Kinder und Jugendliche haben keine Lobby. Das hat die Corona-Pandemie gnadenlos veranschaulicht. Während der Wirtschaft berechtigterweise finanzielle Polster gebettet wurden, durften die Kleineren der Republik artig zu Hause vorm Rechner sitzen und lernen. Meist von mittelmäßigem Erfolg gekrönt. Das Schuljahr hätte wohl besser wiederholt werden können. Aber das ist bei Weitem nicht das schlimmste Resultat der Schulschließungen.
"Die Psyche reagiert auf Krisen immer zeitversetzt und meist überdauernd", sagt Andrea Spies, Vorsitzende der Sektion Schulpsychologie im BDP. Demnach lässt sich zurzeit nur erahnen, welche Dimensionen das keine-Freunde-mehr-sehen, keine-Hobbys-mehr-ausüben, kein-Sport-mehr-machen, keine-kindergerechte-Betreuung-mehr-bekommen und so weiter haben werden. Ganz zu schweigen davon, dass die zunehmenden psychischen Erkrankungen Jugendlicher auch ihre Schulabschlüsse gefährden.
"Es wird Zeit, dass sich die Politik selbst zur Lobby der Kinder und Jugendlichen macht. Und jetzt bitte mit Ehrlichkeit."
Max Meyer
Die Politik ist deshalb aus zweierlei Hinsicht gefordert, so etwas wie einen Masterplan zu erstellen, um ihrem Plädoyer, "Unsere Kinder sind die Zukunft", nur einigermaßen gerecht zu werden.
Allerdings gestaltet sich das äußerst schwierig: Es gibt kaum Therapieplätze. Schulpsychologen und Sozialarbeiter gibt es in allen Schulzweigen noch zu wenige. Familienberatungsstellen sind vielerorts eingerichtet, genutzt werden sie kaum. Und das Wohlbefinden der eigenen Jugend auf die Arbeit von Vereinen abzuwälzen, wäre feige. Heißt: Es wird Zeit, dass sich die Politik selbst zur Lobby der Kinder und Jugendlichen macht. Und jetzt bitte mit Ehrlichkeit.