Der Idealismus und der Ehrgeiz, mit dem die Klimaaktivisten der Letzten Generation ihre Forderungen für eine drastische Ausweitung des Klimaschutzes vehement vorantreiben, sind bemerkenswert. Trotzdem haben die Mitglieder bis heute nicht begriffen, dass ihre Form des Protests genau das Gegenteil von dem bewirkt, was sie eigentlich wollen – nämlich das Thema Klimaschutz in den Mittelpunkt zu rücken. Stattdessen bestimmen zu Recht Schlagzeilen über verärgerte Urlauber, wütende Autofahrer und auch Straftaten die Nachrichten. Ja, Protest ist wichtig, Protest ist ausdrücklich erlaubt. Wer aber dabei den Boden des Gesetzes verlässt, der verwirkt eben auch sein Recht darauf und muss sich die Konsequenzen gefallen lassen.
Und hier steckt das Dilemma: Die Forderungen der Letzten Generation sind gelinde gesagt harmlos. Sie fordert ein Tempolimit auf der Autobahn, ein flächendeckendes 9-Euro-Ticket und einen Gesellschaftsrat, der sich mit Klimaschutzmaßnahmen auseinandersetzt. Doch mit Blockaden von Straßen und Flughäfen liefern die Aktivisten immer mehr Wasser auf die Mühlen derer, die einen ernsthaften Klimaschutz gar nicht wollen. Noch im Mai berichtete etwa der „Spiegel“, dass sich einer Umfrage zufolge die Hälfte der Menschen in Deutschland eigentlich gar nicht mehr Tempo beim Klimaschutz wünscht – sondern eher weniger.
"Es ist kein Geheimnis, dass die Politik in höchstem Maße verantwortungslos mit der Klimakrise umgeht und die selbst gesteckten Klimaziele Jahr für Jahr mit Pauken und Trompeten reißt."
Diese Ernüchterung muss die Letzte Generation antreiben, schnellstens andere Wege zu finden, Mehrheiten für mehr Klimaschutz zu generieren. Denn das Thema ist zu wichtig, um es an der Verärgerung der Bevölkerung über Klebeaktionen scheitern zu lassen. Es ist kein Geheimnis, dass die Politik in höchstem Maße verantwortungslos mit der Klimakrise umgeht und die selbst gesteckten Klimaziele Jahr für Jahr mit Pauken und Trompeten reißt. Doch normale Bürger für das Versagen der Politik zu bestrafen und zu bevormunden ist falsch. So rückt der Klimaschutz noch mehr ins Abseits.