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Entwickelt im OM: Wie die größte Landmaschine der Welt ordentlich Fahrt aufnimmt

Nexat heißt das Fahrzeug. Neben der schieren Größe gibt es noch eine Besonderheit: die Symbiose aus Effizienz und Nachhaltigkeit. Wie das funktioniert, erklären die OM-Medien.

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Mehr als imposant: Die Landmaschine Nexat ist nicht nur groß, sondern auch effizient und nachhaltig zugleich. Foto: Nexat

Mehr als imposant: Die Landmaschine Nexat ist nicht nur groß, sondern auch effizient und nachhaltig zugleich. Foto: Nexat

Sie ist breit, stark und effizient. Es geht um die wohl größte Landmaschine der Welt. Gleichzeitig schont sie den Boden und andere Ressourcen, spart Energie. Intern wird sie als „ganzheitliches Pflanzenproduktionssystem“ bezeichnet, in der Fachwelt auch als XXL-Traktor. Wie auch immer: Nexat heißt das Fahrzeug der Superlative. Nexat steht dabei für „Next Generation Agriculture Technology“. Nexat ist aber auch der Name der dahinterstehenden Firma. Sie hat ihren Sitz im Industrie- und Gewerbegebiet Niedersachsenpark in Rieste. Die handelnden Personen kommen derweil aus dem Südkreis Vechta: Klemens und Felix Kalverkamp. Die OM-Medien führen auf, was es mit der Firma, dem Produkt und den Entscheidungsträgern auf sich hat.

Im Detail: Wer ist die Firma Nexat?
Das Landtechnik-Unternehmen wurde im Jahr 2017 von Klemens Kalverkamp und seinem Sohn Felix Kalverkamp in Rieste gegründet. Aktuell arbeiten dort etwa 150 Menschen – Tendenz steigend. Mehr als 80 von ihnen sind im Bereich Software und Entwicklung tätig. Letzteres verdeutlicht, dass es sich hier nicht allein um Technik und Mechanik dreht, sondern viel Augenmerk auf Synergien, Vernetzung, Digitalisierung und Automatisierung gelegt wird. Nexat ist international ausgerichtet. Jüngster Beleg: Vor Kurzem wurde eine Tochtergesellschaft in Brasilien gegründet.

Die Köpfe hinter Nexat: Felix Kalverkamp (links) und Vater Klemens Kalverkamp haben das Unternehmen im Jahr 2017 gegründet. Foto: NexatDie Köpfe hinter Nexat: Felix Kalverkamp (links) und Vater Klemens Kalverkamp haben das Unternehmen im Jahr 2017 gegründet. Foto: Nexat

Klemens Kalverkamp war nach dem Studium des Landmaschinenbaus mehr als 30 Jahre lang zunächst Entwicklungschef und später Geschäftsführer weltmarktführender Landmaschinenhersteller. Vater und Sohn halten für ihre Erfindungen im Bereich der Landtechnik mehr als 130 Patente. Hinzu kommen zahlreiche Auszeichnungen auf Fachmessen.

Traktoren gibt es viele, der Nexat Systemtraktor ist aber augenscheinlich anders. Was macht ihn aus? Was ist das Besondere?
Das Ganze ist – wie bereits erwähnt – mehr als eben nur ein Fahrzeug. Der Nexat besteht aus einem Trägerfahrzeug mit einer Arbeitsbreite von 14 Metern. Darauf können – je nach Bedarf – verschiedene Module montiert werden, etwa für Bodenbearbeitung, Gülleausbringung, Aussaat, Pflanzenschutz und Ernte. Kurzum: Ein integriertes System ersetzt mehrere einzelne Maschinen. Das Dreschmodul Nexco ist dabei eine Eigenentwicklung, bei den weiteren Elementen arbeitet das Unternehmen mit anderen, namhaften Landtechnikherstellern zusammen. Alle Fahrzeuge werden aktuell in Rieste endmontiert.

Angetrieben wird das System von zwei Dieselmotoren mit insgesamt 1100 PS, die wiederum vier Elektromotoren antreiben. Jedes Rad kann einzeln angesteuert werden. Zum ganzheitlichen Gesamtpaket gehört aber noch mehr. Das System arbeitet nach dem sogenannten „Widespan Controlled Traffic Farming“-Verfahren (frei übersetzt: breitspuriges, kontrolliertes Fahrgassen-Fahren).

Heißt: Es werden feste Fahrgassen angelegt, die für alle Arbeitsgänge gelten. Der Nexat fährt diese Spuren dann weitgehend autonom ab. Vorteile: 95 Prozent der Feldflächen müssen nie überfahren werden. Damit wird die Bodenverdichtung minimiert, die Wasserspeicherung verbessert und die Bodenfruchtbarkeit gefördert, heißt es aus Rieste. Und wenn das System seinen Standort verlassen soll, tut es dies ohne fremde Hilfe. Aus dem 14 Meter breiten Traktor wird dann im Handumdrehen ein 14 Meter langes Gefährt mit Straßenzulassung.

