Das Nachrichtenportal vonMünsterländische Tageszeitung MT undOldenburgische Volkszeitung OV

Der Führungswechsel von Weil zu Lies ist ein kluger Schachzug

Thema: Führungswechsel in SPD und im Amt des Ministerpräsidenten – Stephan Weil tritt in Würde ab. Und Olaf Lies kann mit einem gewichtigen Amtsbonus in die Landtagswahl 2027 starten.

Artikel teilen:

Ein echter Paukenschlag war es nicht. Schon lange kursierten im Land handfeste Gerüchte darüber, dass Stephan Weil seine Ämter als SPD-Landesvorsitzender und als Ministerpräsident abgeben würde – und dass Wirtschaftsminister Olaf Lies sein Nachfolger werden soll.

Gleichwohl hat Weils offizielle Ankündigung seines nahen Rückzugs von Dienstag einen zäsurhaften Charakter. Schließlich ist Weil seit 2013 Regierungschef in Niedersachsen – und noch einige Monate länger leitet er den SPD-Landesverband. In beiden Fällen kann er eine im Gesamtergebnis positive Bilanz vorweisen. Lies, der einen wesentlichen Anteil daran hatte, ist mithin in der doppelten Nachfolge Weils die logische Besetzung.

Es gehört zu Weils größten Verdiensten für die Sozialdemokratie, Niedersachsen als „SPD-Land Nummer eins“ etabliert zu haben – als Parteichef, aber vor allem als Ministerpräsident. Eine der Voraussetzungen dafür war es, in der Partei für Geschlossenheit zu sorgen. Dass dies gelungen ist, war erstaunlich. Denn die SPD war 2012 in ein Weil- und in ein Lies-Lager gespalten, als es um die Parteiführung und um die Frage der Spitzenkandidatur ging.

„Die ehemaligen Konkurrenten Weil und Lies wurden zu einem effektiven Gespann. Beide sind populär.“

Es darf vermutet werden, dass der damalige Verlierer Lies ebenfalls erheblich ausgleichend gewirkt hat – und sich auf eine lange Zeit als „Kronprinz“ mit Weils Segen eingestellt hat. Loyalität und eine gute Arbeit als Minister in verschiedenen Ressorts waren der Preis, den er für diese Rolle zu zahlen hatte. Er hat sich bewährt.

Die ehemaligen Konkurrenten Weil und Lies wurden zu einem effektiven Gespann. Beide sind populär. Es war deshalb ein kluger Schachzug, dies als Grundlage für einen vorzeitigen Führungswechsel zu nutzen, den Weil nie ganz ausgeschlossen hatte. Lies kann aufgrund seiner Regierungserfahrung und Bekanntheit mit einem vorab potenzierten Amtsbonus in die Landtagswahl 2027 ziehen. Weil wiederum, der eine nachlassende Energie im Alter von 66 Jahren eingestand, tritt jetzt in Würde ab – angesichts seiner Leistung, der Bereitschaft zum Generationenwechsel und der verantwortungsvollen Haltung sich selbst sowie dem Land gegenüber.

Gut und kompakt informiert zum Feierabend: Abonnieren Sie jetzt kostenlos unseren neuen WhatsApp-Kanal und erhalten den Newsletter „N'Abend, Oldenburger Münsterland“. Und nicht vergessen, die Benachrichtigungen auf dem Glocken-Symbol zu aktivieren! Hier geht es direkt zum WhatsApp-Kanal

Hier klicken und om-online zum Start-Bildschirm hinzufügen

Der Führungswechsel von Weil zu Lies ist ein kluger Schachzug - OM online