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Petra Gerlach: „Ich will nicht flüchten“

Mit der Kandidatur für das Amt der Oberbürgermeisterin in Delmenhorst hat Gerlach „im Leben nicht gerechnet“. Hinter ihrem Wechsel nach Cloppenburg habe kein taktisches Kalkül gesteckt, betont sie.

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Getrennte Wege? Noch 17 Monate arbeiten Petra Gerlach und Dr. Wolfgang Wiese sicher zusammen. Was und wer dann kommt, ist offen. Auch Wiese hat sich bisher nicht festgelegt, ob er zur Wahl 2021 noch einmal als CDU-Bürgermeister-Kandidat antreten will. 	Foto: Kreke

Getrennte Wege? Noch 17 Monate arbeiten Petra Gerlach und Dr. Wolfgang Wiese sicher zusammen. Was und wer dann kommt, ist offen. Auch Wiese hat sich bisher nicht festgelegt, ob er zur Wahl 2021 noch einmal als CDU-Bürgermeister-Kandidat antreten will. Foto: Kreke

Diese Frau traut sich was: 17 Monate lang wird Petra Gerlach den Spagat zwischen Cloppenburg und Delmenhorst aushalten müssen. Sollte die Stadträtin im Oktober 2021 die Oberbürgermeister-Wahl gewinnen, beerbt die 47-Jährige ihren Ex-Chef im Delmenhorster Rathaus. Scheitert die studierte Verwaltungsexpertin, kehrt sie an einen Arbeitsplatz zurück, den sie trotz des Wahlkampfs weiter ausfüllen muss. Der Doppeldruck dürfte Kraft kosten, der ungewisse Ausgang auch.

Die Frau aus Ganderkesee wehrt Bewunderung wie Besorgnis wegen dieses beruflichen Spagats wortgewandt und selbstbewusst ab. Ihre Freizeit und ihr privates Engagement habe sie sich schon vor der Entscheidung einteilen müssen, sagt die in Ganderkesee lebende Stadträtin, die 24 Jahre lang Karriere in Delmenhorst gemacht hat, ehe der Cloppenburger Rat sie im September 2018 in die dreiköpfige Verwaltungsspitze der Kreisstadt wählte – ein taktischer Karriereschritt?

„Ich habe im Leben nicht damit gerechnet, dass mir diese Kandidatur angeboten wird“, betont Gerlach: „Ich hatte nie so etwas im Hinterkopf.“ Absehbar sei das nicht gewesen. Erst im September vergangenen Jahres, also ein Jahr nach ihrem Wechsel, rief an einem Wochenende der CDU-Kreisvorsitzende aus Delmenhorst, Bastian Ernst, an. Nach zwei Tagen Bedenkzeit sagte Gerlach zu. Denn: „So eine Perspektive bietet sich nur einmal im Leben.“

Eine Entscheidung gegen Cloppenburg bedeute das nicht. „Ich arbeite hier gern, ich will nicht flüchten“, beteuert die Chefin des Sozialressorts mit den Schwerpunkten Bildung und Familie: „Niemand muss Sorge haben, dass ich meine Arbeit hier vernachlässige. Und es wäre für mich nichts Enttäuschendes, wenn ich meine Arbeit hier fortsetze.“

Die Querelen um ihren einstigen Mentor und Förderer in Delmenhorst hätten für ihre Wechselbereitschaft keine Rolle gespielt, sagt Gerlach. SPD-Oberbürgermeister Axel Jahnz hatte seinen Verzicht erklärt, nachdem wegen einer falschen Besetzung des Verwaltungsausschusses Beschlüsse aus drei Jahren wiederholt werden müssen. „Ich will nicht Fehler ausnutzen, ich mache es, weil ich‘s gut machen kann“, sagt die selbstbewusste Stadträtin, die in Delmenhorst unter der Führung von drei Oberbürgermeistern eine steile Karriere hinlegte. „In Delmenhorst fühle ich mich zuhause“, sagte sie den Journalisten bei ihrer Präsentation.

Den engsten Führungskreis im Cloppenburger Rathaus informierte Gerlach erst wenige Tage vor der Pressekonferenz am Freitag. Die Reaktion von Bürgermeister Dr. Wolfgang Wiese habe sie erleichtert, erzählt die Stadträtin: Er habe Verständnis für ihre Bewerbung geäußert und seine Unterstützung zugesagt.

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