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Statistiken zu Messerattacken verschleiern die Realität

Thema: Die polizeilichen Erhebungen zu Messerattacken sind zu ungenau – Der Pass sagt zudem zu wenig über Hintergründe von Kriminalität aus.

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Es ist der übliche Reflex: Kaum ist ein erschreckender Anschlag geschehen, wird laut nach Ursachen und Hintergründen gesucht, um anschließend alles zu relativieren und später wieder zur Tagesordnung übergehen zu können. Aber jetzt, wenn die grausame Messerattacke von Aschaffenburg kurz vor der Bundestagswahl die Bevölkerung zu Recht beunruhigt, sitzt der Schreck tiefer. Vor allem die Politik fürchtet Schaden.

Das mag auch daran liegen, dass das oberflächliche Geschrei um Messer, Ausländer und Abschiebung die Stimmung anheizt, aber dem eigentlichen Thema nicht gerecht werden kann. Hilfreich sind leider auch nicht die polizeilichen Statistiken. Denn die Kriminalitätsstatistik der Bundesländer unterscheidet nur zwischen deutsch und nicht-deutscher Herkunft, ein Migrationshintergrund wird nicht erfasst. Zudem werden beim BKA Messerangriffe bei politisch motivierten Straftaten nicht explizit ausgewiesen. Warum nicht? Wäre der Aufschrei der Bevölkerung sonst zu groß?

„Wer Kriminalität wirklich bekämpfen und präventiv tätig werden will, muss Strukturen erkennen können.“

Tatsache ist, dass die Statistiken zu wenig Aufschluss über die Hintergründe von schweren Straftaten geben können. Der Eindruck muss entstehen, dass das politisch nicht gewollt ist. Wer aber wirklich beleuchten will, vor welchem Hintergrund schwere und extremistische Straftaten entstehen und wodurch diese begünstigt werden, muss näher hinschauen und auch den kulturellen Hintergrund beleuchten können. Der Pass allein sagt nichts aus.

Viele Flüchtlinge von 2015 besitzen längst die deutsche Staatsbürgerschaft, andere Migranten auch. Viele Täter sind in Deutschland geboren, aber kulturell anders aufgewachsen. Wer Kriminalität wirklich bekämpfen und präventiv tätig werden will, muss Strukturen erkennen können. Eine polizeiliche Statistik, die nur deutsch und nicht-deutsch kennt, verschleiert nur die Realität. Es wird Zeit, dass Politik und Behörden endlich den Mut finden, die erkennbaren gesellschaftlichen Probleme offen anzugehen.

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