Ein Blick ins Innenleben: Die Fahrer-Kabine wird dominiert von einem großen Display mit Touchpad, auf dem alle relevanten Informationen einlaufen. Foto: NexatEin Blick ins Innenleben: Die Fahrer-Kabine wird dominiert von einem großen Display mit Touchpad, auf dem alle relevanten Informationen einlaufen. Foto: Nexat

Wie kommt man auf die Idee, solch ein System zu entwickeln?
Eine Hauptmotivation für das Projekt ist der Klimawandel. Vor dem Hintergrund von Bodenverdichtung, Monokulturen, Erosion, hohem Energieverbrauch und CO₂-Ausstoß auf der einen Seite, Nahrungsmittelsicherheit, langfristiger Wirtschaftlichkeit und Zukunftssicherung der Landwirtschaft auf der anderen Seite, beschäftigt sich Klemens Kalverkamp seit Mitte der 2010er-Jahre intensiv mit dem Thema regenerative Landwirtschaft. „Wie können wir besser, effizienter und nachhaltiger werden? Gerade Böden spielen dabei eine Schlüsselrolle, denn sie fungieren als enorme Kohlenstoffspeicher. Werden sie geschont und gezielt aufgebaut, können sie langfristig CO₂ binden und damit aktiv zum Klimaschutz beitragen“, sagt der Firmengründer im Gespräch mit den OM-Medien.

Und weiter: „Vor 100 Jahren war der Humus- und Kohlenstoffgehalt vieler Ackerböden deutlich höher – teilweise doppelt so hoch wie heute. Ursachen dafür sind eine intensive Bodenbearbeitung, einseitige Fruchtfolgen und starker Einsatz von Düngemitteln, wodurch die Speicherfähigkeit für Nährstoffe und Wasser verloren ging.“ Kalverkamp warnt: „So wie jetzt können wir nicht noch 100 Jahre weitermachen. Wenn wir weiterhin Böden übernutzen und auf kurzfristige Erträge setzen, riskieren wir Ertragseinbußen und den Verlust wichtiger Ökosystemfunktionen.“ Die jüngsten Entwicklungen rückgängig zu machen und stattdessen „klimapositiv zu wirken“, sei möglich und „eine hohe Motivation“, die ihn und das Unternehmen antreiben, so der Seniorchef.  

Multifunktional: Im Einsatz auf dem Feld (links) besteht der Nexat aus einem Trägerfahrzeug mit einer Arbeitsbreite von 14 Metern. Soll das System seinen Standort verlassen, wird daraus im Handumdrehen ein 14 Meter langes Gefährt (rechts) mit Straßenzulassung. Foto:Multifunktional: Im Einsatz auf dem Feld (links) besteht der Nexat aus einem Trägerfahrzeug mit einer Arbeitsbreite von 14 Metern. Soll das System seinen Standort verlassen, wird daraus im Handumdrehen ein 14 Meter langes Gefährt (rechts) mit Straßenzulassung. Foto:

Wo ist das Nexat-System bereits im Einsatz?
2019 wurden die ersten Prototypen entwickelt, seit 2021 sind die ersten Fahrzeuge bei der Arbeit. Zu den Einsatzgebieten zählen Kanada, die Ukraine, Rumänien und Deutschland. Im Sommer dieses Jahres kam auch Brasilien hinzu.  Nexat hat dort eine eigene Tochtergesellschaft gegründet und den kommerziellen Vertrieb gestartet. In Deutschland sind Nexat-Systeme aktuell in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern im Einsatz.

Die Hauptabsatzmärkte von Nexat liegen weit entfernt. Was bedeutet das für den regionalen Standort?
Rieste ist und bleibt das Hauptquartier. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, heißt es von Nexat. Und das sind offenbar nicht nur Lippenbekenntnisse: Der Standort wird ausgebaut, um mehr Kapazitäten zu schaffen, mehr Maschinen zu produzieren und die Logistik zu verbessern. Darüber hinaus ist geplant, in Brasilien einen zweiten Produktionsstandort zu schaffen.


Info: Die Firma Nexat wird zusammen mit weiteren regionalen Playern am 1. OM-Forum Landwirtschaft von OM-Medien teilnehmen. Es findet am Dienstag (30. September) im OM-Medienhaus im Ecopark in Emstek statt. Beginn ist um 17.30 Uhr. Eintrittskarten können unter http://om-online.de/agrarforum gekauft werden.

Die Veranstaltung OM-Forum Landwirtschaft wird Ihnen präsentiert mit freundlicher Unterstützung von …

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