Die Franzosen haben ihr Lachen verloren

Weniger als 2 Minuten dauerte der barbarische Anschlag, der bis heute die französische Nation beschäftigt: Islamistische Terroristen richteten ein Blutbad in der Redaktion des Satire-Magazins „Charlie Hebdo“ an.

Der Angriff auf die Meinungsfreiheit und der damit verbundene kollektive Schock mündete nach dem 7. Januar 2015 umgehend in eine Art unbeugsame Einigkeit der Nation. Von dieser Geschlossenheit ist 2025 nur noch wenig zu spüren. Die Migrationsfrage bestimmt den politischen Diskurs. Das Land ist zutiefst gespalten.

Die gesellschaftliche Entwicklung findet sich im Erstarken der extremen Rechten in der Nationalversammlung wieder, die jede Straftat eingewanderter Bürger zur Schlagzeile macht. Und auch der extremen Linken, die im Zuge des Hamas-Terrors auf Stimmenfang der propalästinensischen Bevölkerung in den Vororten geht. Die Polarisierung der Bevölkerungsgruppen stört das gesellschaftliche Miteinander. Humor ist in diesem Zusammenhang kein gern gesehener Gast mehr.

„Ohne den Sinn für Humor, die Macht der Satire, wird das Leben trostlos.“

So verkommen die ermordeten Redakteure des Satiremagazins eine Dekade nach dem Massaker zu überlebensgroßen Märtyrern der Meinungs- und Pressefreiheit. Ja, letztlich des Humors, der Menschen einen, statt trennen soll.

Der Fokus der französischen Gesellschaft liegt zurzeit mehr auf dem Trennenden statt Einenden. Der Staat steckt in der Krise. Und das Selbstverständliche in einer Demokratie, wie die Meinungs- und Pressefreiheit, ist zu einer äußerst sensiblen Sache geworden.

Die Franzosen haben ihr Lachen verloren. Es fällt mit einer tief klaffenden, nicht zu verheilen wollenden Wunde schwer. Aber: Ohne den Sinn für Humor, die Macht der Satire, wird das Leben trostlos. Der 10. Jahrestag des Blutbades auf das Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ lädt dazu ein, darüber nachzudenken. Vielleicht kann ein wenig Humor dem französischen Volk in diesen turbulenten Zeiten etwas Trost spenden.