Abgang einer linken Ikone
Thema: Warum die Politik Sahra Wagenknechts mit der von Rosa Luxemburg nichts gemeinsam hat.
Werner Kolhoff | 21.03.2025
Thema: Warum die Politik Sahra Wagenknechts mit der von Rosa Luxemburg nichts gemeinsam hat.
Werner Kolhoff | 21.03.2025

Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich, dachte ich, als ich am Dienstag die Protestaktion der BSW-Abgeordneten im Bundestag sah. „1914 wie 2025. NEIN zu Kriegskrediten!“ stand auf den Schildern, die sie stolz hochhielten. Das „Nein“ groß geschrieben. Unwillkürlich kam mir die „Internationale“ ins Ohr: „Auf zum letzten Gefecht“. Besonders komisch sah dabei der Arbeiterführer Klaus Ernst aus, den ich morgens manchmal sehe, wenn er seinen Porsche aus der Tiefgarage fährt. Er wohnt bei mir in der Gegend. Bei Sevin Dagdelen hingegen wunderte ich mich nicht. Unvergessen, wie sie am 18. Februar 2022 bei einer Demonstration in Berlin ausrief: „Sicherheit für Russland ist Sicherheit für unser Land“. Und dass es amerikanische „Kriegstreiberei“ sei, zu behaupten, ein russischer Angriff stehe bevor. Wie gesagt, das war vier Tage vor dem Überfall auf die Ukraine. Ja, und natürlich Sahra Wagenknecht, Möchtegern-Klon der legendären Kriegsgegnerin von 1914, Rosa Luxemburg, übrigens eine Jüdin. Die hat der Nachwelt immerhin den Satz „Freiheit ist immer Freiheit des Andersdenkenden“ hinterlassen. Von Wagenknechts jetzt endender Parlamentszugehörigkeit bleibt vor allem die Erinnerung daran, dass sie nach der Rede von Shimon Peres zum Holocaust-Gedenktag 2010 demonstrativ sitzen blieb, weil der israelische Präsident „für Krieg verantwortlich“ sei. Nur nebenbei: Peres, dessen Familie von den Nazis ausgelöscht wurde, hat für seine Politik den Friedensnobelpreis erhalten. „Nichts, absolut gar nichts an der damaligen Situation ist vergleichbar mit heute.“ Zurück zu 1914. Als der Reichstag damals am 4. August über die Kriegskredite abstimmte, hatten Kaiser und Regierung schon Serbien, Russland und Frankreich den Krieg erklärt und mobil gemacht. Belgien wurde bereits besetzt. Nun forderte die Obrigkeit Patriotismus. „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kennen nur noch Deutsche“, rief der Kaiser aus. Die SPD folgte, nach heftigen Diskussionen. Luxemburg und Liebknecht nicht, und das war eine sehr ehrbare Haltung. Nichts, absolut gar nichts an der damaligen Situation ist vergleichbar mit heute. Deutschland will niemanden angreifen, sondern sich besser verteidigen können, und das nicht allein, sondern zusammen mit vielen anderen Staaten Europas, die von Putin bedroht und von den USA im Stich gelassen werden. Das ist die Lage. Hätte das BSW Plakate gegen Moskaus Imperialismus und Putins Kriegswahn hochgehalten – das wäre ein Abgang im Sinne Rosa Luxemburgs gewesen. So war es nicht mal ein Abklatsch.Zur Person:
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