Geringe Grundsteuer für alte Häuser? Völlig falsches Signal
Wenn Altbauten weniger besteuert werden als Neubauten, bremst das die Schaffung neuen Wohnraums. Stattdessen sind mehr Anreize zum Bauen nötig.
Heinrich Kaiser | 19.06.2025
Wenn Altbauten weniger besteuert werden als Neubauten, bremst das die Schaffung neuen Wohnraums. Stattdessen sind mehr Anreize zum Bauen nötig.
Heinrich Kaiser | 19.06.2025
Die Forderung des Eigentümerverbands Haus und Grund, alte Häuser bei der Bemessung der Grundsteuer zu entlasten, zielt in die falsche Richtung. Zwar haben ältere Gebäude oft einen geringeren Marktwert und höhere Instandhaltungskosten, doch eine niedrigere Grundsteuer für Altbauten würde den dringend benötigten Neubau nicht fördern, sondern eher bremsen. In den Landkreisen Cloppenburg und Vechta ist die Eigenheimquote mit 67 Prozent beziehungsweise 60 Prozent überdurchschnittlich hoch (Durchschnitt im Bund: 47 Prozent). Die Nachfrage nach Wohneigentum bleibt trotz hoher Preise ungebrochen, doch die Zahl der verfügbaren Baugrundstücke ist begrenzt und die Preise steigen weiter: In Cloppenburg liegen sie aktuell zwischen 155 und 232 Euro pro Quadratmeter, in Vechta sogar bei 184 bis 253 Euro pro Quadratmeter Bauland. „Eine steuerliche Bevorzugung alter Häuser würde die Attraktivität von Neubauten weiter schmälern und die dringend benötigte Mobilisierung von Bauland sowie die Schaffung modernen, energieeffizienten Wohnraums erschweren.“ Die Grundstücksgrößen für Einfamilienhäuser bewegen sich meist zwischen 600 und 1000 Quadratmetern, was hohe absolute Kaufpreise und Grundsteuern zur Folge hat. Wer neu bauen will, sieht sich also ohnehin mit hohen Einstiegshürden konfrontiert. Eine steuerliche Bevorzugung alter Häuser würde die Attraktivität von Neubauten weiter schmälern und die dringend benötigte Mobilisierung von Bauland sowie die Schaffung modernen, energieeffizienten Wohnraums erschweren. Stattdessen sollte die Politik gezielt den Neubau fördern: durch schnellere Genehmigungsverfahren, günstigere Grundstücke und gezielte Förderprogramme für energieeffiziente Bauweisen. Nur so lässt sich die Wohnraumknappheit, die auch im Oldenburger Münsterland zu spüren ist, wirksam lösen und die hohe Eigenheimquote langfristig sichern.
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