Reiner Bürokratismus

Nein, es wäre nicht der richtige Weg, Menschen zur Kasse zu bitten, wenn sie ihren Impftermin im Rahmen des Corona-Schutzes nicht wahrnehmen. Der CDU/CSU-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat vollkommen Recht, dass sich mit Zwang gar nichts erreichen lässt. Im Gegenteil, es steht zu befürchten, dass sich in solchen Fällen die Impfunwilligkeit in der Bevölkerung wieder erhöhen könnte.

Auf der anderen Seite kann es aber auch nicht sein, dass Bürger Termine vereinbaren und dann nicht erscheinen. Das ist gegenüber denen, die lange auf einen Termin gewartet haben, in höchstem Maß unsolidarisch. Darauf gilt es immer wieder hinzuweisen. Das ist in diesen Tagen eine wichtige Aufgabe der Politik.

"Zusätzlicher Bürokratismus wäre da gefährlich."

Klaus-Peter Lammert

Wer aber darüber hinaus auch Strafgelder erheben will, der nimmt gleichzeitig in Kauf, dass ein weiteres Bürokratiemonster geschaffen wird. Schließlich müssen diejenigen, die bewusst nicht erschienen sind oder ihren Termin versehentlich verschwitzt haben, angeschrieben werden, dann müssen sie eine Stellungnahme abgeben, die muss bearbeitet werden, und schließlich fällt die Entscheidung, ob eine Strafe denn tatsächlich gerechtfertigt ist.

Statt solcherart Kräfte zu vergeuden, ist es viel sinnvoller, Personal für ein noch zügigeres Impfen derer einzusetzen, die ihren Termin nicht vergessen. Denn wenn es wirklich stimmt, dass die Delta-Variante wesentlich ansteckender ist als andere Varianten, dann ist Eile geboten. Zusätzlicher Bürokratismus wäre da gefährlich. Deswegen gilt auch hier: Weniger Bürokratie ist am Ende deutlich mehr.