Von der Metropole in die Provinz, von der Bundeshauptstadt in die Stadt der Spezialindustrien, von Berlin nach Lohne: Dr. Henrike Voet hat mit ihrer Familie einen Schritt gewagt, den wohl nur diejenigen wirklich verstehen, die selbst im Oldenburger Münsterland beheimatet sind. Seit Dezember 2020 lebt die 38 Jahre alte Christdemokratin, die am 6. März zur ersten Bürgermeisterin der Stadt Lohne gewählt werden möchte, mit ihrem Mann Sebastian Emke und ihren zwei Kindern auf dem Voßberg – und fühlt sich pudelwohl.
Es ist eine klassische Südoldenburger Rückkehrergeschichte. Voet stammt aus der Dinklager Bauerschaft Bahlen, Emke ist gebürtiger Lohner. Nach dem Studium in Münster zog die promovierte Juristin mit ihrem heutigen Mann fürs Referendariat nach Berlin und legte dort ihr zweites Staatsexamen ab. Seit 2013 arbeitet sie als Regierungsdirektorin im Bundesministerium des Innern und für Heimat. Nach der Geburt ihrer jüngsten Tochter befindet sie sich aktuell in Elternzeit.
Sie und ihr Mann, ihre Jugendliebe, hätten das Leben an der Spree sehr genossen, sagt Voet. Die Geburt des ältesten Sohnes veränderte die Perspektive der jungen Eltern. "Nach jedem Heimatbesuch wuchs der Wunsch nach einer Rückkehr", beschreibt sie den inneren Entscheidungsprozess. Die weiterhin starke Verwurzelung vor Ort durch Familie und Freundeskreis tat ihr Übriges. Irgendwann habe dann festgestanden: Eine Dekade Berlin sind genug, jetzt geht es zurück in die Heimat.
"Das Oldenburger Münsterland steht in vielen Bereichen wahnsinnig gut da."
Dr. Henrike Voet, CDU-Bürgermeisterkandidatin in Lohne
Die Region kann laut Voet mit einem starken Angebot für Familien, einer starken Gemeinschaft punkten. "Das Oldenburger Münsterland steht in vielen Bereichen wahnsinnig gut da." Auf die Frage, ob ein Umzug ins Berliner Umland auch eine Option gewesen sei, kommt die Antwort prompt: "Nein, auf keinen Fall."
Der Neustart in vertrauter Umgebung stand zunächst ganz im Zeichen der Familie. "Kinder eröffnen einen neuen Blick auf die Welt", sagt Voet und nennt beispielhaft die Faszination ihres Sohnes fürs Blumenpflanzen und -gießen.
Die Balance von Familie und Beruf ist ihr wichtig
Ob beim Buddeln im Sandkasten, mit dem Laufrad rund um Vulhops Graben oder jetzt wieder mit dem Kinderwagen auf dem Weg zum Waldspielplatz auf der Rehwiese: Voet genießt das Familienleben, ist gerne mit ihren Kindern draußen auf Entdeckungstour. "Da kriege ich den Kopf frei." Häufig ist sie mit dem Nachwuchs auch bei den Eltern in Bahlen anzutreffen. Zur ihrer Familie pflegt Voet, die in einem Mehrgenerationenhaushalt aufwuchs (Voet: "das hat mich geprägt"), ein enges Verhältnis.
Durch ihre Kandidatur und den Wahlkampf hat sich Voets Terminkalender wieder merklich gefüllt. Den Auszeiten mit der Familie misst sie deshalb eine umso größere Bedeutung bei. "Es ist für das eigene Wohlbefinden wichtig, gedanklich nicht nur im beruflichen Alltag unterwegs zu sein." Ab und an ein Ortswechsel während der Arbeit erfrische das Denken und "macht nicht so betriebsblind", sagt sie.
Wenn die junge Mutter mal Zeit für sich findet, was momentan eher abends der Fall ist, liest sie gerne Sachbücher, meist mit Bezug zum aktuellen Zeitgeschehen. Ihr persönlicher Buchtipp ist aktuell "Die Macht der Geographie" von Tim Marshall. Sie gesteht, dass sie und ihr Mann durch die Kinder ein wenig zur Generation Netflix mutiert seien, gerne auch mal bei einer Folge "The Crown" auf dem Sofa entspannten.
Im Crosslauf war Voet einst flott unterwegs
Mehr Zeit hätte Voet gerne wieder fürs Joggen und generell für sportliche Aktivitäten. Während eines USA-Austauschs in der 11. Klasse habe sie Crosslauf für sich entdeckt. Dabei geht es querfeldein abseits befestigter Wege. "Ich war auch ziemlich gut. Mittlerweile ist Laufen für mich aber vor allem Freizeit."
Politisch interessiert und aktiv ist Voet schon lange. Vor mehr als 20 Jahren trat sie der Jungen Union bei. Beim CDU-Nachwuchs engagierte sie sich zeitweise als stellvertretende Kreisvorsitzende.
Voet hat Freude am wissenschaftlichen Arbeiten
Mit Politik und Familie hatte im Grunde auch das Thema ihrer Doktorarbeit zu tun. Voet hat zur Verfassungsmäßigkeit einer allgemeinen Kindergartenpflicht promoviert. "Nach dem 1. Staatsexamen hatte ich Lust auf etwas anderes. Professor Hans D. Jarass hatte mir die Betreuung angeboten", berichtet sie.
Verfassungsrecht ist selbst für viele Juristen ein staubtrockener Fachbereich. Voet hatte nach eigenen Angaben aber immer Spaß an der Arbeit. "Es hat mich gereizt, mir einen eigenen Zugang zu einem Thema zu verschaffen." Das eigenständige Arbeiten über einen längeren Zeitraum – "im Prinzip ein Projektmanagement, bei dem ich mir meine Zeit selbst eingeteilt habe" – sei herausfordernd und zugleich spannend gewesen, sagt die Lohnerin.
Fakten
- Am 6. März 2022 (Sonntag) wählen die Lohner einen neuen Bürgermeister.
- Für das höchste Amt der Stadt kandidieren Dr. Henrike Voet (CDU), Stephan Blömer und Frank Wassenberg (beide unabhängig und parteilos).
- Die Amtszeit des neuen Verwaltungschefs oder der Verwaltungschefin geht bis 2031. OM-Medien stellt die Bürgermeisterkandidaten jeweils in einem Porträt vor.
- Im zweiten Teil nehmen die Bewerber um den Posten des Hauptverwaltungsbeamten einzeln Stellung zu Themen, die die Lohner bewegen.
- Zusätzlich werden Videobeiträge mit den Kandidaten produziert. Die Drehorte haben für die Stadtentwicklung oder die Bewerber persönlich eine besondere Bedeutung.
- Die Videos werden parallel zum zweiten Teil dieser Wahlserie veröffentlicht.