Genossenschaftsbanken Lohne-Mühlen und Dinklage-Steinfeld fusionieren
Die Geldinstitute im Vechtaer Mittelkreis wollen zum 1. Januar 2023 verschmelzen. Der Sitz der neuen Volksbank wird in Lohne sein. Die Bilanzsumme liegt bei über 1,2 Milliarden Euro.
Aufsichtsratsvorsitzender Cord Schiplage (am Tisch links, VR BANK Dinklage-Steinfeld eG) und Heinz Meistermann (Volksbank Lohne-Mühlen) unterzeichneten die Absichtserklärung. Foto: Volksbank Lohne
In der Gerüchteküche brodelte es bereits länger, nun wird die Neuordnung der genossenschaftliche Bankenlandschaft im Landkreis Vechta fortgesetzt. Die Vorstände und Aufsichtsräte der Volksbank Lohne-Mühlen eG und der VR Bank Dinklage-Steinfeld eG werden ihren Mitgliedern vorschlagen, die beiden Geldinstitute zu fusionieren. Sitz des neuen Kreditinstituts mit rund 175 Mitarbeitenden und einer Bilanzsumme von über 1,2 Milliarden Euro wird Lohne sein.
Die Verschmelzung werden die Bankverantwortlichen auf der turnusmäßigen Vertreter- beziehungsweise Generalversammlung im kommenden Jahr vorschlagen. Ein positives Votum der Mitgliederversammlungen vorausgesetzt, soll die Fusion rückwirkend zum 1. Januar 2023 Wirksamkeit entfalten.
Die neue Bank heißt Volksbank eG Lohne – Dinklage – Steinfeld – Mühlen
Das künftige Geldinstitut wird den Namen „Volksbank eG Lohne – Dinklage – Steinfeld – Mühlen“ tragen. Im Rahmen der Verschmelzung sind Filialschließungen und Arbeitsplatzabbau nicht vorgesehen, hieß es bei einem Pressetermin am Dienstag (8. März).
Die Stimmung im Kreis der Teilnehmer des Pressegesprächs ist aufgeräumt und locker. Vorstände und Aufsichtsratsvorsitzende der beiden regionalen Genossenschftsbanken haben am Abend zuvor eine Absichtserklärung unterzeichnet, die vorsieht, dass die beiden Geldinstitute zum 1. Januar 2023 verschmelzen sollen. Stimmen die Mitglieder zu, entsteht mit der neuen "Volksbank eG" eine Bank im Zentrum des Landkreises Vechta, die mit ihrer Bilanzsumme von über 1,2 Milliarden Euro künftig zu den größeren Instituten im Weser-Ems-Gebiet zählt.
Aufsichtsratsvorsitzende und Bankvorstände sind von der Fusion als „vollkommen richtig“ überzeugt, berichtet VR-Bank-Vorstand Ralph Schröder, und betont, dass die Verschmelzung "auf Augenhöhe" erfolgt. "Die beiden Banken sind kerngesund", erklärt der Lohner Vorstand Siegbert Tegenkamp.
Man wolle "gemeinsam noch stärker" sein, erläutert Schröder, der den gesamten Prozess der Verschmelzung eben unter diesen Wahlspruch gestellt sehen will, denn "die Fusion ist nach vorne ausgerichtet". Sein Kollege Thomas Niemann fügt hinzu, dass man sich mit der Fusion den anstehenden Veränderungen in der Branche offensiv stelle: "Der Wettbewerb verändert sich, der Vertrieb auch, letztlich ist auch der interne Bankbetrieb neu auszurichten, besonders von der überbordenden Regulatorik oder Nachhaltigkeitsaufgaben betroffen. Darauf reagieren wir."
