Gemüsekonserven, Brot, Käse, Wurst und vieles mehr.
Dieses Prinzip der Wertschöpfung läuft auch heute noch so ab, doch Varelmann und Ellinghausen blicken inzwischen auf Strukturen und Dimensionen, die sich dramatisch verändert haben. Durch globalen Wettbewerb, aufwändigen Verbraucherschutz und enge rechtliche Rahmen wurden aus vielen kleinen Höfen wenige, riesige Erzeugungsbetriebe, aus Schlachtereien große Industrien und aus Zahlen und Ziffern wurden Daten. Das Oldenburger Münsterland gilt heute in der Wirtschaft als Synonym für eine komplexe Wertschöpfungskette mit gewaltigem Potenzial und Tausenden von Arbeitsplätzen.
Heute die Digitalisierung vorantreiben, um morgen erfolgreich zu sein
Produktion, gleich welcher Art, ist in Deutschland teuer. Diese Binsenweisheit sollte man nie auf die leichte Schulter nehmen, denn für Lebensmittel und Konsumgüter aller Art gibt es billige Konkurrenz aus Osteuropa, Südamerika und Asien. Wird das Oldenburger Münsterland auch in Zukunft so erfolgreich bleiben und vielen Menschen Arbeit und Heimat bieten? Diese Frage stellt die OM-Medien am 6. März auf dem 1. OM-Forum Wirtschaft im OM-Medienhaus in Emstek. Die klare Antwort der Varelmann Beratungsgesellschaft mbH lautet „Ja!“.
Das Unternehmen ist Sponsor des Netzwerktreffens südoldenburgischer Unternehmer und Führungskräfte und hat seinen Sitz im Technologiepark in Oldenburg. Es wurde 1999 unter anderem von Georg Varelmann und Gerrit Ellinghausen gegründet. Ganz konkret laute die Botschaft: „Um morgen erfolgreich zu sein, ist es entscheidend, die Digitalisierung aktiv voranzutreiben. Dadurch lassen sich Wettbewerbsvorteile sichern, flexible Anpassungen an neue Beschaffungsmärkte vornehmen und die sich wandelnden Bedürfnisse der Konsumenten erfüllen“, zeigt sich Georg Varelmann überzeugt. Sein Kollege Gerrit Ellinghausen ergänzt: „Außerdem können Unternehmen so den Herausforderungen des Klimawandels und den politischen Veränderungen
zukunftsorientiert begegnen“.
Mit KI wird SAP zum Innovationstreiber
Hinter diesen wohlformulierten Sätzen steht allerdings eine Methode, die mit „harten Daten“ arbeitet. Denn die Varelmann Beratungsgesellschaft empfiehlt ihren Klienten in erster Linie die ERP-Software (ERP = Enterprise-Resource-Planning) des wertvollsten deutschen Unternehmens: SAP. „Das ist unser Kerngeschäft, die Einführung von SAP-Lösungen. Damit schaffen wir die Basis für eine erfolgreiche Digitalisierung“. Zusammen mit Künstlicher Intelligenz (KI), für die alle SAP-Formate optimiert seien, würde die Software zu einem echten Innovationstreiber, so Georg Varelmann. Die Oldenburger Gesellschaft verfügt noch über Filialen in Fulda und Stuttgart. Zur Geschäftsführung gehören neben den Gründern heute auch Jochen Retzkowski und Lars Sonka.
SAP lasse sich im Grunde genommen überall einsetzen, ideal sei aber ein kaufmännischer Kontext im Zusammenhang mit Produktionsprozessen. Schon für Unternehmen mit rund 20 Mitarbeitern und 5 bis 10 Millionen Euro Umsatz lohne sich der Einsatz von SAP-Lösungen. In einer Datencloud entwickelten die SAP-Produkte, von denen es „einen großen, bunten Blumenstrauß“ gebe, ihre volle Wirkung, da sie dort ständig verfügbar sei und für Innovationen bereit.
