„Es kommt immer weniger Geld an“
Landwirte würden qualitativ hochwertige Produkte produzieren und Verantwortung für den Naturschutz übernehmen, aber nicht angemessen vergütet werden, argumentiert Eugen Hagen.
Hans Passmann | 26.10.2020
Landwirte würden qualitativ hochwertige Produkte produzieren und Verantwortung für den Naturschutz übernehmen, aber nicht angemessen vergütet werden, argumentiert Eugen Hagen.
Hans Passmann | 26.10.2020
Plädiert für eine angemessene Bezahlung landwirtschaftlicher Produkte: Landwirt und Ortsvorsitzender Eugen Hagen aus Lohe betrachtet die neue Agrarpolitik mit gemischten Gefühlen. Foto: C. Passmann
Sowohl der Agrarrat als auch das Europäischen Parlament haben sich auf einen Kompromiss in der „Allgemeinen Ausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik“ (GAP) geeinigt. Die neue Regelegung sieht vor, dass 20 Prozent der flächengebundenen Direktzahlungen für Öko-Regelungen eingesetzt werden sollten. Landwirte müssen davon keinen Gebrauch machen, können so aber so an zusätzliches Geld kommen. Nach wie vor sollen als Einkommensunterstützung pauschale Flächenprämien an Landwirte ausgezahlt werden. Die Neuregelung beinhaltet auch, wie der Umweltschutz besser in die europäische Agrarpolitik integriert werden kann. Doch die neue Agrarpolitik ist nicht unumstritten. Von der Flächenprämie insgesamt hält auch Landwirt Eugen Hagen aus Lohe nicht viel. Er kann GAP nicht viel abgewinnen. Hagen ist Vorsitzender des Ortslandvolkverbandes Barßel und ist somit Sprecher der Barßeler Landwirte. „Eigentlich wollen 95 Prozent der Landwirte gar keine Agrarförderung. Die Subventionen brauchen wir nicht, wenn wir Landwirte unsere Produkte entsprechend gut und angemessen bezahlt bekommen und der Verbraucher bereit ist, tiefer in die Geldbörse zu greifen“, sagt er. Sie würden qualitativ hochwertige Lebensmittel produzieren, betont Eugen Hagen. „Derzeit werden unsere Erzeugnisse nicht entsprechend vergütet. Wenn das nicht der Fall ist, brauchen wir natürlich die Flächenprämien, damit der Landwirt überlebt“, sagt Hagen. Doch der Großteil der Gelder solle auch in Zukunft nicht anhand von Bedürftigkeit oder Umweltfreundlichkeit vergeben werden, sondern nur nach der Fläche des Hofs. Jeder Eingriff der Politik in die Gesellschaft bedeute einen Rückschritt, stellt der Landwirt klar. „Eigentlich wollen 95 Prozent der Landwirte gar keine Agrarförderung.“ „Die Politik drückt uns immer mehr Auflagen auf und beim Bauer kommt immer weniger Geld an. Da habe ich die Inflation der vergangenen Jahren noch gar nicht mit gerechnet. Bei uns Landwirten muss das Geld ankommen. Teilweise befinden sich die Preise auf einem Level wie vor 30 Jahren. Unser Stundenlohn liegt unter dem Mindestlohn“, beklagt der Ortsvorsitzende. Die Forderung nach nachhaltiger und umweltschonender Bewirtschaft könne er nicht verstehen. „Wir leisten schon einen großen Natur- und Umweltschutz und tragen Verantwortung für den Erhalt unserer Kulturlandschaften. Höhere Standards für Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz brauchen wir nicht. Das leisten wir schon. Unser Berufsstand lebt mit der Natur und wirtschaftet entsprechend. Der Bauer macht die Natur nicht kaputt. Wir haben immer das Tierwohl im Auge“, so Hagen. Scheinbar verstehe das die Politik nicht. Den Landwirten würden immer mehr Flächen entzogen, um sie bebauen zu können. „Was ist damit?“, fragt er. Die Versiegelung von Flächen sei sicherlich nicht im Sinn des Umweltschutzes. „Wenn wir Landwirte noch mehr für die Umwelt leisten sollen, dann müssen wir dass auch vom Staat entsprechend bezahlt bekommen. Ich kann keine beispielsweise keine Fläche brachliegen lassen und ernte dafür nichts. Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen. Derzeit geht nichts mehr. Wir brauchen mehr, um zu überleben“, resümiert Eugen Hagen.Subventionen wären eigentlich nicht nötig
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