Die Gedankenspiele von Sahra Wagenknecht (Die Linke), eine eigene Partei zu gründen, schlagen Wellen. Mit dem Rücktritt der Linken-Bundestagsfraktionsvorsitzenden Amira Mohamed Ali, der als Sympathiekundgebung für Wagenknecht gilt, entwickelt sich ein veritabler politischer Sturm. Die Wellen, die der Rücktritt schlägt, drohen die Partei, die bundesweit in der Wählergunst um die 5-Prozent-Hürde herumdümpelt, zu verschlingen.
Dass Die Linke nicht mehr ihre politische Heimat ist, das macht Wagenknecht schon seit Jahren publik. Die in Talkshows gern gesehene, für aufreizende Thesen stehende und rhetorisch hoch befähigte 54-Jährige weiß, wie sie Wähler fangen kann. Mit ihrer Forderung, auf die Nöte der Geringverdiener, der kleinen Leute in dieser Republik zu schauen, setzt sie zudem auf Themen der Zeit.
"Auch wenn es eine neue Wagenknecht-Partei als Alternative zur AfD für alle Protestwähler und für Linksromantiker gäbe, sie wäre nie stark genug, bundespolitisch eine Rolle zu spielen."
Politische Erfolge haben mit Köpfen zu tun. Mit Wagenknecht in Person verbinden Wähler die Forderung nach einem umfänglich sorgenden Sozialstaat, finanziert von den Reichen und den großen Konzernen im Land. Die den Diskurs Suchende steht für eine linke Politik (fast) ohne Kompromisse.
Wagenknecht ist eine Gallionsfigur der Linken, wie sie einst Oskar Lafontaine war, Gregor Gysi noch ist. Niemand aus der jetzigen Führungsriege kann ihr das Wasser reichen, das weiß sie, und damit spielt sie. Auch wenn es eine neue Wagenknecht-Partei als Alternative zur AfD für alle Protestwähler und für Linksromantiker gäbe, sie wäre nie stark genug, bundespolitisch eine Rolle zu spielen. Zerlegt würde allerdings Die Linke – auf Dauer. Das weiß die kühl kalkulierende Wagenknecht. Der Sturm wird vorübergehen.