Für schnelle Entscheidungen: Sensorik prüft die Qualität von Rohstoffen
Der „Clou“ der SAP-Software stecke aber noch in einem anderen Detail, deshalb ist sie nach Überzeugung von Georg Varelmann und Gerrit Ellinghausen besonders für die großen, Lebensmittel erzeugenden Betriebe im Oldenburger Münsterland geeignet. Durch die Integration verschiedenster Geschäftsbereiche, wie Finanzen, Logistik und Personalwesen, schafft SAP eine nahtlose Prozesslandschaft, bei der es keine Medienbrüche gibt. „Bei SAP wird jeder Betrag, jede Menge oder jeder Name nur einmal eingegeben und ist dann in allen Prozessen der Firma vorhanden", wird Gerrit Ellinghausen konkreter. Damit würden Betriebsabläufe effizienter werden, die Daten stünden in Echtzeit immer und sofort zur Verfügung und würden es dem Führungspersonal ermöglichen, schnelle und fundierte Entscheidungen zu treffen. Georg Varelmann „malt“ das Bild der Digitalisierung noch etwas größer. Maschinen könnten mit ihren Laufzeiten und Verschleißfristen in SAP-Prozessen abgebildet werden, um Ausfälle zu vermeiden. Sensorik liefere rechtzeitige Informationen über den Zustand der Maschinen und ermögliche eine proaktive Wartung. Und mit Hilfe der KI sei es sogar möglich, während der Produktion die Qualität von Rohstoffen zu erkennen. Die Entscheidung, ob aus einer Charge Kartoffeln Pommes oder Rösti gemacht werden, sei eine Sache von wenigen Minuten.
Eine noch größere Wirkung entfalte eine derartige Digitalisierung, wenn Produktions- oder Geschäftsprozesse mit Kunden und mit Zulieferern verknüpft würden, so die SAP-Experten aus Oldenburg. Ein Gemüseerzeuger, der beispielsweise erntefrischen Brokkoli verarbeite, könne die Ware bedarfsgerecht für seine Kunden konfektionieren – in Folie gewickelt oder in Schälchen verpackt, gewogen, mit Markenetiketten und fertigen Preisschildern versehen stünde die Ware nach kurzer Zeit individuell für jede Handelskette verkaufsfertig bereit. Schwankende Ernteerträge können dem Abnehmer dabei ebenso kommuniziert werden wie die Nachbestellung von Verpackungsmaterial beim Lieferanten. Auch die Einbindung logistischer Komponenten wie Lagerhaltung, Speditionen oder Palettenlieferanten sei ebenso machbar. Lieferscheine und Versandpapiere seien dann natürlich auch schon fertig, und die Rechnung komme mit der Ware in digitaler Form beim Kunden an.
Digitalisierung füllt viele Lücken, die durch fehlendes Personal entstehen
Doch lohnen sich solche Digitalisierungsschritte und Investitionen überhaupt? „Die Frage stellt sich schon bald nicht mehr, denn schon jetzt scheiden mehr Menschen aus dem Arbeitsleben aus, als eintreten“, sind sich Varelmann und Ellinghausen einig. Die Altersentwicklung führe schon recht bald dazu, dass Umsätze mangels Personal nicht mehr gemacht werden könnten. Personalmangel könne hiesige Unternehmen in ernste Schwierigkeiten bringen. „Der Verlust von Mitarbeitern kann aber in vielen Bereichen durch den Einsatz von SAP in Verbindung mit KI kompensiert werden“. Diese anspruchsvolle Form der Digitalisierung könne die lebensmittelverarbeitende Industrie im Oldenburger Münsterland zukunftsfähig und nachhaltig werden lassen und somit dazu beitragen, dass Lebensmittel aus der Region dauerhaft bezahlbar bleiben. Dabei müsse auch betrachtet werden, welch großer Wandel sich gerade bei den Vorlieben der Verbraucher vollziehe: Die Tierproduktion werde geringer, zugunsten von veganen und vegetarischen Lebensmitteln. Georg Varelmann, auf einem Bauernhof aufgewachsen, ist sich sogar sicher, dass die konsequente Anwendung digitaler Technologien vom Acker bzw. vom Stall bis zur Präsentation im Supermarkt viele Produkte sogar günstiger werden lässt. „Und das wird dazu führen, dass das Oldenburger Münsterland weiterhin die Basis der Lebensmittelversorgung in Deutschland bleibt und erfolgreiche Unternehmen expandieren und neue Märkte erschließen. Das können wir schon bei einigen unserer Kunden beobachten“, so Varelmanns Blick in die Zukunft.