Der Rücktritt der Grünen-Vorsitzenden ist der richtige Schritt

Ricarda Lang und Omid Nouripour übernehmen die Verantwortung für die katastrophalen Wahlergebnisse der zurückliegenden vier überregionalen Wahlen und treten gemeinsam mit dem Rest des Bundesvorstandes von ihren Ämtern zurück. Und das, obwohl die Grünen in den Ergebnis-Grafiken immer noch eigenständig ausgewiesen werden und nicht, wie die FDP, unter „Sonstige“.

Der Schritt wird überwiegend mit Respekt aufgenommen, ist doch die Übernahme von Verantwortung im Politikbetrieb zuletzt etwas aus der Mode gekommen. Man mag sich aber trotzdem fragen, wie groß die Verantwortung der beiden Vorsitzenden für die Wahlschlappen der Grünen ist. Schließlich werden meist die grünen Bundesminister, allen voran Robert Habeck, mit konkreter grüner Politik in Verbindung gebracht.

„Der harte Kern der Grünen-Wähler allein reicht für gute Wahlergebnisse nicht mehr aus. Und sie sind auch parteiintern nicht unumstritten.“

Trotzdem ist der Rücktritt richtig. Denn Lang und Nouripour stehen für den Auftritt und vor allem für den politischen Kurs der Gesamtpartei. Und dem, so scheint es, wollen immer weniger Menschen folgen. Der harte Kern der Grünen-Wähler allein reicht für gute Wahlergebnisse nicht mehr aus. Und sie sind auch parteiintern nicht unumstritten. Von falschen Schwerpunkten ist die Rede, von missglückten Auftritten, mangelhafter Kommunikation, schlechter Performance.

Und dann ist da noch der Blick in die nahe Zukunft. Immer öfter ist von vorgezogenen Neuwahlen die Rede. Da muss die Partei geschlossen eine politische Linie verfolgen – und deutlich machen, was ihr wichtig ist, wofür (und nicht: wogegen) sie konkret eintritt und dass sie auch Sorgen der Menschen ernst nimmt, die nicht zu ihrer Kernwählerschaft gehören. Lang und Nouripour könnten das nicht mehr überzeugend leisten. Bleibt zu hoffen, dass die Basis die Zeichen der Zeit erkannt hat.