Sie ist der Inbegriff für gelungene Integration und ein Paradebeispiel dafür, dass Frauen erfolgreiche Unternehmerinnen sein können, auch wenn sie Familie und Beruf unter einen Hut bekommen müssen. Kein Wunder also, dass Gabriela Lara zum zweiten Mal für den OM-Award "Zukunftsmacherin 2023" nominiert wurde. Ob sie am Ende den Preis erhält, entscheidet sich am 29. Juni, dann wird die Siegerin von den OM-Medien gekürt.
Dass sie erneut zu den Nominierten gehört, macht die 33-Jährige stolz. Aktuell ist die gebürtige Mexikanerin mit ihrem vierten Kind schwanger. Allerdings handelt es sich dabei nicht um ihr einziges "Baby", auf das sie sich freut. Gleichzeitig steht ihr Fitness-Studio, das gerade in Garrel an der Böseler Straße entsteht, kurz vor der Eröffnung. Ende Mai soll es soweit sein, "in der Hoffnung, dass ich dann noch schwanger bin und alles miterleben kann", sagt Lara und lacht, immerhin hätten sich schon zuvor zwei ihrer Kinder nicht an den Zeitplan gehalten.
Eigentlich wollte sie Medizin studieren
Jetzt in der Schwangerschaft legen Ärzte, Freunde und Bekannte ihr oft etwas mehr Ruhe ans Herz, sie solle Stress vermeiden, doch die Garrelerin betont, "in Mexiko kennen wir den Begriff Stress nicht, da haben wir gut zu tun. Wer gut zu tun hat, ist immer in Bewegung und Bewegung ist gesund", sagt sie und lacht wieder. Ihre Mutter sei ihr immer ein Vorbild gewesen, "sie hat mir gezeigt, wie stark wir Frauen sind, aber auch, dass eine ordentliche Portion Fleiß und Ehrgeiz dazu gehört, um erfolgreich zu sein". Negative Einflüsse von außen lässt sie nicht an sich ran, "das geht ins eine Ohr rein und ins andere wieder raus. Ich gehe meinen Weg".
Mit 18 Jahren, nach ihrer Ausbildung zur Rettungsassistentin, wollte die Garrelerin eigentlich in ihrem Heimatland Medizin studieren. Doch das Schicksal hatte einen anderen Plan. Aus privaten Gründen zog es sie nach Heidelberg. Dort lebte sie zunächst zweieinhalb Jahre, bevor sie für kurze Zeit zurück nach Mexiko ging, um dann letztlich in Garrel Fuß zu fassen. Deutsch lernte sie in diversen Sprachkursen, "heute verstehe ich sogar etwas Plattdeutsch".
Während ihrer Anfangszeit in der Gemeinde Garrel war sie gelegentlich ehrenamtlich als Rettungsassistentin tätig, 2012 erhielt sie die Zusage für ein Medizinstudium in Oldenburg. Doch schnell merkte die junge Mutter, dass das geforderte Pensum mit zwei kleinen Kindern nur schwer zu schaffen ist. Dann wurde sie mit dem dritten Kind schwanger. Sie entschied sich gegen das Studium und informierte sich, welche beruflichen Möglichkeiten sich durch den Sport und das Tanzen ergeben.
Als Frau und Migrantin nicht ernst genommen
Nicht ohne Grund. Denn zu dieser Zeit hatte sie bereits Tanzkurse für Latino-Rhythmus in Cloppenburg gegeben. Nach der Geburt ihres Sohnes ging sie noch einen Schritt weiter, erlangte diverse Lizenzen im Gesundheits- und Präventionssport, der Kinderpädagogik, Kinderprävention, Kindergesundheitstraining sowie als Zumba-Trainerin. Ihre Zumba-Kurse für Erwachsene und Kinder bei verschiedenen Sportvereinen (Falkenberg und Varrelbusch) waren beliebt. So beliebt, dass sie 2015 für sich die Entscheidung traf, ein eigenes Studio in Garrel im Heidecenter zu eröffnen. Vor allem für Schwangere und junge Mamas wurde "Group Fitness" zur Anlaufstelle.
Den nächsten Schritt, ein großes Fitnessstudio zu bauen, "habe ich schon vor vielen Jahren visualisiert, weil es immer mein Wunsch war, im medizinischen oder präventiven Bereich zu arbeiten“, erzählt die junge Frau. Allerdings hätte sie niemals damit gerechnet, dass die Umsetzung von der Idee bis zur Eröffnung so lange dauert. Auch weil sie als Frau und Migrantin oft nicht ernst genommen wurde, "ich wurde teilweise behandelt, als sei ich dumm wegen meines Akzents und weil mein Deutsch nicht perfekt ist, aber ich bin nicht dumm", stellt sie klar. Doch bald ist es soweit, in wenigen Wochen eröffnet sie als Lizenznehmerin und Geschäftsführerin eine Filiale des Franchise-Unternehmens Easy Fitness.
Frauen sollten sich nicht abhängig machen lassen
Sobald ihr viertes Kind geboren ist, "werde ich mir Zeit für das Wochenbett nehmen. Ich habe ein ganz tolles Team, das mir sehr gut den Rücken stärkt und auch darauf besteht, dass ich mir erst einmal eine Auszeit nehme". Trotzdem ist sie sich sicher, dass sie nicht lange ausfallen wird, "ich nehme meinen Kleinen dann einfach mit, in der Trage, so wie es die Mamas machen, die meine Kurse besuchen".
Auf die Frage hin, was eine Zukunftsmacherin ausmacht, betont Lara, dass sie jungen Frauen zeigen sollte, dass man alles schaffen kann, man sich nicht von äußeren Einflüssen bremsen lassen sollte und man Türen öffnen sollte, die sonst nicht von Frauen geöffnet werden. Zudem sollten sich Frauen niemals von Männern abhängig machen, weder finanziell noch seelisch.
Hintergrund:
- Die OM-Medien zeichnen 2023 zum zweiten Mal eine Entscheiderin aus dem Oldenburger Münsterland, die in besonderer Weise die gesellschaftliche Entwicklung vorantreibt, mit dem Award "OM-Zukunftsmacherin“ aus.
- Die Auszeichnung findet am 29. Juni in Thüle statt.
- Gesucht wird aus 100 Kandidatinnen eine Nachfolgerin für Sarah Dhem aus Lastrup, die 2022 den Preis entgegengenommen hat.
- Alles zur Vorgeschichte, zur Jury und zu Vernetzungsmöglichkeiten finden Sie hier.