Die beiden Banken betreuen derzeit zusammen 35.500 Kunden
Die beiden Banken, die „gleich groß“ sind, so der Lohner Bankvorstand Gerd Remmers "werden ihre Zukunfts- und Leistungsfähigkeit nachhaltig stärken". Man habe einen Zeitpunkt gewählt, in dem beide Banken "erfolgreich unterwegs sind", so Schröder, es herrsche "kein Druck" zu fusionieren. In die Fusion bringt die VR Bank eine Bilanzsumme von 619 Millionen Euro ein, die Volksbank Lohne-Mühlen 631 Millionen Euro. Annähernd 7.000 Mitglieder und 18.000 Kunden hat die VR Bank, Lohne-Mühlen kommt auf 8.000 Mitglieder beziehungsweise 17.500 Kunden.
Von der größeren finanziellen Stärke der neuen Bank werden alle Kreditkunden, besonders die Unternehmerkunden profitieren, denn waren vorher aufgrund der Eigenkapitalstruktur der Einzelbanken Konsortialgeschäfte nötig, um größere Kreditvolumen zu stemmen, "behält man jetzt das gesamte Geschäft in der Bank, der Kunde nur einen Ansprechpartner", sagt der Dinklager Bankvorstand Benno Fangmann.
Die Mitarbeiter beider Banken waren am Dienstagmittag in parallel stattfindenden Personalversammlungen über die Fusionspläne informiert worden. Die Pläne seien positiv aufgenommen worden, weiß Schröder, zumal keine Stellen abgebaut werden sollen. Remmers sieht die Zahl der Mitarbeitenden durch neue Aufgaben und Services sogar wachsen: "Der Digitalisierung, können wir uns gemeinsam offensiver stellen, den Mitarbeitern neue Tätigkeitsfelder und Spezialisierungen eröffnen." Remmers spricht "insgesamt von vielen Synergien, die gehoben werden" könnten.
Die Mitarbeiter der beiden Banken waren am Dienstagmittag über die Fusion unterrichtet worden
Für die Kunden "wird sich wohl bis auf ein paar Neuerungen bei den Kontennummern kaum etwas ändern", sagt Fangmann. "Alle vier Bankstellen und die den Kunden vertrauten Ansprechpartner bleiben." Gelenkt wird die neue Bank von Tegenkamp, Remmers, Schröder, Niemann und Fangmann. Letzterer wird allerdings im Juli in den Ruhestand gehen.
Noch in diesem Jahr werden auf parallel stattfindender Vertreter- beziehungsweise Generalversammlung am 28. Juni (Dienstag) die Mitglieder über die geplante Fusion unterrichtet. "Wir werden im Laufe der kommenden Zeit auch regelmäßig über den Fortgang berichten", verspricht Fangmann.
Der juristische Sitz der neuen "Volksbank eG" wird in Lohne (Bild) sein. Foto: Volksbank Lohne-Mühlen
Man habe die Entscheidung "sehr wohl abgewogen", berichtet der Aufsichtsratsvorsitzende der VR-Bank, Cord Schiplage. "Beide Partner passen nicht nur wirtschaftlich und geographisch, sondern auch menschlich sehr gut zueinander." Das hätten auch die "konstruktiven und vertrauensvollen Gespräche der letzten Wochen gezeigt." Er ist gemeinsam mit seinem Lohner Amtskollegen Heinz Meistermann "überzeugt, dass wir mit der neuen Bank in unserer prosperierenden Wirtschaftsregion einen starken, zukunftsfähigen Block haben". Alle zum Zeitpunkt der Verschmelzung amtierenden Aufsichtsräte sollen auch in der Volksbank eG ihr Amt behalten.
Mit der jetzigen Fusion kommt ein Prozess zum Abschluss, der im Jahr 2001 seine zarten Anfänge hatte, so Tegenkamp. "Damals sind wir Lohner allerdings mit der Volksbank Mühlen zusammengegangen." In der Folge gab es „immer wieder regelmäßige Kontakte zwischen den beiden Genossenschaftsbanken, die schließlich im zweiten Halbjahr 2021 intensiviert wurden“, sagt Fangmann. "Wir haben eine gute Lösung für unsere Mitglieder, Mitarbeiter und Kunden gefunden", ist auch er von der Fusion überzeugt. Fangmann und sein gerade in den Ruhestand gewechselter langjähriger Vorstandskollege Harald Rösler hatten den Prozess maßgeblich mit angeschoben.