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Norrenbrock will alle Barrieren abbauen

Sehr persönliche Ansichten – immer dieselben 10 Fragen. Dieses Mal: Franz-Josef Norrenbrock aus Cloppenburg.

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Setzt sich für die Belange von Menschen mit Behinderung ein: Franz-Josef Norrenbrock. Foto: Niemeyer

Setzt sich für die Belange von Menschen mit Behinderung ein: Franz-Josef Norrenbrock. Foto: Niemeyer

Und? Wie ging es in letzter Zeit?
Ich bin zu Beginn der Corona-Zeit in den beruflichen Ruhestand gegangen. Wer denkt, dass nach einem aktiven Berufsleben die Langeweile einkehrt, dem kann ich sagen: weit gefehlt. Unter anderem aufgrund der ehrenamtlichen Tätigkeit im Beirat für Menschen mit Behinderungen in der Stadt Cloppenburg habe ich einen ausgefüllten und erfüllenden Alltag. Ich finde die Zeit als Rentner sehr unbeschwert, unabhängig und insbesondere frei. Dies wird jedoch durch die aktuellen nationalen und internationalen Krisen negativ beeinflusst. Dies trübt das positive Gefühl und drückt immer mal wieder auf die Stimmung. Davon muss man sich immer wieder, so gut es geht, frei machen.

Was haben Sie sich einmal so richtig gegönnt?
Zu Beginn der Rentnerzeit habe ich mich im privaten Bereich mit barrierefreien Umbaumaßnahmen auf unserem Grundstück beschäftigt, verbunden mit der Installation einer zeitgemäßen Homematic-Technik im Haus, das im Frühjahr/Sommer durch eine speichergestützte Solaranlage mit Strom versorgt wird. Da ich sehr technikaffin bin, habe ich die erforderlichen Arbeiten tatkräftig unterstützt, auch, um einen Überblick und Einblick in die eingebaute Technik zu bekommen. Es gibt ständig Anpassungs- und Erweiterungsbedarf, sodass es für mich hierzu regelmäßig was zu tun gibt.

Wenn Sie König von Deutschland wären: Was gehört als Erstes abgeschafft?
Alle Barrieren abschaffen beziehungsweise abbauen! Positiv ausgedrückt: Barrierefreiheit im Sinne des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) beziehungsweise des weitergehenden niedersächsischen Behindertengleichstellungsgesetzes (NBGG) herstellen, um ein wirklich barrierefreies Land zu erreichen! Stellt sich sofort die Frage, was bedeutet genau barrierefrei? Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind (§ 4 BGG beziehungsweise § 2 NBGG). Von Barrierefreiheit profitieren alle, nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern auch ältere Menschen oder Familien mit Kindern.

Welchen Traum werden Sie sich als nächsten erfüllen (können)?
Wir, meine Frau und ich, werden in absehbarer Zeit wiederholt einige unbeschwerte Urlaubstage mit unserer noch nicht schulpflichtigen Enkelin verbringen. Wir freuen uns immer sehr auf diese Zeit. Es ist immer wieder schön, so viel Fröhlichkeit und unbeschwerte Lebensfreude zu sehen und insbesondere auch hautnah zu erleben. Das steckt einfach an. Dies bringt dann eine zutiefst befriedigende Abwechslung in unseren (Rentner-)Alltag.

„Es reizt mich ungemein, ganz am Anfang einer Entwicklung dabei zu sein. Etwas auszuprobieren, zu testen.“

Was tun Sie am liebsten?
Wie lieben wir es, intensive Zeit mit unserer Enkelin und deren Eltern zu verbringen, soweit es aufgrund der Entfernung (Cloppenburg – Berlin) möglich ist. Dank der heutigen Technik, wie Chatrooms und dergleichen, ist es zumindest jederzeit möglich, eine reale Echtzeitunterhaltung durchzuführen. Wir genießen die gemeinsame Zeit, besonders intensiv und, soweit wettertechnisch möglich, sehr ausgiebig im Garten, wo sich unsere Enkelin intensiv mit den Elementen Sand und Wasser in der Sandkiste und der Matschküche ausgiebig beschäftigen kann. Ich persönlich schätze ungemein, die aktuelle absolute Freiheit des täglichen Tuns, oder gegebenenfalls einfach mal nichts zu tun.

