Das tut sich am Dümmer: neues Leben für das alte Seeschlösschen
Lembruchs einstmals beste Hotel-Adresse, das ehemalige Seeschlösschen, beherbergt jetzt 44 Wohnungen. Auch ein Gastronomie-Bereich ist geplant.
Carsten Sander | 10.04.2024
Lembruchs einstmals beste Hotel-Adresse, das ehemalige Seeschlösschen, beherbergt jetzt 44 Wohnungen. Auch ein Gastronomie-Bereich ist geplant.
Carsten Sander | 10.04.2024
So soll es aussehen, wenn im Herbst alles fertig ist: hier die Ansicht von der Großen Straße aus. Grafik: Architekturbüro Langfermann
Es war einmal ein Seeschlösschen… So könnte ein rührselig-romantisches Märchen beginnen, das den Leser in die Welt der Fantasie einlädt. So könnte aber auch eine Geschichte beginnen, die ganz woanders hinführt: auf eine Baustelle am Dümmer. Seit mehr als drei Jahren wird in Lembruch das ehemalige Hotel und Restaurant Seeschlösschen zu einer Wohnanlage mit 44 Einheiten und einem großen Gastronomie-Bereich umgebaut und erweitert. Im Herbst dieses Jahres sollen die Wohnungen endlich bezugsfertig sein, die Vermarktung startet laut der Bauherrengemeinschaft in Kürze. Ein Pächter für das Restaurant wird ebenfalls noch gesucht. Beim geführten Rundgang durch die alten und neuen Bereiche des Seeschlösschens stutzt der Laie allerdings. Fertigstellung bis Herbst? Aktuell ist vieles noch im Rohbauzustand. Fenster drin, Türen nicht, der eine Bereich hat bereits Fliesen und Echtholzfußböden, woanders tritt man noch auf staubbedeckten Beton. Der Aufzug fehlt, die Treppengeländer auch. Aber Timo Langfermann, Architekt aus Lohne sowie Mitglied und Sprecher der im Südoldenburgischen beheimateten dreiköpfigen Bauherrengemeinschaft, strahlt die Entspanntheit des Experten aus. „Wir sind im Endspurt“, sagt er und will damit ausdrücken: Jetzt geht es flott, alles liegt im Zeitplan. Die Außenarbeiten starten in diesen Tagen, was auch ein sicheres Zeichen dafür ist, dass es nun an den Feinschliff geht. Langfermann freut sich darauf und verspricht: „Die Außenanlagen werden auf keinen Fall 08/15 aussehen. Das wird sehr schick.“ Muss es auch. Denn wenngleich das Seeschlösschen sein Leben als Hotel ausgehaucht hat, bleibt es immer noch ein repräsentatives Gebäude in äußerst exponierter Lage im Lembrucher Ortskern. Dort an der Ecke Große Straße/Seestraße soll der Flanierbereich beginnen, den die Gemeinde auf den wenigen Hundert Metern Richtung Dümmer entwickeln will. Die Wohnanlage wird also zwangsläufig zu so etwas wie einer optischen Visitenkarte des Ortes. Die Gebäudeteile bieten dem Auge des Betrachters eine kontraststarke Mischung an. Der Hotel-Altbau hat seine schwarz-weiße Fachwerkfassade und die markant-geschwungenen Dachgauben behalten, der Wiedererkennungswert und damit auch die Erinnerung an Lembruchs einstmals erste Adresse ist somit geblieben. Neu dazugekommen sind zwei Anbauten – ein großer dort, wo sich einst der Saal des Hotels befand, ein kleinerer rechts vom Haupteingang. Die neuen Bereiche sind ein bisschen verspielt, aber auch klar in den Linien. Ein französischer Ringofen-Klinker bestimmt mit seiner kräftigen, dunkelroten Farbe und rauen Oberfläche das Äußere der Flachdachbauten. 3200 Quadratmeter Wohnfläche sind laut Auskunft der Bauherren im Inneren entstanden, aufgeteilt in eben 44 Wohnungen. Im Altbau des Hotels sind aus den ehemals 27 Zimmern 13 Appartements geworden. Alles sei „komplett entkernt“ und die gesamte Hotel-Infrastruktur entfernt worden, wie Langfermann betont. So sei der Standard im Altbau wie der in den Anbauten: auf Neubau-Niveau. „Die Ausstattung wird in allen Wohnungen gleich sein“, erklärt Timo Langfermann. Barrierefrei ist alles angelegt, Aufzüge werden installiert, jede Einheit hat ihren eigenen Balkon. Diese gehen nach hinten raus, Blickrichtung Dümmer. Im Erdgeschoss des großen, rückwärtigen Neubaus müssen die Wohnungen als Ferienwohnungen angeboten werden. Alle anderen Wohnungen sind zur freien Verwendung. Wie viel Geld die Investoren in das Projekt gesteckt haben, verraten sie nicht. Auch den Verkaufspreis pro Quadratmeter halten sie noch zurück. Aber so viel wird auch schon beim Gang durch die unfertigen Gänge und Räume klar: Schnäppchen sind hier nicht zu erwarten. Dafür böten die Wohnungen neben der exklusiven Lage und einmaligen Vorgeschichte des Gebäudes auch einen „hochwertigen Standard“, werben die Investoren. Sie möchten ausschließlich verkaufen und nicht als Vermieter auftreten. Ausnahme: der Gastronomie-Bereich. Auch dort kann von fertig noch nicht die Rede sein. Baumaterial wird gelagert, wo in naher Zukunft die Gäste speisen sollen. Aber der finale Ausbau werde ohnehin erst möglich, wenn mit dem Betreiber des Restaurants Wünsche sowie Notwendigkeiten abgeglichen sind. Einen geeigneten Pächter zu finden, ist jedoch die große Herausforderung. Es gelten gewisse Kriterien, die erfüllt werden müssen. Eines davon: „Fast Food möchten wir nicht“, so Langfermann. Aber ansonsten ist vieles denkbar. Auch die Abtrennung eines kleinen Ladenlokals rechts vom Haupteingang der knapp 400 Quadratmeter großen Gastro-Area ist denkbar. Ideen? Bewerbungen? Die Investoren sind offen dafür. Dass im alten Seeschlösschen überhaupt wieder Gastronomie angeboten wird, war Auflage der Gemeinde. Und wenn Gäste nach Spuren des alten Hotels suchen, dann werden sie allenfalls im Restaurant und auf der großzügigen Terrasse fündig. Im Außenbereich hat ein Balken mit dem Schriftzug „Seeschlößchen“ überlebt (Langfermann: „Der kann auch bleiben, wenn gewünscht“), und im Inneren sind der Kamin und der Tresen übrig geblieben. Anknüpfungspunkte also für jene, die sich erinnern wollen. Timo Langfermann ist klar, dass bei der Suche nach einem geeigneten Pächter möglicherweise viel Geduld gefragt sein wird. Für ihn und seine Mitstreiter sei auch ein längerer Leerstand kein Problem, wie er deutlich zu erkennen gibt: „Es ist nicht projektentscheidend, einen Pächter für den Gastro-Bereich zu finden.“Neues Leben für das alte Seeschlösschen: Der aktuelle Stand
Ehemaliges Hotel und Restaurant wird umgebaut: die Optik
Die Wohnungen
Die Gastronomie
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