Weiß er, was er will?
Die Äußerungen des US-Präsidenten zum Iran lassen keine klare Linie erkennen. Ob das Absicht ist oder Unschlüssigkeit, lässt sich wie immer bei Trump nur schwer beurteilen.
Georg Meyer | 18.06.2025
Die Äußerungen des US-Präsidenten zum Iran lassen keine klare Linie erkennen. Ob das Absicht ist oder Unschlüssigkeit, lässt sich wie immer bei Trump nur schwer beurteilen.
Georg Meyer | 18.06.2025
Was geht gerade im Iran vor? Man werde sich Israel und Amerika niemals ergeben, lässt der Oberste Führer des Landes, Ayatollah Ali Chamenei, die Welt und die eigene Bevölkerung wissen. Als Zeichen der Stärke sollte diese Vollmundigkeit aber nicht verstanden werden. Das Gegenteil ist der Fall. Nach den verheerenden Angriffen der israelischen Luftwaffe auf ihr Atomprogramm und der Tötung zahlreicher Armeeführer steht das Mullah-Regime mit dem Rücken zur Wand. Die vorzeitige Abreise Donald Trumps vom G7-Gipfel lässt Spekulationen über ein militärisches Eingreifen der USA ins Kraut schießen. Trump selbst stiftet munter Verwirrung an: Man wisse genau, wo sich Chamenei aufhalte, werde ihn aber nicht töten. Jedenfalls noch nicht! Typisch Trump, doch seine Drohung muss diesmal keine leere sein. Noch nie seit Beginn der islamischen Revolution 1979 war ein Regimechange im Iran wahrscheinlicher. Der Gottesstaat steht unübersehbar auf tönernen Füßen. Dass sich die seit Jahren unter den Sanktionen darbende Bevölkerung in der Mehrheit hinter ihn stellen wird, darf als ausgeschlossen gelten. Die Entscheidung liegt bei Trump. Er müsste seinen Wählern allerdings glaubwürdig verkaufen, warum die USA sich erneut in einen Krieg im Nahen Osten stürzen, statt sich gemäß der „Amerika First“-Doktrin aus fremden Händeln herauszuhalten. Ein Sturz der Mullahs würde die gesamte Architektur der Region verändern und auch Russland schwächen. Die Frage ist, ob Trump das überhaupt will. Die Frage ist, ob er überhaupt weiß, was er will.Der Gottesstaat steht auf tönernen Füßen
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