Welche Eigenschaften mögen Sie an sich selbst? Und welche nicht?
Ich mag gerne neue Dinge. Es reizt mich ungemein, ganz am Anfang einer Entwicklung dabei zu sein. Etwas auszuprobieren, zu testen. Ich mag einen ausgefüllten und erfüllenden Alltag. Jetzt als Rentner natürlich relaxed, mein Credo: Ich muss nicht, ich darf beziehungsweise ich kann … Ich steigere mich gerne tief in eine Aufgabe hinein. In so einer Phase kann ich schon mal meine Außenwelt beziehungsweise mein Umfeld etwas vergessen, ja, vielleicht sogar etwas vernachlässigen. Aber es ist niemals bös’ gemeint. Es ist einfach der anstehenden Sache geschuldet.

Welche TV-Sendung mögen Sie am liebsten?
Mein Fernsehbedürfnis hat sich im Laufe der Jahre immer weiter reduziert, aber nicht geändert. Das heutige Streamen ist gar nicht mein Ding. Die regelmäßig wiederkehrenden Europa- beziehungsweise Weltmeisterschaften im Fußball sprechen mich nach wie vor an. Die Spiele der deutschen Nationalmannschaft sind bei uns zu einem besonderen Eventerlebnis im Kollektiv geworden. Diese Spiele werden dann bei uns im größeren Kreis geschaut, es wird aktiv mitgefiebert, mitgelitten, gejubelt, getrauert, letztlich gemeinsam „genossen“. Ansonsten schaue ich mir gerne tiefgründigere Hintergrunddokumentationen allein an.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal treffen?
Eine bemerkenswerte Persönlichkeit ist für mich Verena Bentele. Sie ist von Geburt an blind und eine ehemalige deutsche Biathletin und Skilangläuferin. Von 1995 bis 2011 wurde sie als Blinde viermal Weltmeisterin und zwölfmal Paralympics-Siegerin. Sie war von 2014 bis 2018 Behindertenbeauftragte der Bundesregierung. Bentele ist seit 2018 die Bundesvorsitzende des Sozialverbandes VdK, der der größte Sozialverband Deutschlands ist. Ich schätze ihre enorme Sach- und Sozialkompetenz und die damit einhergehende klare und lösungsorientierte Sachargumentation. Ich würde mich gerne intensiv mit ihr austauschen.

Was würden Sie gerne einmal wieder essen?
Es gibt viele Dinge, die ich gerne esse. Vollendet beziehungsweise abgerundet wird für mich eine Mahlzeit durch die Atmosphäre und das Ambiente anlässlich einer Mahlzeit. Dies vorausgeschickt, hat für mich ein gemeinsames einladendes Frühstück im Verwandtschafts- oder Bekanntenkreis, verbunden mit einem relaxten Smalltalk, den größten Nährwert im doppeldeutigen Sinn.

Welches Thema bei OM-Medien hat Sie am meisten beschäftigt?
Die Ereignisse und Berichterstattung in den 90er-Jahren rund um den Mord an der 11-jährigen Christina (Nelly) Nitsch aus Strücklingen. Dieses Ereignis sorgte in unserer Region für sehr viel Aufmerksamkeit und insbesondere sehr viel Unruhe in allen Bevölkerungsschichten, auch unter den schulpflichtigen Kindern. Zu der Zeit war ich mit unserer etwa gleichaltrigen Tochter allein zu Hause, da sich meine Frau mit unserer jüngsten Tochter zu einer Reha in Süddeutschland befand. Dies war eine anspruchsvolle und sehr emotionale Zeit.


Zur Person:

  • Franz-Josef Norrenbrock ist 67 Jahre alt und lebt mit seiner Frau in Cloppenburg.
  • Der Rentner arbeitet ehrenamtlich als Vorsitzender des städtischen Beirats für Menschen mit Behinderung und setzt sich für deren Belange ein.
  • Vor seiner Rente arbeitete er als Berater in einem internationalen Dienstleistungsunternehmen.

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