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Kartoffeln 2.0: Von Omas Küche zum neuen Food-Trend

Hierzulande ist die Kartoffel eigentlich in einer Krise. Doch jetzt plötzlich gibt es einen Lichtblick für die tolle Knolle – und Rezepte mit Suchtfaktor.

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Von wegen Oma-Essen: Die Kartoffel findet wieder mehr den Weg in die „High Cuisine“, vor allem in Kombination mit aufregenden Wegbegleitern. Foto: Pixabay

Von wegen Oma-Essen: Die Kartoffel findet wieder mehr den Weg in die „High Cuisine“, vor allem in Kombination mit aufregenden Wegbegleitern. Foto: Pixabay

„Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln“ lautet eine aus dem Plattdeutschen stammende Redewendung, wenn etwas verwirrend abläuft und widersprüchlich ist. In Deutschland verlor die Kartoffel in den letzten Jahrzehnten an Beliebtheit. Sie wurde als altmodisches Essen verspottet oder war als angeblicher Dickmacher verpönt. Doch nun erlebt der Erdapfel plötzlich ein kleines Comeback. Was ist da los?

Überraschende Rückkehr der Knolle

In Deutschland ist der Pro-Kopf-Verbrauch schon lange nicht mehr so hoch wie noch etwa in den 50er Jahren, als er bei um die 180 Kilogramm pro Person gelegen haben soll. Jetzt aber gibt es eine statistische Überraschung.

„Pro-Kopf-Verbrauch von Kartoffeln erstmals wieder über 60 Kilogramm“, verkündete Ende 2024 die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Sie berief sich aufs Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL). 

Zahlreiche Kartoffeln verschiedener Sorten liegen an einem Obst- und Gemüsestand auf dem Wochenmarkt in Oldenburg zum Verkauf. Foto: ArchivZahlreiche Kartoffeln verschiedener Sorten liegen an einem Obst- und Gemüsestand auf dem Wochenmarkt in Oldenburg zum Verkauf. Foto: Archiv

63,5 Kilogramm (im Wirtschaftsjahr 2023/24; das meint Juli bis Juni) ist vorläufigen Zahlen zufolge der höchste Pro-Kopf-Verbrauch seit 12 Jahren. „Im Vergleich zum Vorjahr stieg der rechnerische Verbrauch von Speisefrischkartoffeln um 8,4 Kilogramm pro Person auf 25,5 Kilogramm.“ Der Verbrauch von Erzeugnissen wie Pommes, Kartoffelsalat, Chips sank dagegen um ein Pfund auf 38 Kilo.

Warum werden wieder mehr frische Kartoffeln gegessen?

Weshalb so viel mehr Speisefrischkartoffeln gekauft wurden, ist auch den Experten unklar. BZL-Leiter Josef Goos sagt: „Ein möglicher Grund könnte unter anderem sein, dass durch viele Sonderaktionen des Lebensmitteleinzelhandels, wie kleinere Gebindegrößen, Bürgerinnen und Bürger offenbar häufiger zu Kartoffeln griffen.“ Auch der gestiegene Absatz etwa bei Direktvermarktern auf Bauernhöfen statt in Supermärkten könnte eine Ursache sein.

Die Kartoffel spielt jedenfalls in der deutschen Geschichte eine besondere Rolle – und auch in der Sprache. Man denke an Redewendungen wie „Jemanden fallen lassen wie eine heiße Kartoffel“, „Für jemanden die Kartoffeln aus dem Feuer holen“, „Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln“.

Der Siegeszug der Kartoffel begann im 18. Jahrhundert. Seitdem ist die Knolle nicht mehr wegzudenken und kommt in Deutschland in den vielfältigsten Ausführungen auf den Tisch. Foto: PixabayDer Siegeszug der Kartoffel begann im 18. Jahrhundert. Seitdem ist die Knolle nicht mehr wegzudenken und kommt in Deutschland in den vielfältigsten Ausführungen auf den Tisch. Foto: Pixabay

Mitte des 18. Jahrhunderts trat die aus den Anden in Südamerika stammende Kartoffel ihren Siegeszug an. Der Preußenkönig Friedrich der Große ordnete in den 1750er Jahren den konsequenten Anbau an (sogenannte Kartoffelbefehle). Als erster Herrscher in Europa erkannte der Alte Fritz, dass das leicht anbaubare Nahrungsmittel die häufigen Hungersnöte verhindern könnte.

Identitätsstiftendes Lebensmittel für die Deutschen

„Daher war und ist die Kartoffel ein günstiges, nahrhaftes und lagerfähiges Nahrungsmittel. Das hatte zur Folge, dass die Kartoffel von einem fremden Lebensmittel so weit adaptiert wurde, dass sie aktiv in die bestehende Ernährungskultur integriert wurde und sogar zu einem identitätsstiftenden Lebensmittel für die Deutschen wurde“, erklärt Wahlen, der Professor an der Uni Gießen ist.

„Die Kartoffel wird mit Einfachheit und Bodenständigkeit assoziiert. Dabei sollte niemand unterschätzen, dass sie extrem vielseitig ist.“ In Krisen- oder Inflationszeiten könne das erschwingliche Grundnahrungsmittel verschieden zubereitet werden: gekocht, gestampft, gebacken, frittiert, gebraten.


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Und das brauchen Sie dafür:

  • 8 mittelgroße Kartoffeln
  • 100 Gramm geriebener Parmesan oder eine vegetarische Alternative
  • 3 Frühlingszwiebeln
  • 200 Gramm Sauerrahm (oder griechischer Joghurt)
  • 4 Esslöffel Olivenöl
  • 2 Esslöffel gehackte frische Kräuter, wie Petersilie, Schnittlauch, Thymian
  • 1 Prise Brauner Zucker
  • Salz, Pfeffer
  1. Kartoffeln waschen und in einem großen Topf mit Wasser mit der Schale ca. 20 Minuten kochen. Den Backofen auf 200 Grad vorheizen.
  2. Kartoffeln auf ein Backblech geben. Mit einem Kartoffelstampfer oder der Rückseite eines Glases die Kartoffeln leicht flach drücken, sodass sie aufplatzen.
  3. Parmesan großzügig über die Kartoffeln streuen und im vorgeheizten Ofen etwa 15 bis 20 Minuten backen.
  4. Währenddessen den Sauerrahm oder griechischen Joghurt mit Salz und Pfeffer würzen und in eine Schüssel geben. Die Frühlingszwiebeln waschen, kleinschneiden und in eine Schüssel geben.
  5. Für das Kräuteröl Olivenöl mit den gehackten, frischen Kräutern pürieren und mit Salz, Pfeffer und einer Prise braunem Zucker abschmecken und auf den noch warmen Kartoffeln verteilen.

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