Tödliche Messerstiche im Regionalzug: Es bleiben Fragen offen

Es ist die Horrorvorstellung für Bahnreisende: Aus dem Nichts heraus hat ein 34-Jähriger Fahrgäste mit einem Küchenmesser angegriffen. Zwei junge Menschen starben. Während der Fahrt blieben in den engen Waggons keine Fluchtmöglichkeiten.

Die Gründe für die Tat blieben im Dunkeln. Wie Attacken in Zügen verhindert werden können? Gar nicht, denn Zugangs- oder Gepäckkontrollen wie an Flughäfen gibt es an Bahnhöfen nicht. Jeder kann jederzeit in jeden Zug einsteigen. Was der Sitznachbar im Rucksack oder unter der Jacke bei sich trägt? Man weiß es nicht.

„Akten über Straftaten und Verurteilungen blieben Puzzlestücke in einzelnen Bundesländern und Behörden, ohne dass jemand dieses Puzzle final zusammengesetzt hätte.“

Der „Fall Brokstedt“ zeigt aber auch noch etwas anderes auf – nämlich offenkundig Behördenversagen. Wäre die Zusammenarbeit länder- und behördenübergreifend besser gewesen, hätte der Täter vielleicht gar nicht in jenen Zug steigen können. Der jetzt Verurteilte lebte zunächst in NRW, war dort schon auffällig. Dann zog er nach Kiel, wo er Menschen mit einem Messer bedrohte. Weiter ging es nach Hamburg, wo er einen Mann mit einem Messer verletzte. Er kam ins Gefängnis, blieb auch in Haft auffällig – allerdings gelangten all diese Informationen oftmals nicht an die Stellen, wo sie hätten vorliegen müssen. So blieben Akten über Straftaten und Verurteilungen Puzzlestücke in einzelnen Bundesländern und Behörden, ohne dass jemand dieses Puzzle final zusammengesetzt hätte.

In all dem Wirrwarr um Zuständigkeiten und Informationsweitergaben zwischen Ausländerbehörden, Justiz und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge blieb das Gesamtbild, das bei genauem Hinsehen hätte entstehen können, auf der Strecke – mit verheerenden Folgen. Und welche Konsequenzen haben diese Erkenntnisse?