„Lieber Wladi, ich hoffe Du erinnerst Dich…“
Kolumne: Notizen aus dem wahren Leben – Ein Brief an einen ehemaligen Novizen beim sowjetrussischen Geheimdienst und was er bewirken könnte.
Andreas Kathe | 27.03.2025
Kolumne: Notizen aus dem wahren Leben – Ein Brief an einen ehemaligen Novizen beim sowjetrussischen Geheimdienst und was er bewirken könnte.
Andreas Kathe | 27.03.2025
„Lieber Wladi, ich hoffe, Du erinnerst Dich noch an unsere Erlebnisse in den glücklich überstandenen Kalter-Krieg-Zeiten.“ So begann ich recht forsch meinen Brief. Die beste Ehefrau von allen fragte: „Wem schreibst Du?“. „Ach“, sagte ich, „nur einer sehr entfernten Person aus längst vergangenen Jugendzeiten. Damals übte ich bei der Bundeswehr, mit einem Gewehr geradeaus zu schießen. Er war wohl so etwas wie ein Novize beim sowjetrussischen Geheimdienst in der DDR.“ „Ach, ihr kennt euch?“ - „Nein, nein, er ist nur sozusagen ein Zeitgenosse. Während ich von diesem Pfad abgebogen bin, das Gewehr wegstellte und mich zeitlebens für Frieden und Verständigung aussprach, ist er seinen Idealen treu geblieben. Er denkt noch immer, dass nur an Russlands Wesen die Welt genesen kann. Einer Überzeugung, der wir Deutsche früher – vor über 80 Jahren – in eigener Sache auch sehr stark anhingen. Mit recht üblen Konsequenzen.“ Nun war ich doch etwas aus dem Konzept gekommen. War ich falsch abgebogen, hatte Wladi vielleicht sogar die Wahrheit auf seiner Seite? Und Gott noch dazu. Denn, wie ich las, soll Gott selbst das russische Volk und natürlich damit auch seinen Führer auserwählt haben, der ganzen Welt den ewigen Sonnenschein zu bringen. Ein Glaube, von dem auch ein anderer großer Machtmensch in den USA beseelt ist. Wobei ich zweifele, ob in diesem Zusammenhang „Gott“ für die eigentlich ausschlaggebende Antriebskraft die richtige Bezeichnung ist. „Vielleicht hilft letztlich nur das Beten. Beten und darauf vertrauen, dass Gott nicht nur Russisch spricht.“ Noch dazu: Was soll denn ein Brief eines vor sich hin alternden Journalisten überhaupt bewirken? Wahrscheinlich wird er gar nicht zugestellt. Und wenn doch, wird vermutlich eine Vorzimmerdame einen Eingangsstempel draufdrücken und dann – ab damit in die Ablage „P“ neben dem Schreibtisch. Was tun? Den Brief an Wladi könnte ich trotzdem schreiben – zur eigenen Beruhigung. Oder Friedrich Merz anrufen und ihn beglückwünschen zu den neuen Bundeswehrmilliarden. Obwohl, das mit den Gewehren, die nicht so richtig geradeaus schießen, hatten wir schon vor gut 50 Jahren. Danach hat unser Militär vorrangig die bürokratischen Strukturen verstärkt. Eine Veranstaltung, in der wir Deutschen aus meiner Sicht unangefochtener Weltmeister sind. Vielleicht hilft letztlich nur das Beten. Beten und darauf vertrauen, dass Gott nicht nur Russisch spricht.
In dieser Rundtonne ist ja schon so manches verschwunden, was westliche Staatsfrauen und Staatsmänner in Richtung Moskau absandten. Selbst „Mister America“ ist kläglich gescheitert mit seinem 24-Stunden-Frieden im Krieg Russland-Ukraine. Was er selbst aber nicht wahrzunehmen scheint – wobei das Wort „Wahrnehmung“ in diesem Zusammenhang ohnehin eine ganz besondere Bedeutung erhält.Zur Person:
Gut und kompakt informiert zum Feierabend: Abonnieren Sie jetzt kostenlos unseren neuen WhatsApp-Kanal und erhalten den Newsletter „N'Abend, Oldenburger Münsterland“. Und nicht vergessen, die Benachrichtigungen auf dem Glocken-Symbol zu aktivieren! Hier geht es direkt zum WhatsApp-Kanal.