5 Jahre Corona: Was lief gut, was nicht?
Zwischen Aufarbeitung und Gedenken: Im Februar 2020 kam das Coronavirus nach Niedersachsen. Wie blicken Politiker und Experten heute auf die Pandemie zurück?
DPA | 18.02.2025
Zwischen Aufarbeitung und Gedenken: Im Februar 2020 kam das Coronavirus nach Niedersachsen. Wie blicken Politiker und Experten heute auf die Pandemie zurück?
DPA | 18.02.2025
Ministerpräsident Weil hält das Vorgehen in der Corona-Krise für „insgesamt gut gelungen“ – auch wenn er rückblickend manches anders machen würde. Archivfoto: dpa/Stratenschulte
Die Corona-Zeit war eine Zäsur: Die Einschnitte in das alltägliche Leben waren tief, die Sorge vor Ansteckungen greifbar. Schulen und Kitas und Büros wurden geschlossen, Unternehmen gerieten in existenzielle Nöte, soziale Kontakte blieben oft auf der Strecke. Vielen Menschen scheint diese Zeit mittlerweile weit entfernt, andere kämpfen bis heute mit den Folgen und Begleiterscheinungen. 5 Jahre ist der Ausbruch der Pandemie nun her: Am 29. Februar 2020 wurde auch in Niedersachsen die erste Infektion bestätigt. Die Deutsche Presse-Agentur hat anlässlich des Jahrestags Politikern, Wissenschaftlern und weiteren Akteuren die vier gleichen Fragen gestellt. Was lief gut in der Pandemie? Was muss in einer nächsten Pandemie anders laufen? Wie sollte die Aufarbeitung jetzt gestaltet werden? In der Politik dringt insbesondere die AfD auf eine Aufarbeitung. „Aus wissenschaftlichen, medizinischen und ethischen Gründen ist eine Aufarbeitung der Corona-Pandemiezeit unerlässlich“, sagt die Landtagsabgeordnete Delia Klages. Bisher werde das ihrer Ansicht nach in Deutschland nicht ernsthaft betrieben. Auch der CDU-Politiker Holsten sagt, viele Menschen warteten noch auf Antworten. Er fordert eine bessere Versorgung für Long-Covid-Patienten, eine ernsthafte Unterstützung für Menschen mit Impfnebenwirkungen sowie deutlich mehr psychotherapeutische Angebote vor allem für Kinder und Jugendliche. Regierungschef Weil erinnert daran, dass ein Corona-Sonderausschuss des Landtags bereits Anfang 2022 einen Bericht mit Empfehlungen vorgelegt hat. Dazu zähle, dass man „neue, kreative Formen der Pflege und der Ermöglichung von sozialer Teilhabe“ erarbeiten müsse. In dem Papier steht jedoch auch, ein schneller gesellschaftlicher Lockdown sei bei dynamischem Infektionsgeschehen mit hoher Gefährdungsintensität und hohen Fallzahlen bis zur Entwicklung alternativer Präventionsstrategien „unabwendbar“. Der Präsident des Landesgesundheitsamts Feil weist darauf hin, dass man bei allen Planungen flexibel bleiben müsse, da eine neue Pandemie auch andere Bevölkerungsgruppen betreffen könnte als Corona. Sollte das Land ein Gedenken für die Corona-Opfer organisieren? Der CDU-Abgeordnete Holsten sagt: „Gedenken ist wichtig, aber es darf nicht zum politischen Symbolakt verkommen.“ Solange Menschen noch auf Unterstützung warteten und es immer noch Erkrankungen gebe, müsse der Fokus auf Hilfe und Aufarbeitung liegen. Die AfD-Politikerin Klages sagt, vor einem Gedenken gelte es zu klären, wer denn zu den Opfern zähle: „Sicherlich sind es die Menschen, die an der Infektion starben. Aber was ist mit den Menschen, denen eine falsche Therapie das Leben gekostet hat? Oder jenen, die sich aus Angst vor einer Infektion das Leben genommen haben?“ Darüber hinaus gebe es noch die Geimpften, die Opfer von Nebenwirkungen geworden seien. Landesbischof Meister formuliert einen Appell: „Gottesdienste, Gedenktage und Orte müssen eine Mahnung sein, dass wir etwas lernen aus den Erlebnissen in der Pandemie. Dass wir sicherstellen, dass niemand allein bleibt.“
„Unsere Gesellschaft hat ihren Heilungsprozess noch nicht bewältigt“, sagt Landesbischof Meister. Er unterstützt Forderungen nach einer ergebnisoffenen und transparenten Aufarbeitung ohne Schuldzuweisung und sagt: «Die Pandemie hat uns gelehrt, dass wir als Gesellschaft beständig am Gemeinsinn arbeiten müssen, um künftigen Krisen besser zu begegnen.»
Ministerpräsident Weil verweist darauf, dass an vielen Orten bereits dezentral an die Corona-Opfer erinnert werde. So wurde auf einem Friedhof in Hameln ein Denkmal für die Verstorbenen errichtet, und in Wildeshausen wurden Bäume gepflanzt. „Auch der jetzige fünfte Jahrestag des Beginns der Pandemie ist nach meinem Eindruck ein Anlass, sich zu erinnern und an die zu denken, die ihre Corona-Infektion nicht überlebt haben oder die nach wie vor ganz erheblich unter den Langzeitfolgen leiden“, sagte Weil.
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